2466 Die Dimitris Tatsopoulos verlässt das Sonnensystem als erstes Auswandererschiff mit Überlichtantrieb.

Ziel ist Luhman 16 in 6 1/2 Lichtjahren Entfernung. Der Flug dauert 35 Jahre. Luhman 16 ist ein System von brauen Zwergen mit mehreren Planeten und Monden. Die Auswanderer sind Survivalisten. Sie befürchten, dass die solare Zivilisation dem Untergang geweiht ist, sobald sie sich anderen Zivilisationen öffnet. Die Survivalisten steuern mit Luhman 16 absichtlich ein unattraktives System ohne bewohnbare Planeten an.

Die Besatzung besteht vollständig aus Uploads in Mechs, kybernetischen Androiden und klassischen Roboter in allen möglichen Formen und Funktionen. Die Mechs sind nicht auf bewohnbare Planeten angewiesen. Sie planen mit der mitgebrachten Ausrüstung Bodenschätze von den Monden des Systems zu extrahieren und eine interplanetare Zivilisation aufzubauen. Dafür führen sie Autofabs mit und eine große Bibliothek von Designs.

Die Dimitris Tatsopoulos fliegt effektiv mit einem Viertel der Lichtgeschwindigkeit. Der Stand der Technik ist 5-mal schneller als die Reisegeschwindigkeit der Dimitris Tatsopoulos. Aber moderne Antriebe können die theoretisch mögliche Maximalgeschwindigkeit nur für kurze Zeit aufrechterhalten. Bei hoher Geschwindigkeit sind die Antriebe sehr fehleranfällig. Überlichttriebwerke sind komplexe und fragile Maschinen. Sie operieren mit hohen Leistungsdichten an der Grenze des technisch Machbaren im Bereich der Energieversorgung, der Raummodulation und bei der Abstimmung der Gerätegeometrie mit Sub-Nanometer Toleranzen. Fliegt man nicht mit der theoretischen Maximalgeschwindigkeit, sondern deutlich langsamer, dann sind die Antriebe weniger belastet und laufen wesentlich länger.

Der Antrieb der Dimitris Tatsopoulos ist optimiert für die geplante Reisegeschwindigkeit. Überlichtantriebe, die 1/4 der Lichtgeschwindigkeit leisten, wie der der Dimitris Tatsopoulos, gibt es schon seit 25 Jahren. Aber erst jetzt ist die Technik so weit fortgeschritten, dass der Antrieb sehr lang durchgehend laufen kann. Die Besatzung der Dimitris Tatsopoulos hat die Hoffnung, den ÜL-Antrieb über Jahrzehnte funktionsfähig halten zu können. Das Schiff führt großen Mengen an Ersatzteilen und Fabinput mit, um den Antrieb bei Bedarf zu reparieren.

http://jmp1.de/h/2466

#interstellar #Auswanderer #Survival #Mech #Upload #Android

2453 Voyager 1 wird wieder gefunden.

Der BuzzGenerator TeraXinxi von Ceres benutzt ein experimentelles Überlichtschiff, um die Voyager 1 Sonde aufzubringen. Voyager 1 ist zu diesem Zeitpunkt 1700 Astronomische Einheiten (10 Lichttage) vom inneren System entfernt. Die Reise ins Zielgebiet dauert einen Monat. Nach einer längeren Suche wird die Sonde tatsächlich gefunden und eingebracht. Mitgereiste Wissenschaftler untersuchen die Sonde und machen einen detaillierten 3D-Scan.

Dann wird die Isotopenbatterie wieder aufgeladen, ein modernerer Transceiver eingesetzt und das Kommunikationssystem neu programmiert. Dahinter verbirgt sich die Absicht, einige Zeit weiter mit der Sonde zu kommunizieren. Die Sonde wird dadurch wesentlich verändert. Dieser Teil der Aktion ist sehr umstritten, da die Sonde von der Koalition vor langer Zeit zum technischen Erbe der Menschheit erklärt wurde. Anschließend wird die Sonde wieder auf ihrem ursprünglichen Kurs ausgesetzt, um die lange Reise fortzusetzen.

24 Jahre später wird die Sonde noch einmal besucht. Ein Wissenschaftskanal (Etaupi) plant zum 500. Jubiläum des Starts von Voyager eine Serie über die frühe Raumfahrt. Inzwischen ist man außerhalb des Sonnensystems mit 1,5-facher Lichtgeschwindigkeit unterwegs. Etaupi besucht Voyager 1/2, einige Pioneer-Sonden, New Horizons und andere Sonden des frühen 21. Jahrhunderts. Alle Sonden werden an Bord genommen ohne ihren Kurs zu ändern. Die Bergungsschiffe manövrieren sich um die Sonden herum. Etaupi geht dabei viel vorsichtiger als TeraXinxi. Bei Voyager 1 fällt durch einen Zufall auf, dass nicht nur die Batterie und Funksystem, sondern auch die Goldscheibe ersetzt wurde. Dafür gibt es keinen plausiblen Grund. Weitere Untersuchungen zeigen, dass auch andere Teile von Voyager 1 verändert wurden. Es gibt dazu keine Erklärung von TeraXinxi. Die Sache bleibt mysteriös und löst viele Spekulationen aus.

Schon kurz nach der ersten Bergung gab es Gerüchte, dass TeraXinxi nicht alle Daten veröffentlicht hatte. Das 3D-Modell aus dem Scan ist sehr detailliert. Es hat eine Auflösung von 10 Mikrometern. An einigen Stellen ist es wesentlich grober mit nur 0,1 mm Auflösung. Das kann ein Hinweis auf (schlecht ausgeführte) Manipulation sein.

Es gibt Aufnahmen im Solnet, die zusätzliche Gruppen von Kratzern und Kerben auf der Goldscheibe zeigen. Manche bezeichnen diese Spuren als Symbole. Haben NASA Mitarbeiter sich kurz vor dem Start noch auf Voyager verewigt? Oder wurden die zusätzlichen Spuren nach dem Start angebracht? Vielleicht gab es schon vorher im späten 24. oder frühen 25. Jahrhundert andere Besucher mit konventionellen Triebwerken.

Die Bedeutung der Symbole erschließt sich nicht. Sie lassen sich nur wage einigen solaren Kulturkreisen zuordnen. Deshalb gibt es Spekulationen, dass die Spuren außerirdischen Ursprungs sind. Dagegen spricht, dass die Medienkampagne von TeraXinxi keinen Hinweis auf die Symbole enthält. Die Aufmerksamkeit durch unerklärliche Symbole wäre für TeraXinxi sehr wertvoll gewesen.

Die Authentizität der Aufnahmen ist unklar. Allerdings passen sie zu den Scans, d.h. die Scans sind genau in den Bereichen der eingekratzten Symbole unscharf. Die fraglichen Aufnahmen sind nachweislich vor den Scans ins Solnet gelangt. Ungeklärt bleibt auch, warum TeraXinxi weitere Manipulationen an Voyager 1 vorgenommen hat ohne darüber zu berichten.

2598 Der Feldanzug löst konventionelle Raumanzüge ab.


Raumanzüge müssen 4 wesentliche Funktionen erfüllen: Strahlenschutz, Temperaturregelung, Aufrechterhaltung des Innendrucks und Sauerstoffversorgung. Über 600 Jahre schützten sich Menschen durch Raumanzüge vor dem Weltall.

Im Lauf der Jahrhunderte wurde der Raumanzug immer leistungsfähiger und zugleich leichter und besser tragbar. Moderne Raumanzüge schützen so zuverlässig vor der kosmischen Strahlung, dass Menschen ab dem 24. Jahrhundert dauerhaft Außenarbeiten durchführen konnten. Unterstützt wird das allerdings durch strahlungsresistente Gene, Dekontamination und korrektive Nanomedizin.

Die Temperaturregelung war aufwändig aber nicht problematisch. Sie wurde ohne große Technologiesprünge immer weiter miniaturisiert. Die Bewahrung des Innendrucks bei gleichzeitigem Tragekomfort war lange schwierig. Durch bessere Materialien ist der normale Raumanzug inzwischen sehr gut tragbar im täglichen Gebrauch. Er ist natürlich nicht so leicht wie ein normales Kleidungsstück, aber nicht unhandlicher oder unbeweglicher als Schutzkleidung ein halbes Jahrtausend zuvor. Die Sauerstoffversorgung entwickelte sich zu einem geschlossenen Kreislauf, der bei Energiezufuhr theoretisch unbegrenzt Sauerstoff aus ausgeatmetem CO2 wiedergewinnt.

Die Entwicklung des Feldanzugs bringt eine grundsätzliche Änderung im Gegensatz zum Raumanzug. Der Feldanzug besteht aus einer programmierbaren Nanitenmatrix, die elektromagnetische Nahfelder projizieren. Die E/M-Felder reichen nur wenige Mikrometer weit. Sie stoßen sowohl Gasmoleküle von innen, als auch Objekte von außen ab. Auf diese Weise bleibt der Innendruck erhalten und der Anzug schützt nach außen.

Der Feldanzug ist kein reiner Energieschirm. Er ähnelt eher programmierbarer Kleidung, die den Körper vollständig einhüllt und durch elektromagnetische Felder druckdicht abschließt. Wie bei "Nano-Kleidung" sind auch die Strukturelemente von Feldanzügen eher einige Mikrometer groß, nicht Nanometer. Eine adaptive Automatik passt die Strukturmatrix an die Körperform an und berücksichtigt dabei zusätzliche Ausrüstung, die Sauerstoffversorgung, Gesichtsfeld und den Tastsinn.

Vorläufer des Feldanzugs sind programmierbare Kleidung, individuelle ("Liqui") Panzerung auf Nano-Basis und Cave-Fog aus 3D-Caves. Türen, die sich öffnen indem Mikroelemente auseinander gleiten, gehören schon lange zum Alltag. Seit 30 Jahren gibt es sogar Schleusen bei denen sich eine Nanitenmatrix so verformt, dass sie Objekte durchlässt, dabei aber trotzdem druckdicht bleibt. Die ersten Nahfeld-verstärkten Schleusen (Feldschleusen) kamen vor 10 Jahren auf den Markt. Der Vorteil von Feldschleusen gegenüber klassischen Matrix-Schleusen besteht darin, dass die mikrometergroßen Strukturelemente genügend Abstand voneinander haben, dass die Matrix optisch transparent ist, man also hindurch sehen kann.

Der Feldanzug ist eine Kombination der Nanitenmatrix aus programmierbarer Kleidung mit der Nahfeldtechnik von Feldschleusen und moderner Lebenserhaltung (Temperaturregelung, Sauerstoffversorgung) von klassischen Raumanzügen.

Der Feldanzug wurde möglich durch einen Entwicklungssprung, der aus der Analyse von Exotechnologie stammt. Die E/M-Nahfelder verbrauchen viel Energie. Die Energieversorgung muss aber sehr kompakt sein, da der Anzug im Gegensatz zu Feldschleusen mobil sein soll. Seit einigen Jahren können nun solare Unternehmen die dafür notwendigen Hochleistungsenergiespeicher bereitstellen. Die Technologie stammt vom MET Institut für Energieerzeugung und Persistenz, Mars.

Mit dem Feldanzug kann man sich in lebensfeindlichen Umgebungen (einschließlich dem absoluten Vakuum) fast so frei bewegen, wie auf der Erde. Der Anzug liegt transparent über der Bekleidung. Er erscheint als schwacher bläulicher Schimmer. Ein Helm oder andere Schutzausrüstung sind nicht mehr notwendig. Steuerung, Energiespeicher und Lebenserhaltung werden typischerweise als flacher Rucksack, als Weste oder als Gürtel getragen. Das Gewicht ist anfangs 10 kg, später 6 kg.

Wenige Jahre später gibt es Spezialanzüge für verschiedene Anwendungsbereiche, wie strahlungsreiche Umgebungen (z.B. Jupiterorbit), für Hochdruckumgebungen (einschließlich Unterwasseranwendungen) bis 10 bar und für Kampfeinsätze mit besonderer mechanischer und elektromagnetischer Widerstandsfähigkeit.

Der Energieverbrauch kann bis zu 100-mal höher sein, als beim Standard-Vakuum Feldanzug. Wegen des hohen Energieverbrauchs haben diese Anzüge wesentlich kürzere Laufzeiten. Für manche Anwendungen betreibt man den Anzug deshalb drahtlos an einem mobilen Fusionsreaktor. Das ist natürlich nicht praktikabel für militärische Einsätze. Der Gefechtsbetrieb wird deshalb je nach Situation nur für kurze Zeit aktiviert.

Weitere 50 Jahre später gibt es Anzüge, die ihre Widerstandsfähigkeit selbständig lokal regulieren. Die Reaktionsgeschwindigkeit reicht sogar für unerwartete kinetische Belastungen durch chemische Beschleuniger. Gegen Gauß- und Energiewaffen hilft weiterhin nur eine situationsbewusste KI, die rechtzeitig die Leistung hochfährt.

Die ersten Feldanzüge werden vom Jishu Konglomerat (Mars) auf den Markt gebracht. Schnell kommen weitere Hersteller dazu: Sistemos Technologijos, Avtopneft OsOO, Heavy Gearz AG (Hochdruckanzüge mit externem Reaktor). Die ersten Anzüge mit militärischen Fähigkeiten sind von Geavanceerde Apparatuur ShInSE und Livi Yedivay Ltd.


#Nano #Schutzschirm #Raumanzug #Energie

2475 Autoimmun-Mem Ausbruch in Geelong/Australien

Ein toxisches Mem verbreitet sich in Südaustralien (New South Wales). Die Infektion wird ausgelöst durch die Khulapana-Memgruppe. Infizierte schalten Memfilter ihrer Implantate ab und öffnen sich für neue Ideen. Die Memgruppe propagiert eine Philosophie der Offenheit und des unkritischen Umgangs mit Ideen. Die übliche elektronische Filterung wird als schädlich und unnatürlich angesehen.Es gibt starke missionierende Elemente. Betroffene sind davon überzeugt, dass sich viele Probleme lösen lassen indem Menschen aufeinander zugehen und die Überzeugungen des jeweils anderen übernehmen. Der missionierende Charakter sorgt für eine rasche Ausbreitung. Betroffen sind vor allem indisch dominierte Stadtviertel von New South Wales im Warrnambool / Geelong / Melbourne Megaplex.

Direkte Folgen der Infektion ist eine leichte Desorientiertheit aufgrund der oft wiederstreitenden Gedanken, Ideen und Theorien, die verarbeitet werden müssen. Die indirekten Folgen sind wesentlich gravierender.

Da sich die Memgruppe aktiv gegen technische Schutzmaßnahmen richtet und Betroffene ihre Memfilter abschalten, fehlt die Abwehr gegen andere unabhängige Meme in der freien Wildbahn.

Zu jeder Zeit sind starke Meme im Umlauf. Viele sind Werbebotschaften, die in allen möglichen Formen erscheinen, von simplen Ohrwürmern bis zu Fandom-induzierenden Themen. Es gibt politische Memgruppen, die mit Hilfsmemen arbeiten, z.B. Verschwörungstheorien, moralische Überlegenheit, ethnischen/tribal-Elemente, Diffamierungs- und Angstkampagnen. Zusätzlich gibt es eine bunte Vielfalt überzeugender Ideen von künstlichen Religionen und Sekten bis zu Urban Legends, die eigentlich harmlos sind, aber über den "Wahrer Kern"-Mechanismus doch Überzeugungen beeinflussen können oder zumindest andere Meme stabilisieren.

Unzählige Meme sind Überreste vergangener Kampagnen, die immer noch im Umlauf sind. Viele sind im Lauf der Zeit mutiert, haben sich von der ursprünglichen Funktion entfernt, sind selbständig geworden oder gedeihen in Symbiose mit anderen Memen. Vielfalt und Stärke der Ideen, die im 25. Jahrhundert auf Menschen in vernetzten augmentierten Umgebungen einstürzen, sind vielfach höher als vor der Zeit wissenschaftlich fundierter Memetik und industriellen Memdesigns. All diesen Memen sind Khulapana Opfer nahezu schutzlos ausgesetzt. Die physischen Folgen sind sehr unterschiedlich, abhängig davon, welche Meme sich aufgrund des fehlenden Schutzes einnisten können.

Die Infektion breitet sich über mehrere Monate schnell aus und wird dann im Lauf der nächsten 5 Jahre eingedämmt. Hunderttausende Betroffene werden behandelt. Sie durchlaufen psychische Dekontamination und Rehabilitationsmaßnahmen. Die Anamnese ist aber oft schwierig. Hilfsmeme von Khulapana versuchen eine Aufdeckung der Infektion zu verhindern und die sichtbaren Symptome unterscheiden sich, je nachdem welche Meme auf der Khulapana Infektion mitreiten. Deshalb sind Autoimmun-Meme so gefährlich.

http://jmp1.de/h/2475

2471 Fashion-War

Sogenannter Fashion-War der schwebenden Venus Habitate Taibo IV und Nueva Mesilla mit militärischen Mitteln. 14.288 temporäre Verluste, 1.598 permanent.

Im Fashion-War (auch Retro-Zwischenfall oder 30-Minuten Krieg) kämpfen zwei schwebende Venus Habitate mit militärischen Mitteln. Taibo IV, das alte ehemals brasilianische Dom-Habitat, wird von Ciudad Nueva Mesilla einem Moscona-Bubble-Floß angegriffen. Beide Habitate werden dabei schwer beschädigt. Taibo sinkt wegen Vakuumverlust in tiefere Schichten ab und muss aufgegeben werden. Das geht so schnell, dass ein Großteil der biologischen Bevölkerung nicht evakuiert werden kann. Fast alle haben Backups. Aber viele verlieren Monate oder Jahre und ihre biologischen Körper. Nueva Mesilla wird Notfall-segmentiert und die Bevölkerung verteilt sich auf die noch tragfähigen Segmente. Ein Drittel des Floßes geht verloren. Es gibt nur geringe Verluste.

Vordergründig geht es bei diesem Konflikt um die Führung in der Modeindustrie. Mode und Trends sind wichtige Wirtschaftsfaktoren. Da das innere System sehr reich an Energie und Ressourcen ist, bestimmen Freizeit, Unterhaltung und Immersion den Alltag. Reputation gewinnt man eher aus diesem Teil des Lebens, als aus klassischen Produktions- und Dienstleistungsberufen, obwohl auch da kreative Steuerungsfunktionen und Dienstleistungen dominieren.

Nueva Mesilla ist ein Gründungsmitglied der Zyklisten-AG. Einem Verbund traditionsorientierter Habitate. Zyklisten haben die Rolle der Konservativen übernommen. In den vergangenen 5 Jahrhunderten hat sich gezeigt, dass nichts bleibt wie es ist, dass sich aber Trends immer wieder wiederholen. Entwicklungen in Kunst, Mode, Unterhaltung und Philosophie greifen frühere Trends auf, mischen und modifizieren diese und erzeugen die nächste Welle. Ständiger Wandel ist die Konstante. Klassischer Konservativismus wurde abgelöst durch den Zyklismus, einer dynamisierten Variante konservativen Denkens, die sich mit dem Wandel arrangiert hat und ihn nutzt.

Dem gegenüber lehnen Amadistas wie der Rat von Taibo IV Wirtschaftszyklen, Modetrends und Memewellen ab. Die amadistische Bewegung "Sendero Amado" (nach Cecilia Amado) rekrutiert vor allem junge Leute unter 100 Jahren, die schon viele Wellen gesehen haben ohne, dass sich substantiell etwas geändert hätte. Amdistas versuchen die Zyklen zu durchbrechen.

Verschärft wird die Situation dadurch, dass die technische Entwicklung im 25. Jahrhundert stagniert. Es gibt zwar Fortschritte (z.B. in der Raummodulation), aber der Alltag der Menschen in wohlhabenden Gemeinschaften der Venus hat sich seit langer Zeit nicht verändert. Die Generation, die vor100 Jahren mit der Etablierung der Menschheit im Sonnensystem an wirtschaftliche und politische Macht kam, hat immer noch die Kontrolle. Diese Generation ist über 120 Jahre, oft 150 Jahre alt. Manche leben immer noch in ihren biologischen Körpern. Viele sind aber inzwischen Uploads als Androiden oder Mechs. Die junge Generation sieht keine Möglichkeit, die Älteren zu verdrängen. Diese sogenannte "überflüssige Generation" ist inzwischen verzweifelt und radikalisiert.

Der Konflikt hat sich seit 50 Jahren zugespitzt. Cecilia Amado war eine der ersten, die versuchte dem Zyklismus mit spektakulären Disruptionen zu begegnen. Letztlich scheiterte sie. Aber seitdem hat die Bewegung viel Zulauf bekommen. In einigen Habitaten konnten Amadistas tatsächlich Zyklisten verdrängen. Meistens durch interne feindliche Übernahmen mittels toxischer Meme, die mit exzessiver emotionaler Gewalt einhergingen.

Der aktuelle Konflikt entzündet sich an einer Disruption, die Taibo gegen Nueva Mesilla durchführt. Die Disruption diskreditiert einen neuen Modekomplex (genannt "Retro") den die Zyklisten-AG und federführend Nueva Mesilla mit großem Reputationsaufwand aufgebaut haben. Die Reputation Nueva Mesilla wird drastisch reduziert. Die Habitate setzen fast zeitgleich Angriffswaffen ein, als die Kurse von Nueva Mesilla zu fallen beginnen. Aus Sicht von Nueva Mesilla der einzige Weg, um in der aussichtslosen Situation Dominanz zu zeigen. Für Taibo ein begrenzter physischer Schlag gegen einen gefallenen und isolierten Star.

Beide Habitate verwenden nichtnukleare Hyperschallflugkörper. Die Verteidigung beider Seiten besteht aus einem mehrlagigen Keramik-Pellet Sturm, Hochgeschwindigkeits-Abwehrpods mit Laserbewaffnung und ECM. Die Habitate sind für Hyperschall-Waffen nur 2 Minuten entfernt. Der Austausch läuft weitgehend automatisiert ab. Andere Habitate greifen nicht ein. Nach kurzer Zeit sind die Schäden so groß, dass die Kampfhandlungen eingestellt werden müssen.

Der Konflikt zwischen Zyklisten und Amadistas besteht weiter. Der Retro-Trend endet bevor er begonnen hatte. Das Generationenproblem bleibt.

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2536 Kometeneinschlag auf der Erde knapp abgewendet.

Ein 1,1 km großer Asteroid aus dem Kuiper-Gürtel (KBO: Kuiper Belt Object) wird im letzten Moment durch die Kooperation von solaren und irdischen Kräften abgelenkt. Er verfehlt die Erde um nur 20.000 km.

Ein Einschlag auf der Erde hätte eine planetare Katastrophe verursacht und ein sog. kleines Massenaussterben (Minor Extinction Event) bewirkt. Das bedeutet, dass "nur" 10 % der Arten ausgestorben wären. Zumindest alles Leben in Afrika wäre vernichtet worden und die gesamte Erde wäre schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Möglicherweise hätten Menschen nicht ohne Hilfe von außen länger überlebt. Vergleichbare Einschläge von Kometen oder Asteroiden ereignen sich statistisch alle paar Millionen Jahre.

Die Beinahe-Kollision war aber kein Zufall. Sie war das Werk von lunaren Hyper-Preservationisten, Anhängern der "Gaia-Reboot"-Theorie, die davon ausgeht, dass die Menschheit die Umweltzerstörung nicht beenden wird, bzw. dass der Planet sich nicht erholen kann, solange es Menschen auf der Erde gibt. Deshalb streben Preservationisten die Vernichtung der Menschen an (je nach Glaubensrichtung die aller Menschen oder nur auf der Erde).

Eine Gruppe von Preservationisten von Erde/Mond-L5 unterwanderte im Lauf von 30 Jahren eine Survivalistenfraktion im Kuiper-Gürtel. Die Preservationisten übernehmen dann die Kontrolle über deren Basis auf einem Kuiper-Gürtel Objekt. Sie kontrollierten einige Prospektorschiffe und deren Fracht: Fusionsfackel-Triebwerke. Mit den Fusionsfackeln wurde ein KBO so abgelenkt, dass es durch einen engen Vorbeiflog an einem anderen KBO und einem Neptun-Swing-By in das innere System abgelenkt wurde. Der Neptun-Swing-By und das Ziel des Objekts wurden von den dortigen Habitaten natürlich registriert. Zu diesem Zeitpunkt war die Flugbahn aber so gewählt, dass das KBO erst steil gegen die Ekliptik und dann von oben kommend etwa 1 Million Kilometer an der Erde vorbei schießen würde. In den folgenden 3 Jahren wurde die Flugbahn dann vorsichtig korrigiert bis zu einem Kollisionskurs mit der Erde bei ca. 30 km/s.

11 Jahre vor dem errechneten Einschlag wurde das KBO unter dem offiziellen Namen Umvelinqangi registriert. Die Nachricht erregte systemweit großes Aufsehen. Aber der Einschlag war damals noch Jahre entfernt. Die Großmächte der Koalition waren sich bewusst, dass man den Kurs jederzeit entschärfen könnte.

Wenige Jahre später befindet sich die Koalition in einem kalten Krieg mit der Erdunion, ausgelöst durch die nicht übersehbaren Rüstungsanstrengungen der Erde zum Aufbau interplanetarer Kampfmittel. Der Enthusiasmus der Koalition, Umvelinqangi unter beträchtlichem Aufwand abzulenken, hält sich in Grenzen.

Erst 9 Monate vor der Kollision beginnt ein durch Spenden finanzierter Schlepper vom Mars Umvelinqangi aus der Bahn zu schieben. Es ist aber klar, dass zu diesem Zeitpunkt wesentlich größere Anstrengungen nötig sind. 5 Monate vor der Kollision kommen 8 Schlepper von verschiedenen Venus und Mars-Fraktionen hinzu. 4 Monate vor der Kollision treffen Erdstreitkräfte mit Schleppern und Kampfschiffen ein. Kurz nachdem die Erdschiffe ihren Einsatz mit den übrigen Kräften koordiniert haben, starten aus verborgenen Abschussrampen Raketen und zerstören einen Teil der beteiligten Schlepper und der inzwischen fest installierten Fusionsfackel-Infrastruktur, Triebwerke und Wasserstoffaufbereitung. Nur die Präsenz der militärischen Einheiten von der Erde verhindert die völlige Zerstörung der Hilfskräfte. Die Preservationisten hatten offensichtlich mit den Rettungsanstrengungen gerechnet und versucht diese zu durchkreuzen. Dabei hatten sie aber die militärischen Kapazitäten der Rettungsflotte in der Endphase unterschätzt.

Diese dramatische Entwicklung löst große Hilfsbereitschaft im gesamten System aus. 6 Wochen vor dem Einschlag treffen 50 Fahrzeuge aus dem Mond/L4/L5 System bei Umvelinqangi ein. Viele davon finanziert von Fraktionen aus dem inneren und äußeren System. Mit vereinten Kräften gelingt es Umvelinqangi so weit zu verschieben, dass er die Erde knapp verfehlt.

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2822 Der Koloss von Ifri beginnt sich selbst zu demontieren.

Das Riesenraumschiff unbekannter Herkunft war 130 Jahre zuvor entdeckt worden. Es hat einer maximalen Abmessung von 200 km und einem Volumen von 43.000 Kubikkilometern. 80 Jahre später aktivierten Ingenieure von Ifri das semiintelligente Steuergehirn des Kolosses. Das Gehirn hatte mehrere Millionen Jahre geruht. Während der ganzen Zeit waren nur automatische Wartungsmechanismen aktiv gewesen.

Wenige Jahre nach der Aktivierung beginnt das Raumschiff, sich selbst zu zerlegen. Anfangs geschieht das noch unbemerkt durch die Wissenschaftler, die das Raumschiff seit 130 Jahren erforschen. Das Schiff beginnt im Inneren des gigantischen Schiffskörpers mit Vorbereitungen für die Demontage. 40 Jahre später wird der Vorgang offensichtlich. Die Hülle wird abgestoßen und unzählige Einzelteile strömen aus den offenen Segmenten. Viele Teile sind komplette Bauelemente. Manche sind sauber getrennte Abschnitte größerer Strukturen. Kleine Elemente sind in Containern zusammengefasst. Einige Container haben eigene Manövrierfähigkeiten. Die anderen Teile werden von einem Heer von semiautonomen Schleppern bewegt, die das Schiff selbst herstellt.


Die Nachricht von der Demontage löst hektische Aktivität bei den Völkern der interstellaren Umgebung aus. Viele der Einzelteile sind als Rohstoffe gut zu gebrauchen. Manche Module sind sogar in funktionsfähigem Zustand. Es gibt Gerüchte über wertvolle Rohstoffe und Artefakte mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Bald kommen Bergungsschiffe und versuchen Objekte zu untersuchen und an Bord zu nehmen. Das erweist sich aber als schwierig. Die Schlepper des Kolosses verschieben überraschend oft Fragmente bevor sie an Bord genommen werden können. Manchmal gibt es Kollisionen von Containern mit anderen Fragmenten, so dass die Bergung abgebrochen werden muss.

Im Lauf der Jahrzehnte schreitet die Demontage immer weiter voran. Insgesamt kommen mehrere Milliarden Einzelteile aus dem Schiffskörper bis nur noch das Makroskelett übrig bleibt und ein zentraler Bereich von 200 Kubikkilometern, der die Demontage steuert.

Viele Milliarden Teile umgeben den ehemaligen Koloss von Ifri. Sie bilden eine dichte Wolke von Objekten mit unterschiedlichen Relativgeschwindigkeiten. Es ist sehr schwierig, sich kollisionsfrei einzelnen Objekten zu nähern. Fragmente von Kollisionen und Explosionen stellen eine zusätzliche Gefahr dar. Viele Bergungsversuche enden mit Schäden. Manche sogar mit dem Totalverlust von Schiff und Besatzung. Ein Bergungsunternehmen beim Koloss von Ifri kann Reichtum bedeuten oder schnellen Tod (zumindest den zeitweiligen bis zum Backup). Arbeiter in Mech-Shells bergen Objekte im Akkord. Sie gehen dabei große Risiken ein und werden nach Unfällen wieder neu instanziiert. Viele Arbeiter sind Uploads, je nach Kultur der beteiligten Fraktion als Freiwillige oder als Sklavenarbeiter.

Ifri profitiert als nächstes System sehr von Demontage und Bergung. Die Wirtschaft des Systems wächst über Jahrzehnte rasant.

http://jmp1.de/h/2822

2445 Das Scum-Festival wird Teil der Popkultur.

Das Scum-Festival ist seit 80 Jahren ein regelmäßiges Treffen von Außenseitern, freien Lastkähnen, hafenlosen Wohnschiffen und mobilen Koppelverbänden mit Schleppern. Die meisten Bewohner der Schiffe haben keine Aufenthaltsgenehmigung für Raumstädte und -stationen. Viele sind staatenlos. Stationsverwaltungen betrachten die Schiffe als Abschaum oder Kriminelle. Tatsächlich dürfen viele der Schiffe nicht an den großen Stationen andocken, geschweige denn an Mars-Aufzugszugängen. Ein Treffen im leeren Raum ist für sie die einzige Möglichkeit physische Dinge auszutauschen.

Begonnen hat das Scum-Festival als Handelstreffen von 5 Lastkähnen mit Wohncontainern. Die "Schiffe" kamen alle 3 Jahre zur Mars/Jupiter Konjunktion zusammen, um Hardware, Fabinput und Lebensmittel zu tauschen und sich ohne Lichtverzögerung zu besprechen. Damals ging es um existentielle Bedürfnisse und Strategien für den Umgang mit gemeinsamen Problemen. Schon früh gab es neben den geschäftlichen Treffen auch soziale und kulturelle Acts.

Beim 13. Treffen, damals noch nicht als Festival bezeichnet, kam die Memejam-Legende Krex Kabamba. Der Auftritt war inszeniert als Underground-Event aber Kabamba hatte ein Medienteam eingeladen, das im inneren System eine hohe Aufmerksamkeit erzeugte. Sie erreichten integriert einen ph-Wert von 15 (Prozentstunden Marktanteil). Das genügte, um beim folgenden Treffen 5.000 Fans in eigenen Fahrzeugen anzuziehen. Besucherzahlen und Show-Acts nahmen ab da stetig zu. Zum 14. Festival wurde ein Truppentransporter zusätzlich als Veranstaltungs- und Übernachtungsort gemietet. Seit dem 21. Scum-Festival findet die Veranstaltung jedes Marsjahr statt (etwa 1,9 Erdjahre).

Obwohl inzwischen hunderte mobile Einheiten zusammenkommen, übersteigt die Zahl der Besucher die der Bewohner bei weitem. Die Organisatoren mieten die Docks von Sdinhavn als Veranstaltungsort. Systemweit bekannte Künstler treten persönlich live auf. Es gibt eine große Zahl von Musikkonzerten, Medienpräsentationen, Kunstprojekten und interaktiven Wettbewerben. Die Innersystem Creative Competition wird regelmäßig beim Scum-Festival abgehalten. Seit ScumXXV findet die Verleihung der MFP Slink-Awards (Marktorf Filmkraft Produkktion Sensory Link) parallel zum Festival statt, allerdings aus Sicherheitsgründen im Sdinhavn Kongresszentrum.

Viele Nachrichtenagenturen berichten vom Festival. Die Übertragungsrechte sind frei. Professionelle und semi-professionelle Slinker streamen rund um die Uhr. Millionen nehmen so quasi-live teil. Aber Slink ist nicht Scum, wie man so schön sagt. Ein Slink kann das persönliche Erlebnis nicht ersetzen. Deshalb kommen alle 2 Jahre 98.000 Besucher nach Sdinhavn. Der Eintritt ist auf 98.000 limitiert und die Organisatoren wollen die Präsenzveranstaltung nicht noch weiter wachsen lassen.

Die Veranstaltung wird finanziert durch Catering, Merchandising und Auftrittsrechte. Besucher müssen natürlich selbst für Lifesupport und Sicherheitsversicherung aufkommen. Beides ist in den etablierten Hotels in den Übernachtungskosten enthalten. Für die anderen 80.000, die 2 Wochen in den Truppentransportern kampieren, gibt es Komplettpakete. Die Eintrittskarten sind kostenlos. Sie werden je zur Hälfte verlost und über CRAP (ein Kreativarbeiter-Reputationsnetz) vergeben. Auf dem freien Markt werden horrende Preise gezahlt.

#Kultur #interplanetar #Mars #Scum #Slink