2721 "Gee"

Der Überläufer G765998TN ("Gee") und sein unendlich wichtiger Beistand für die Menschen des Spacedomes.

Bei einem Kampf wird ein Hunter der 2. Division schwer beschädigt. Die Menschen nehmen den Nanokomplex (kisorische Typenbezeichnung: Kao Tran Lop, Seriennummer: G765998TN, Koalitonscode: KNH1, aka. Hunter) gefangen, um die Informationselemente auszuschlachten. Man will über die Hard- und Software, vor allem die Schnittstellen und eingebaute Verschlüsselungsalgorithmen, Zugang zum Netzwerk der Angreifer erlangen. Dafür ist ein Hunter mit ausgefallener Bewusstseinsfunktion ideal.

Die Menschen wissen nicht, dass dieser Ausfall nur vorgetäuscht ist, um die Menschen zu infiltrieren und mit falschen Informationen zu versorgen. Die Menschen erhalten nur Zugriff auf eine Simulation des Netzes, die speziell für diesen Einsatz präpariert wurde. Während die IT-Leute G765998TN anschließen und versuchen in das Kommandonetz der 2. Division einzudringen, beobachtet der Nano die Menschen im Lager. Als selbständig denkendes Individuum beschließt G765998TN irgendwann, den Menschen zu helfen. Er deckt den Täuschungsversuch auf, bevor die Kämpfer der Menschen durch die falschen Informationen in eine Falle laufen.

Seine Hilfe ist natürlich nicht unumstritten. Viele Menschen haben Angst davor, dass auch das Überlaufen ein Teil der Undercover-Aktion sein könnte. Aber mit Gees Hilfe kann man in das echte Kommandonetz eindringen. Er hilft bei der Interpretation der Daten und fälscht sogar den Nachrichtenfeed anderer Kundschafter, um den Menschen Vorteile zu verschaffen.

Zur Tarnung nimmt er eine menschliche Form an und kleidet sich entsprechend. Als das Lager angegriffen wird, hilft Gee bei der Verteidigung. Er schaltet mehrere Angreifer permanent aus. Dabei wird er so schwer beschädigt, dass die Selbstreparaturfunktion überfordert ist. Außerdem ist nach dem Kampf sein Energievorrat erschöpft. Er kann nicht an einem Generator des Lagers aufgeladen werden, weil die Schnittstellen zerstört sind. Gee bittet darum, zu einer Servicestation gebracht zu werden. Das verweigert die Führung der Gruppe, weil manche befürchten, dass seine Entscheidung zum Überlaufen bei einer Generalüberholung überschrieben werden könnte. Mit all seinen Informationen über die Menschen wird das als zu großes Sicherheitsrisiko angesehen.

Entgegen der Anordnung der Gruppenführung bringt der IT-Op David Garcia den Nano zu einer abgelegenen Servicestation, um ihn zu "heilen". Gee kehrt tatsächlich eine Woche später zu den Menschen zurück und bringt die Pläne eines bevorstehenden Angriffs mit. Wieder stellt sich die Frage, ob man den Informationen vertrauen kann. Garcia kann mithilfe des Servicelogs beweisen, dass Gee seine Reparatur vorzeitig abbrach, um die Menschen zu warnen und damit auch einer Neuprogrammierung entging. Gerade noch rechtzeitig setzt die Führung der Gruppe auf Gees Plan und kann mit seiner Hilfe den Angriff vereiteln.

Gee bleibt bei den Menschen. Er ist an vielen erfolgreichen Aktionen beteiligt. Bei Misserfolgen wird immer wieder seine Loyalität in Frage gestellt. Eines Tages interpretiert Gee die Status-Updates eines Nano-Kundschafters falsch und übersieht eine Patrouille. Dadurch gerät eine Einsatzgruppe von menschlichen Kämpfern in Gefahr entdeckt zu werden. Gee versucht seinen Fehler wieder gut zu machen indem er die Patrouille ablenkt. Die Nanos, ein Predator (Typ: Nend Plok Evac, Koalitonscode: KNP77 oder Predator-77) und ein Hunter, wie er selbst, halten Gee für einen Menschen. Sie verfolgen und stellen ihn. Beim Kampf entdecken sie seine wahre Natur. Der Hunter der Patrouille weigert sich, gegen Gee zu kämpfen, will sich aber auch nicht gegen den Predator stellen. Der Predator interpretiert dies als Verrat und wendet sich gegen seinen Hunter. Vielleicht wären 2 Hunter dem einen Predator überlegen gewesen. Aber Gee leidet noch an den Langzeitfolgen der unvollständigen Reparatur und der andere Hunter ist zu unentschlossen. Gee versucht noch den Hunter zu verteidigen, aber der Predator kann schließlich beide zerstören. Die Gruppe der Menschen ist inzwischen in Sicherheit.

Eine Statue von Gee erinnert an den Nano, dem die Menschen so viel zu verdanken haben. Die Statue befindet sich nahe der zentralen Gedenkstätte südlich der Blackstar-Hall. Im ihrem Sockel liegen 2 Kilogramm deaktivierte Naniten von Gee, die sein Freund David Garcia später bergen konnte. Leider sind nicht genügend Informationselemente für eine Verhaltenssimulation, geschweige denn ein Reboot, erhalten geblieben.

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2783 Unabhängigkeitserklärung Kisors


Die Kisor Zwillinge, Alpha und Beta, erklären ihre Unabhängigkeit vom Interianischen Imperium. Kisor gibt offiziell den Status als Regionalzentrum auf. Fast 1800 Jahre war Kisor Teil des Imperiums gewesen. 1100 Jahre sogar als Regionalzentrum und damit die lokale Ordnungsmacht.

Faktisch endet der Einfluss des Imperiums schon 100 Jahre vorher. Um 2500 zieht sich das Imperium auf einen Kernbereich zurück. Dort ist es aber noch sehr aktiv, wirtschaftlich und militärisch stark. Es regiert die Peripherie indirekt durch die Regionalzentren. Das ist eine Folge des langen dynastischen Ringens im Herz des Imperiums.

Über die nächsten 100 Jahre bis 2600 wird der Kontakt des Zentrums zur Peripherie immer schwächer. Schon ab 2620 erklären sich viele andere Regionalzentren für unabhängig. In Kisors Bereich erneuert Interia seine Präsenz mit der Kelrec-Intervention 2650. Die Intervention ist zwar die letzte große Flottenaktion des Imperiums. Sie sorgt aber dafür, dass der Einfluss des Imperiums in Kisors Sektor länger währt, als in den anderen Randbereichen. Trotzdem wird auch Kisors Sektor um 2700 praktisch aufgegeben. Der interianische Regent wird 2693 zurück gerufen. Die Tributzahlungen enden 2725 als Kisor herausfindet, dass das zuständige Hauptzentrum, wo man über ein halbes Jahrtausend Tribute abgeliefert hatte, diese schon seit 20 Jahren nicht mehr an Interia weiterleitet.

Trotzdem bleibt Kisor noch 60 Jahre lang offiziell eine Bastion des Imperiums. Das ist zum Teil aus Vorsicht, falls das Imperium doch zurückkehren sollte. Es ist aber auch Pflichtgefühl und die ehrliche Verantwortung für den Sektor angesichts des sich verschärfenden Neobarbaren-Problems.

Die explizite Unabhängigkeitserklärung ist eigentlich nicht nötig. Sie ist sogar riskant, da nicht ausgeschlossen ist, dass das Imperium tatsächlich wieder erstarken könnte. Der Beschluss ist vor allem innenpolitisch motiviert. Er ist ein Ausdruck des aufsteigenden (merantischen) nationalistischen Bewegung.

Bis zum Schluss erfüllt Kisor seine Aufgabe als Regionalzentrum vorbildlich. Kisor verwaltet und beschützt seinen Sektor auch in einer Zeit, in der die Aufgabe schwerer wird und das Zentrum des Imperiums nicht helfen kann. Dabei kommen aber auch Kisors eigene Interessen nicht zu kurz. Kisor ist nicht altruistisch. Das Imperium verlangte nur Schutz für den Sektor und regelmäßigen Tribut. Darüber hinaus sind Regionalzentren frei in der Ausgestaltung ihre Pflicht.

Die Menschheit ist mehrmals direkt betroffen von Kisors Aktivitäten, im Guten wie im Schlechten. Anfangs betrachtet Kisor die Expansion der Menschen mit Wohlwollen. Es gibt wenig Kontakt. Die Menschheit ist noch zu wenig entwickelt, zu weit entfernt und wirtschaftlich uninteressant. Das ändert sich aber im Lauf der Zeit. Als Neobarbaren die Menschen angreifen wird Kisor aktiv. Kisor engagiert sich mit großem Aufwand.

Die Hilfe Kisors gegen die Kelreci beginnt schon bevor Interia auf das Kelrec-Problem aufmerksam wird. Kisor unterstützt die Menschen aus eigenem Antrieb ohne auf eine Anordnung Interias zu warten. Die Menschen profitieren sehr stark vom Technologietransfer während der 10-jährigen Unterstützung. Die Anpassung an den interstellaren Techlevel hätte sonst viel länger gedauert. Kisor rüstet die Menschen auf ohne Rücksicht darauf, dass die Menschen später eine Konkurrenz als Regionalzentrum darstellen könnten. Das Solsystem entgeht schließlich der Plünderung durch die Kelreci. Während viele andere Regionalzentren sich schon als selbständig betrachten, erfüllt Kisor also immer noch seinen Auftrag.

Allerdings muss sich die Koalition für Kisors Hilfe hoch verschulden. Kisor schöpft danach für mehrere Jahrzehnte den Reichtum der Menschheit ab. Das Imperium verlangt von Regionalzentren Schutz gegen Neobarbaren, aber keinen Altruismus. Deshalb entspricht das Vorgehen Kisors völlig dem Auftrag.

Vergleicht man eine einmalige Plünderung durch Kelreci mit 10 Jahren totalem Krieg und 80 Jahre Rückzahlung teurer Kriegsanleihen, könnte man zu dem Schluss kommen, dass die Plünderung günstiger wäre. Manche fragen sich auch, ob Kisor immer nur so viel hilft, dass ein langes Patt entsteht. Kisor hätte sich stärker engagieren können und die Kelreci zurückschlagen können. Trotzdem sind die Menschen Kisor unendlich dankbar für die Rettung vor den Barbaren.

Letztlich bezwingt aber nicht Kisor, sondern Interia die Kelreci. Das Imperium mobilisiert eine große Streitmacht und greift deren Heimatplaneten an. Das hätte auch Kisor tun können. Stattdessen rüstet Kisor die Menschheit so weit, dass sie sich - mit Mühe - selbst verteidigen kann. Aber auch Kisor greift gelegentlich aktiv ein. Meistens geschieht das verdeckt. Die Rettung des Spacedomes 2650 war eine solche Geheimoperation. In der solaren Geschichtsschreibung gilt die Rettung als Wunder.

Später treibt die Menschheit die Kolonisierung der umliegenden Systeme immer rücksichtsloser voran. Kisor stellt sich den Menschen entgegen, um die anderen Völker zu schützen. In einem 26 Jahre langen Krieg weist Kisor die Menschen in Schranken. Der Krieg bricht die Macht der expansionistischen Koalition. Die Menschheit wird aber entgegen den Befürchtungen der Menschen nicht unterworfen, dezimiert oder gar ausgerottet. Solche Schreckensszenarien dominierten die öffentliche Meinung während des Krieges. Sie erweisen sich aber als unbegründet. Im Gegenteil, nach dem Krieg hilft Kisor beim Wiederaufbau.

Der Kisor-Krieg ist ein gutes Beispiel für die opportunistische Weise in der Kisor seine Pflicht als Regionalzentrum des Imperiums erfüllt. Kisor schützt seinen Sektor vor dem Menschen, die gegen Ende des 27. Jahrhunderts tatsächlich ziemlich rücksichtslos vorgehen. Als Nebeneffekt entfallen die Handelsgesellschaften der Solsystems für 50 Jahre als Konkurrenz zu Kisors Gilden.

Das Imperium verlangt von seinen Regionalzentren eben nur Effizienz, keinen Altruismus.

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2745 Umschuldung und Schuldenerlass

Interstellare Gläubiger einigen sich mit der Koalition auf einen umfassenden Schuldenerlass. Die Altschulden der Kelrec-Krise werden erlassen. Die Rückzahlung von Kriegsanleihen bei neutralen Mächten wird auf 80 Jahre gestreckt. Neue Kredite externer Mächte erhalten Vorrang vor alten intra-solaren Anleihen. Forderungen solare Gläubiger werden damit als nachrangig eingestuft und sind praktisch nicht einbringbar.

Die Koalition verzichtet außerdem auf alle Forderungen gegenüber extrasolaren Gläubigern. Da die am Krieg unbeteiligten Außenwelten mit am Tisch sitzen, gilt die Regelung auch für alle Besitzansprüche der Koalition in den Kolonien. Die Enteignungen in den äußeren Kolonien während des Krieges werden damit endgültig und entschädigungslos festgeschrieben. Das ist ein wesentlicher von Kisor beabsichtigter Effekt.

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2786 Yaris-Phänomen


Yaris wurde 130 Jahre zuvor entdeckt. Zu dieser Zeit gab es auf Yaris nur steinzeitliche Kulturen mit kleinen Siedlungen und einfacher Viehzucht. Innerhalb von wenigen Generationen kolonisiert Yaris die umliegenden Systeme mit überlichtschnellen Schiffen. Die schnelle Entwicklung ist ein Phänomen.

Yaris steht von Anfang an in engem Kontakt mit mehreren Hochtechnologiegesellschaften der Umgebung. Schon früh arbeiten viele Bewohner von Yaris (Singular: Yari, plural: Yaris) für interstellare Unternehmen. Trotz ihrer Herkunft aus einer vorindustriellen Gesellschaft, sind Yaris sehr beliebt. Sie sind ruhig, kooperativ, effizient, intelligent, kreativ und sie nehmen die modernen Technologien schnell an. Yaris sind bekannt für ihren ausgeglichenen Charakter. Sie fügen sich ohne Probleme ein in die gesellschaftliche und kulturelle Umgebung ihrer Arbeitgeber. Manche machen Karriere und erreichen wichtige Positionen im mittleren Management.

Nach einiger Zeit kehren diese Fremdarbeiter auf ihren Heimatplaneten zurück. Mit der Ausbildung, den Upgrades und den finanziellen Mitteln, die sie erhalten haben, bringen sie ihre Gesellschaften schnell voran. Innerhalb von wenigen Generationen sind einige Regionen von Yaris modernisiert.

Nach etwa 100 Jahren beginnen Yaris mit gemieteten Interstellarschiffen die umliegenden Sonnensysteme zu erkunden. Erste Forschungsaußenposten mit kleinen angeschlossenen Siedlungen entstehen im Yaris-System und darüber hinaus. Schon 10 Jahre nachdem das erste Schiff das System zu Forschungszwecken verlassen hatte, wird eine Kolonie gegründet. Yaris unterstützt die Kolonie nach besten Kräften. Weitere Siedlungen auf Planeten und in Asteroidengürteln naher Systeme folgen kurz darauf. Mit den vereinten Nationen von Yaris entsteht eine starke und selbstbewusste aber freundliche interstellare Macht.

Natürlich ist bei weitem noch nicht der ganze Planet modernisiert. Technologie und Wohlstand konzentrieren sich in bestimmten Regionen, in einzelnen Städten und bei Individuen. Daneben sind große Teile des Planeten immer noch in der Steinzeit. Aber auch diesen Teilen der Bevölkerung geht es verhältnismäßig gut. Sie haben noch keine Technologiegüter und keine moderne Medizin, aber sie führen ein zufriedenes traditionelles Leben. Die "rückständigen" Teile des Planeten wissen von den neuen Entwicklungen. Sie werden von den fortschrittlichen Regionen eingebunden. Mit der Zeit bekommen alle Städte und Dörfer moderne Kommunikationsmittel, später Autofabs und sogar Autodocs. Immer mehr Bewohner von Yaris beteiligen sich an der Technologiegesellschaft. Viele verlassen ihre traditionellen Berufe, wenn sich neue Möglichkeiten bieten. Die Einkommen steigen nur moderat. Auch für traditionelle Leistungen und Güter werden höhere Preise bezahlt, so dass auch für die noch traditionell lebende Bevölkerung der Lebensstandard steigt.

Yaris profitiert sehr stark von interstellarer Technologie. Der Planet überspringt viele zivilisatorische Entwicklungsschritte und Transformationen, wie Industrialisierung und Elektrifizierung. Technologie muss nicht mühsam entwickelt werden, sondern wird eingekauft oder adaptiert aus kostenlosen Quellen. Yaris springt von einer steinzeitlichen Gesellschaft direkt auf den interstellaren Technologielevel, von Pflugscharen und Manufaktur zu Autofabs und Design.

Die Entwicklungsgeschwindigkeit von Yaris ist rasant. Die Zivilisation entwickelt sich viel schneller, als man es sonst kennt. 80 Jahre nach dem Erstkontakt fällt das einigen Wissenschaftlern auf und es gibt erste Untersuchungen. Als Yaris nur 110 Jahre nach seiner Entdeckung in der Steinzeit schon interstellar kolonisiert, werden viele aufmerksam. Das Yaris-Phänomen wird intensiv untersucht. Man versucht, den besonderen Faktor zu finden, der diese schnelle Entwicklung verursacht. Wissenschaftler vieler Völker aus vielen Disziplinen beschäftigen sich mit dem Fall. Man entdeckt Besonderheiten, aber keinen eindeutigen Grund. Analysiert man einzelne Entwicklungsschritte, dann löst sich das Mysterium in Luft auf. Die einzelnen Entwicklungsschritte erscheinen möglich, logisch und natürlich:

Ein Eingeborener, der 20 Jahre bei Touqan Enterprises als Einkäufer gearbeitet hatte und durch gute Leistungen zum Bereichsleiter aufgestiegen ist, kommt nach Yaris zurück und bringt Fabs mit freien Designs für Alltagsgegenstände mit. Ein anderer bringt nach mehreren Jahren als Mining-Swarm Pusher bei Dhatu Metals einige Mining-Bots nach Yaris und produziert Rohstoffe. Da günstige Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, wird wenig (teure) KI-gesteuerte Ausrüstung benutzt. Yaris überwachen die Geräte selbst. Das gibt vielen Leuten Arbeit und verteilt den neuen Wohlstand. Ein Yari, im Hauptberuf Fährtensucher und Jäger (mit Pfeil und Bogen), verbringt jeden Tag 6 Stunden mit Fernkursen und Lehr-Videos (später mit Lehr-Slinks,  Sensory Links über Implantate). Nach 4 Jahren wird er Prospektor für Bodenschätze und bedient die Analysegeräte. So machen das erst Tausende, dann Hunderttausende.

Das Yaris-Phänomen zeichnet sich eher durch das Fehlen besonderer Umstände aus. Es gibt wenige Störungen oder Behinderungen, keine Kriege, Aufstände, Spekulationsblasen, Streiks oder Ausbeutung.

Yaris sind beliebte Arbeitskräfte für Exo-Unternehmen. Das ist ein wichtiger Faktor. Aber warum das so ist, ist nicht eindeutig. Sie sind gut, engagiert, lernen schnell, fügen sich ein und stören nicht. Das erklärt nicht, warum interstellare Unternehmen so viele Yaris anheuern. Aber es erklärt wie Startkapital und Know-How nach Yaris kommen.

Yaris scheinen ihren Wohlstand gerne zu teilen. Fast alle Fremdarbeiter kommen nach einiger Zeit zurück und helfen ihren Verwandten, ihrem Heimatdorf und damit ihrer Gesellschaft.

Yaris verschwenden keine Zeit. Sie arbeiten, lernen, forschen und lehren. Fragt man Yaris, wie sie etwas geschafft haben, dann bekommt man als Antwort: "versuchen, lernen, machen". Das klingt logisch, erklärt aber nicht den Unterschied zu anderen Völkern.

Yaris haben nicht viel, was Überfälle lohnt. Viele Völker, die in das interstellare Umfeld vordringen, werden durch Überfälle zurückgeworfen. Yaris hat keine große Infrastruktur. Alles ist dezentral. Einzelne Mining-Bots wühlen sich durch Berge und extrahieren Metalle, Boten und Drohnen bringen die Rohstoffe zu lokalen Minifabs. Kleine Fusionsgeneratoren, aber auch Wind- und Solargeneratoren, erzeugen dezentral Energie. Kein einzelner Yari hat übermäßigen Wohlstand. Auch interplanetar sind eher Prospektor- und Mining-Swarms unterwegs, die es nicht zu stehlen lohnt. Es gab Besuche von Plünderern verschiedener Völker und Fraktionen. Aber bisher wurden nur einige Tankstationen im Asteroidengürtel beschädigt.

Yaris sind sehr kooperativ. Es gibt fast keine Konflikte. Sie sind gastfreundlich und teilen. Rückständige Yaris streben auch nach dem Schritt ins Hochtechnologiezeitalter, aber Neid scheint ihnen fremd zu sein. Sie leben in der Gewissheit, dass auch sie bald dran sind - oder ihre Kinder. Kriege scheint es nicht zu geben. Es gibt Geschichten über größere, auch blutige Konflikte. Yaris wissen sich zu wehren, aber in der jüngsten Vergangenheit kam so etwas nicht vor. Fragt man Yaris warum nicht, dann erntet man Unverständnis. Das Konzept Krieg ist bekannt, aber es wird als irrational und unwirtschaftlich angesehen, vor allem wenn man alle Folgekosten hinzurechnet, wie Ökonomen von Yaris gerne erklären. Auch das klingt vernünftig.

Yaris sind meistens ehrlich. Es gibt wenig Betrug oder Ausbeutung. Mündliche Absprachen gelten. Es gibt schriftliche Verträge, aber geklagt wird selten. Vor der Gemeinschaft gilt die Absicht des Vertrags, nicht der Wortlaut. "Jarura" scheint ein zentraler Begriff zu sein. Das wird übersetzt mit "Anstand, Ehrlichkeit, Charakter". Die direkte Übersetzung ist "natürlich" oder "selbstverständlich". Yaris wollen Jarura sein. In unsere Begriffe übersetzt ist Jarura ein informelles Reputationssystem. Wer mehr Jarura ist, mit dem macht man lieber Geschäfte. Das klingt logisch, erklärt aber nicht warum das bei anderen Völkern nicht so ist. Das Finanzsystem von Yaris ist unterentwickelt. Man kann nur verleihen, was man hat. Es gibt Banken, aber es gilt als unanständig, Einlagen mehrfach als Kredite zu vergeben. Viele Kredite werden ohne Sicherheit gegeben. Das Rückzahlungsversprechen ist Jarura.

Manche betrachten Jarura als den entscheidenden Faktor. Vielleicht macht Anstand den Unterschied. Zumindest bei Völkern wo Anstand als Konzept sinnvoll ist. Es gibt auch Völker, die ganz anders organisiert sind. Ein Beispiel sind die Dilan-Wesen. Sie sind untereinander sehr kooperativ. Aber wahrscheinlich sind Konzepte wie Anstand und Kooperation in ihrer Biologie nicht relevant. Sind die Bienen eines Schwarms untereinander ehrlich, gerecht und kooperativ? Faktisch ja. Das hat die Natur so angelegt. Die Bienen haben keine Wahl. Die Yaris dagegen haben eine Wahl. Sie sind "Jarura" weil es vernünftig und nützlich ist. Viele Völker, wie Menschen und Kisori sind ähnlich strukturiert. Sie sind aber manchmal nicht Jarura wenn sie sich individuelle kurzfristige Vorteile erhoffen.

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2603 Kauf eines hypermodernen alten Frachtschiffs.

Die solare Firma Astronáutica General kauft im Thoris System ein Frachtschiff. Es ist das erste Schiff mit Exo-Technologie im Solsystem. Der Kauf dauert 17 Jahre.

Das Schiff ist zwar für die Verhältnisse von Thoris ein langsamer Schlepper, aber trotzdem 30 mal schneller, als alle im Sol-System hergestellten Triebwerke und kann viel mehr Ladung transportieren. Es wird auf abenteuerliche Weise von einem Schiffsverwerter im äußeren F-Asteroidengütel des Thoris-Systems erworben.

Dafür fliegen mehrere Frachtschiffe Edelmetalle nach Thoris, denn das Sol-System stellt keine technischen Produkte her, die im Thoris-System gefragt wären. Um eine der Thoris-Währungen zu erhalten, werden die Edelmetalle auf dem freien Markt verkauft. Anfangs oft unter Wert, aber im Laufe von drei Jahren wird der Rohstoffhandel professionell.

Drei von acht Frachten werden am Umschlagplatz entwendet und müssen durch weitere Flüge ersetzt werden. Eine lokale Wirtschaftskrise und betrügerische Terminkontrakte reduzieren das Vermögen zwischenzeitlich auf ein Zehntel. In Zusammenarbeit mit lokalen Behörden kann einem Thoris-Rohstoffkartell Betrug nachgewiesen werden. Ein Großteil des Verlustes wird durch Strafzahlungen des Kartells kompensiert. Nach 12 Jahren sind genügend Vermögenswerte vorhanden, um ein kleines gebrauchtes Frachtschiff zu kaufen.

Nachdem der Kauf abgewickelt ist, wird das Schiff von der lokalen Flugsicherheit angehalten und mangels Fluglizenz stillgelegt. Die Crew muss 4 Jahre lang an einer Flugakademie für eine Fluglizenz des Thoris-Systems lernen. Strafgebühren, Lehrgangs- und Prüfungskosten erfordern weitere Frachten mit Edelmetallen aus dem Sol-System. Während der Stilllegung wird das Schiff gestohlen. Eine Söldnertruppe von den Babur-Trojanern unter Führung von Akofa Ata kann das Schiff nach 3 Monaten wieder beschaffen.

Nach Reparaturen und der (von der Babur-III-Harmonie) gesetzlich erzwungenen Demilitarisierung (Astronáutica hatte vor dem Abflug einige leichte Waffen installiert, um zu verhindern, dass das Schiff wieder abhandenkommt, aber die Harmonie-Behörden zeigten kein Verständnis für Waffen auf zivilen Schiffen in Hauptverkehrszonen) wird das Schiff endlich ins Sol-System überführt.

Mit dem Schiff werden die ersten regelmäßigen Linien nach Cobol und Polean eröffnet.

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2591 Flottengesetz

Beschluss zum Aufbau bewaffneter Raumstreitkräfte. Offiziell:  Celestial Territories Protection Act.

Der Koalitionsrat beschließt, überlichtflugfähige bewaffnete Streitkräfte aufzubauen. Damit bekundet die Koalition die Absicht, nicht nur im Solsystem, sondern über interstellare Entfernungen Macht auszuüben.

Schon immer gab es bewaffnete Einheiten im Solsystem. Im Lauf der Jahrhunderte hat das Sonnensystem kleinere und größere militärische Auseinandersetzungen erlebt, von der Jagd auf Piraten bis zu ausgewachsenen Raumkriegen. Aber die Entwicklung interstellarflugfähiger Kräfte ist eine neue Qualität, ein Signal an die Nachbarn.

Es gibt bisher nur sporadisch Kontakte zu Nachbarbarvölkern in der näheren interstellaren Umgebung. Aber man erwartet bald mit mehr Völkern in Kontakt zu kommen. Für diese ist es ein großer Unterschied, ob ein neues Volk sich auf das eigene System beschränkt und friedlich kolonisiert oder die Absicht bekundet, im Zweifelsfall auch Antimateriebomben in andere Systeme zu tragen.

Der Beschluss ist sehr umstritten. Erst kurz zuvor hatte die Koalition entschieden, sich nicht in die Angelegenheiten der Kolonien einzumischen, sondern nur helfend einzugreifen. Dabei gab es starke Kräfte, die sich eine stärkere Kontrolle gewünscht hätten. Für viele wurde eine einmalige Chance vertan, ein straff geführtes Kolonialreich mit einer starken solaren Koalition aufzubauen. Eine Sphäre der Menschen, die sich in den Augen mancher später zu einem Imperium entwickeln könnte. Die Abstimmung war knapp und mit vielen Kompromissen verbunden. Eines der Zugeständnisse ist die Stärkung der militärischen Komponente der Koalition.

Die Planungen sehen vor, dass in allen Systemen wo Menschen siedeln, wenigstens ein kleiner Militärposten mit einer mobilen Einheit stationiert wird. Die Koalitionskräfte sollen das System der Auswanderer schützen. Schutz vor Überfällen ist ein wesentliches Argument für diesen Beschluss.

Die Koalition ist seit 250 Jahren offiziell zuständig für die Außenbeziehungen der Mitglieder im Solsystem. Das war vor dem Interstellarzeitalter irrelevant und vermutlich der Grund warum die Zuständigkeit überhaupt so geregelt wurde. Aber von Beginn des Überlichtflugs an nahm die Koalition die Aufgabe ernst. Schon sehr früh nahmen Botschafter der Koalition als Beobachter an interstellaren Erkundungsmissionen teil. Die Koalition beteiligte sich finanziell an Missionen der Mitglieder und finanzierte eigene Expeditionen mit großem Erfolg (z.B. Ross 614/Dilan). So wurde die ursprünglich theoretische Verantwortung für die Außenbeziehungen des Solsystems praktiziert und mit Leben gefüllt. Nun, da es erste Außenposten bei anderen Sternen gibt, überträgt die Koalition den Anspruch, die Außenbeziehungen zu bestimmen, auf die interstellaren Kolonien.

Die betroffenen Kolonien sehen Nutzen und Risiken der neuen Regelung. Die Gefahr von Überfällen ist real. Man hat schon einiges von Marui Händlern und von Thoris gehört über Neobarbaren, Piraten, Völker mit anderen Moralvorstellungen und Mech-Leben. Ein gewisser Schutz kann sicher nicht Schaden, vor allem, wenn man dafür nicht selbst aufkommen muss.

Auf der anderen Seite ist fraglich, ob die kleinen Militärposten mit ihren - aus Sicht des interstellaren Umfelds - technisch unterlegenen Schiffen wirklich einen Schutz darstellen. Manche fragen sich, ob die Koalition nicht später doch von den Siedlern Steuern erhebt wird, um diese Einrichtungen zu unterhalten. Dann wäre man wirklich eher in einem Kolonialreich. Politisch ist die ganze Angelegenheit für viele Siedler problematisch, weil der Anspruch der Koalition die Souveränität einschränkt. Dabei wollten viele Siedler eigentlich dem Einfluss des Solsystems entgehen.

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2747 Erste Austragung des Raumrennens Rama-Sol nach dem Krieg

Das Rennen geht von Rama zur Erde über mehrere Wegpunkte. Zwischen den Wegpunkten ist die Strecke frei wählbar. Die Zwischenstationen liegen so, dass die Teilnehmer an Navigationshindernissen vorbeikommen, wo sie sich für die Route entscheiden müssen, die am besten zu den Möglichkeiten ihres Antriebs passt. Die Teilnehmerzahlen steigen in den nächsten Jahren schnell an.

Bei diesem ersten Rennen starten 12 private Yachten, 8 aus dem Rama System, 2 von der Erde und 2 von Syrak. Die Strecke geht von einer geostationären Umlaufbahn Ramas (des Planeten) zur Erde im Solsystem. Die ersten 2 Etappen sind innerhalb des Rama-Systems von Rama zum Gasriesen Dasharatha und dann zu einem KBO (Kuiper-Belt Objekt) namens Sumitra. Dabei müssen die Teilnehmer das Ringsystem Dasharathas durchqueren. Innerhalb der Dasharatha-Umlaufbahn (+ 1 AU) sind ÜL-Antriebe verboten. Deshalb geht die Strecke mit konventionellen Triebwerken senkrecht zur Ekliptik, dann möglichst nahe an der Sperrzone entlang und weiter nach Dasharatha. Interessant ist der erste Abschnitt dadurch, dass viele Asteroiden des zweiten Asteroidengürtels eine exzentrische Umlaufbahnen haben und manchmal der Route sehr nahe kommen. Bewohnte Habitate im Asteroidengürtel sind markiert und haben eigene Sperrzonen. Anschließend geht die Strecke im interstellaren Raum durch den Kataka-Gamma Nebel, und vorbei an einem Gravitationsriff (eine ausgedehnte Ballung dunkler Materie). Darauf folgt eine Sprint-Etappe an deren Ende man in einer Kombinationswertung aus Geschwindigkeit und Genauigkeit einen Kontrollpunkt möglichst dicht und schnell passieren muss. Im letzten Abschnitt zum Solsystem ist dann Dauerleistung gefragt. Die Etappe endet in 20 Lichtwochen Abstand zu Sol. Im letzten Abschnitt der regulären Strecke muss man auf einem selbstgewählten Kurs durch den dichteren Teil der Oort'sche Wolke navigieren, um bei Eris anzukommen. Eris steht weit außerhalb der solaren Ekliptik. Abschließend gibt es noch 2 Sprintwertungen. Die erste im ÜL-Betrieb von Eris zu einem Punkt 1 AU oberhalb der aktuellen Position der Erde und eine mit konventionellen Triebwerken von dort zu Luna. Für die ÜL-Sprintwertung ist das ÜL-Flugverbot in der Pluto-Raumkugel suspendiert.

Das Rennen war zwischen 2683 und 2704 alle 2 Rama-Jahre durchgeführt worden, dann aber wegen des Kontaktverbots während des Kriegs für 30 Jahre nicht möglich gewesen. Ab 2751 wird das Rennen jährlich durchgeführt. Die Teilnehmerzahlen steigen rasant, vor allem wegen dem Wirtschaftsaufschwung im Solsystem. Bei späteren Rennen treten Hunderte von Teilnehmern an, viele von Firmen gesponsert.

Immer wieder kommt es zu Ausfällen. Vor allem dann, wenn Piloten zu viel riskieren. Zum Glück sind das meistens nur Schäden am ÜL-Triebwerk. Manchmal müssen die Piloten mehrere Tage ausharren bevor ihr Schiff geborgen werden kann.

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2170 In den Hyphen des Pilzes Armillaria Solidipes werden neuronenartige Vorgänge entdeckt.

In den Hyphen des Pilzes Armillaria Solidipes werden neuronenartige Vorgänge entdeckt. Es gelingt mit einigen Exemplaren zu kommunizieren.

Die Pilze bilden ein ausgedehntes unterirdisches Fadengeflecht unter dem Waldboden. Sie wiegen oft viele Tonnen und können mehrere Hektar groß werden. Die Komplexität des Mycels ist mit der von Gehirnen großer Wirbeltiere zu vergleichen.

Mit Schnittstellen ähnlich den handelsüblichen Neuroimplantaten können Signale der Pilze emuliert und analysiert werden. In der Interaktion zeigen sich Verhaltensmuster, die man auch von Tieren kennt. 2183 beobachtet man sogar Anzeichen von kognitiven Fähigkeiten, planerischem Denken und zielgerichtete Aktivität. Allerdings macht die räumliche Ausdehnung alle höheren Prozesse sehr langsam. Die Pilze scheinen auf einer anderen Zeitskala zu leben.

http://jmp1.de/h2170

2174 Asteroidenraub, der größte Diebstahl des Jahrhunderts und Goldregen

Im Jahr 2172 manövriert der Asteroidenentwickler Seren-Enterprises einen kleinen Kometenkern aus einer erdnahen Sonnenumlaufbahn in einen hohen Erdorbit. Der Komet ist 90 Meter groß und enthält neben 2 Millionen t Wassereis einen außerordentlich hohen Anteil von seltenen Erden. Die Reise dauerte 14 Jahre mit Fusionsfackel-Triebwerken, die fast alles Wassereis des Kometen verbrauchen.

Seren-Enterprises beabsichtigt, Rohstoffe für die Industrie im orbitalen Erde-Mond-System abzubauen. Abnehmer sind vor allem L4/L5-Konstuktionen, lunare Produktionsstätten und Forschungsstationen im Erdorbit. Außerdem enthält der Komet verschiedene Edelmetalle, die wie andere Elemente für Produktion und Konstruktion im Orbit verwendet werden, darunter 50.000 t Gold das aber nur in kleinen Mengen industriell benötigt wird. Das Projekt läuft unter höchster Geheimhaltung. Der Komet und die Extraktionsanlagen werden unter einer Hülle aus Aluminiumfolie verborgen.

Anfang 2174 wird der Asteroid von gut ausgerüsteten Einheiten unbekannter Herkunft besetzt. Seren-Enterprises wird der Zugang verwehrt. Für 10 Monate begründet Seren die Lieferverzögerung gegenüber Kunden mit operativen Problemen, meldet den Vorgang aber nicht den Behörden.

Ende des Jahres beginnt der sog. Goldregen. Die Diebe landen Gold mit Deorbitern in menschenleeren Gebieten und sammeln die Fracht ein. Die unregistrierten Landungen erregen planetenweit die Aufmerksamkeit ziviler und militärischer Behörden. Nach 3 Wochen, in denen die Behörden versuchen mit Seren-Enterprises zu verhandeln und Druck auszuüben, versuchen Einheiten der Raumpatrouille zu landen. Sie stoßen auf starken Widerstand und werden zurückgeschlagen.

Mit Beginn des Landungsversuchs ändern die Entführer ihre Taktik. Sie schießen Gold-Ladungen ohne Deorbiter unkontrolliert zur Erde, weiterhin in unbewohnte Gebiete. Teile des Goldes verdampfen beim Eintritt in die Atmosphäre, aber über weite Gebiete kommen kleine und größere Tropfen aus geschmolzenen Gold und Nuggets bis 1 cm Größe herunter. Es beginnt ein Goldrausch in der Sahara, Alaska, Sibirien und Australien. Insgesamt landen die Diebe 9.000 t Gold (ca. 1 % des Weltvorrats), davon 3.000 t per Deorbiter. Der Welt wird bewusst, dass in Zukunft jede Organisation fast beliebige Mengen Edelmetalle zur Erde bringen kann. Der Goldpreis und viele andere Rohstoffmärkte brechen ein.

Schnell wird bekannt, dass ca. 2.000 t Gold über Terminkontrakte schon vorher zu den alten Marktpreisen verkauft worden waren, einem Wert, der dem Bruttosozialprodukt eines kleinen Landes entspricht. Später stellt sich heraus, dass der wahre Zweck des Asteroidendiebstahls nicht der Goldverkauf, sondern die Manipulation der Märkte war, bei der die Diebe wohl ein Vielfaches verdient haben.

Im Chaos des Goldregens verlassen die Diebe in Deorbitern den Asteroiden. Ihre Identität bleibt im Dunkeln. Einige Details sprechen für staatliche Akteure. Es gibt viele Spuren und Indizien, aber keine eindeutigen Hinweise. Die wahren Drahtzieher werden nie öffentlich bekannt.

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2403 Erste Savant-Upgrades kommen auf den Markt

Menschen mit Savant-Fähigkeiten können gezielt Fähigkeiten verstärken, vergleichbar dem Savant-Syndrom, das von manchen Autisten bekannt ist.

Der Savant-Modus ändert die Verarbeitung im Gehirn. In einzelnen Bereichen wird die Aktivität reduziert, in anderen dafür verstärkt. Manche kognitive Fähigkeiten können wesentlich gesteigert werden, weit über das normale Maß intelligenter Menschen hinaus. Es gibt Savant-Fähigkeiten für die Steigerung von optischer und akustischer Wahrnehmung, Mustererkennung, Erinnerung, numerische Fähigkeiten, optische, akustische und numerische Reproduktion.

Meistens wird nur eine Fähigkeit verstärkt. Das genügt eigentlich immer für eine gestellte Aufgabe. Aber der Savant-Modus ist nicht ohne Nachteile. Bei der Aktivierung der Savant-Fähigkeit leiden oft andere Fähigkeiten, z.B. die allgemeine Motorik. Bei gesteigerter Wahrnehmung von Details ist die Synthese von Gesamtbildern gestört. Das ist zwar ein momentanes Handicap, aber nicht dauerhaft. Wenn die Aufgabe lautet, große Mengen an Information schnell aufzunehmen, dann stört höhere kognitive Verarbeitung eher.

Vieles was durch Savant-Fähigkeiten erreicht werden kann, ist im 25. Jahrhundert auch anders realisierbar. Schnelle optische Informationsaufnahme geht über Implantate vom Sehnerv direkt in den digitalen Speicher. Die Daten können dann später ausgewertet oder abgerufen werden. Implantate können die Motorik steuern. Damit können normal begabte Menschen konzertreife Reproduktionen von optischen und akustischen Werken liefern. Natürlich unterstützen Implantate auch beim Rechnen indem sie das Rechnen komplett übernehmen. Die 19. Wurzel aus einer 99-stelligen Zahl zu berechnen ist heute normal. Aber Savant-Fähigkeiten gehen über die Datenverarbeitung hinaus. Sie geben den Anwendern eine intuitive Einsicht in die Struktur der Daten, bzw. des Problems. Während implantatgestützte Verbesserungen vor allem durch digitale Verarbeitung beschleunigen, verbessern viele Savant-Fähigkeiten das Verständnis von Information.

Mit etwas Übung kann man Savant-Fähigkeiten auch kreativ nutzen. Der tiefe Einblick in die Struktur von Problemen, von Informationen und möglichen Lösungen ermöglicht vorher unerreichte Kreativleistungen. Im Savant-Modus lassen sich viel komplexere Zusammenhänge erfassen. Alle Branchen, die hochdimensionale Daten analysieren und daraus Modelle erstellen, profitieren davon. Der Zugang zu Savant-Fähigkeiten wirkt wie das plötzliche Auftauchen vieler Genies in einigen theoretischen Wissenschaften und der Finanzbranche.

Im Lauf der Zeit wurden auch neue, nicht von natürlichen Savants bekannte, Fähigkeiten entwickelt. Mit dem Ninja-Upgrade erhält man absolute Orientierung, schnelle Reflexe und eine Dehnung der Zeitwahrnehmung. Allerdings ist die Nutzung von Ninja sehr anstrengend und verlangt danach eine längere Ruhepause. Diese Fähigkeit wird trotzdem schnell zum Standard bei Spezialeinheiten.

Savant-Upgrades gibt es als Gen-Modifikation, d.h. als Zusatz zu gängigen Genvorlagen. Viele Savant-Upgrades können auch nachträglich installiert werden als Nanoimplantate.

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2806 Weltraum Müll von Aliens in unserem Sonnensystem

Wie in vielen Sonnensystemen haben auch im Solsystem manche Besucher ihren Abfall hinterlassen. Die Hinterlassenschaften stammen von verschiedenen Besuchern aus ganz verschiedenen Zeiten. Auch die Zusammensetzung ist sehr unterschiedlich, von rein biologischen Abfällen über typische Abfälle des Raumschiffbetriebs bis zu kompletten Geräten. Vermutlich kann man auch das Kaio-Schiff dazuzählen, denn es wurde offensichtlich ausgeschlachtet und an einen Asteroiden befestigt zurückgelassen.

Der meiste Abfall befindet sich auf solaren Umlaufbahnen. Es sind 13 Objektgruppen in der Ekliptik bekannt und 3 auf Bahnen mit mehr als 10 Grad Neigung, wobei die Entdeckungswahrscheinlichkeit für Objekte kleiner als 1 m außerhalb der Ekliptik wesentlich geringer ist. Die Objekte wurden vermutlich einfach ausgeschleust und verblieben auf der aktuellen Trajektorie.

In den meisten engen Solarorbits (bis zur Jupiterbahn) verschwinden kleine Objekte nach wenigen Millionen Jahren durch Kollisionen mit den Planeten, vor allem Jupiter, und durch Sturz in die Sonne nach Ablenkungen durch Planeten. Große Objekte in weiteren Solarorbits oder in planetaren Orbits bleiben länger. Eine große Gruppe von Objekten mit einer Gesamtmasse von 8.000 t zum Teil radioaktiven Abfalls ist über die äußeren Saturnringe verteilt. Die Objekte sind etwa 20 Mio. Jahre alt. Simulationen zeigen, dass diese Gruppe als ein Stück lose zusammenhängenden Materials ausgesetzt wurde und sich durch die Gezeitenkräfte inzwischen weit verteilt hat.

Bis auf wenige Ausnahmen können die Relikte nicht bestimmten Völkern oder Vorgängen zugeordnet werden. Ein 5 Mio. Jahre altes kompaktes Paket von Abfällen mit biologischen Komponenten im Asteroidengürtel weist starke Verwandtschaften mit Solberg 86 III auf. Das biologische Codesystem ist identisch mit dem der dortigen Arten, die Organisation des Makrostruktursystems weicht aber deutlich ab. Der Umstand könnte im irdischen, DNS-dominierten Codesystem nur mit einer Parallelentwicklung von 500 Mio. Jahren erklärt werden. Man vermutet deshalb, dass mit dem Solberg Codesystem Bioengineering betrieben wurde und auf das Codesystem eine künstliche Makroordnung aufgesetzt wurde. Eine Technik, von der wir nur träumen können.

Eine historische Rarität ist eine 12.000 Jahre alte Sammlung defekter IT-Baugruppen aus der Frühzeit des Solemischen Reiches. Man weiß aus anderen Quellen, dass Erkunder des Reiches in der Anfangszeit Reisen weit über die damaligen Reichsgrenzen hinaus unternommen haben. Die zeitliche Einordnung bedeutet, dass der Besuch im Sol-System immerhin fast 4000 Jahre vorher geschah, bevor das Reich seine Grenzen in den lokalen Sektor ausdehnte. Einige Elemente haben akustische Hilfefunktionen, die immer noch funktionieren, so dass man heute, 12.000 Jahre später, die Sprache eines Instruktors aus der Anfangszeit des legendären Solemischen Reiches hören kann.

Zugeordnet werden können auch 80 Tonnen knapp 14.000 Jahre alte biologischer Abfälle, die als Cluster verteilt über 100 Kubikkilometer die Sonne umkreisen. Die Abfälle stammen eindeutig von einem kisorischen Kreuzer des ersten Imperiums. Der Cluster wurde 2806 entdeckt und als kosmischer Misthaufen Kisors bezeichnet; ein gefundenes Fressen für die Boulevardmedien des Solsystems bei der damaligen kisorfeindlichen öffentlichen Meinung.

Der sogenannte Weltraum-Müll ist der einfachste Beleg dafür, dass in der Umgebung des Sol-Systems schon seit vielen Millionen Jahren Raumfahrt betrieben wird. Es besteht kein Grund zur Annahme, dass die Verhältnisse in der übrigen Galaxie anders sind. Man kann außerdem davon ausgehen, dass nur ein geringer Bruchteil der Besucher Abfall hinterlässt. Bei den meisten Völkern ist es üblich, Abfall in die Sonne zu entsorgen. Das bedeutet, dass es noch wesentlich mehr Besucher im Sonnensystem gegeben hat. Die Gesamtheit der raumfahrenden Völker besucht alle Systeme viele Male, jedoch jedes Volk nur einen Bruchteil der Systeme. Die meisten Besucher treffen nicht auf eine Zivilisation, da die weitaus meisten Zivilisationen von intelligenten Wesen nur einen geringen Bruchteil der Lebensdauer eines Sonnensystems bestehen.

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