Im Jahr 2017 durchquerte ein extrasolarer Komet das Sonnensystem. Er kam mit einer so hohen Geschwindigkeit, dass sein Ursprung außerhalb des Sonnensystems sein musste. Das Objekt bekam den Namen Oumuamua. Es wurde erst als interstellarer Asteroid klassifiziert. Später wurde er als Komet eingeordnet, da geringe Änderungen der Trajektorie auf Ausgasungen hindeuteten.
Das wirklich Erstaunliche war seine Form. Die damaligen Astronomen konnten in ihren Teleskopen nur einen Punkt sehen. Aber der Punkt blinkte. Daraus schloss man, dass Oumuamua schnell rotiert. Aus dem Helligkeitsverlauf konnte man berechnen, dass Oumuamua mindestens 5-mal so lang wie breit war, eine Zigarrenform von etwa 250 x 50 x 50 Meter. Die schnelle Rotation sprach für einen massiven Körper, denn bei seiner geringen Gravitation musste das Objekt aus einem Stück bestehen. Sonst wäre es durch die Fliehkräfte längst auseinandergeflogen. Leider konnte man das nicht direkt nachprüfen. Für eine Rendezvous-Mission war Oumuamua viel zu schnell. Es gab keine Sonde in der Nähe. Man konnte ihn nicht besuchen.
Spektroskopie zeigte einen hohen Metallanteil. Schon früh gab es Vermutungen, dass Oumuamua künstlichen Ursprungs sein könnte. Radioempfänger wurden ausgerichtet und bei seinem minimalen Erdabstand von 33 Millionen Kilometern hätte man Sender bis zu einem Zehntel Watt empfangen. Aber es gab keine aktiven Emissionen. Oumuamua verschwand schnell wieder in den Tiefen des Alls und geriet in Vergessenheit. Jedes Jahr wuchs der Abstand um fast eine Lichtstunde, für Jahrhunderte.
Im Jahr 2493 ist Oumuamua fast 400 Milliarden Kilometer entfernt. Das sind 2 Lichtwochen oder 2700 AU, 2700-mal so weit von der Sonne, wie die Erde, weit in der Oortschen Wolke. Aber das ist eine Distanz, die experimentelle Antriebe nach dem Raumkrümmer-Prinzip inzwischen schaffen. Eine Expedition macht sich auf, den alten Kometen zu besuchen. Die größte Schwierigkeit liegt nicht darin, den Kometen einzuholen, sondern ihn dann im Zielgebiet aufzuspüren. Richtung und Geschwindigkeit wurden im 21. Jahrhundert genau vermessen. Der Vektor ist ziemlich gut bekannt. Und wenn die Bahn nicht gestört wurde, dann sollte sich Oumuamua in einem Raumvolumen von 3 Kubik-AU oder 10 hoch 25 Kubikkilometern befinden. Optisch ist der Komet nicht aufzuspüren. Dort draußen bekommt er Milliarden mal weniger Licht als die Erde und er ist außerdem ziemlich schwarz. Aber mit Radar kann man ihn finden. Die Mission bringt im Zielgebiet mehrere starke Radarsender aus und wartet auf Echos. Nachdem man das mehrmals wiederholt hat, detektiert man ein Signal am Rand des Suchraumes. Die Flugzeit ins Zielgebiet über 2700 AU hatte 8 Tage gedauert, die anschließende Suche 40 Tage.
Das Forschungsschiff nähert sich Oumuamua. Endlich kann man das Objekt tatsächlich in Augenschein nehmen. Man muss es mit Scheinwerfern beleuchten, ein schwarzer Brocken in der Schwärze des Alls. Die Oberfläche ist sehr glatt. Es ist keine Zigarrenform, wir früher angenommen, sondern ein Zylinder. Oumuamua ist eindeutig künstlicher Herkunft. Er ist ein perfekter Zylinder, fast 400 Meter lang und 50 Meter im Durchmesser. Auf den ersten Blick wirkt er wie ein leerer Treibstofftank. Eine genauere Untersuchung zeigt im Inneren Reste von Wassereis. Das war vermutlich die Quelle der vor Jahrhunderten beobachteten Ausgasungen. Die Oberfläche hat unzählige Einschläge von Mikrometeoriten und Staub. Eine statistische Analyse der Oberfläche ergibt ein Alter von 150 Millionen Jahren. Oumuamua ist eines der ältesten Produkte einer technischen Zivilisation, die jemals entdeckt wurden.
Oumuamua entfernt sich zwar schnell mit 26 Kilometern pro Sekunde vom Sonnensystem. Aber trotzdem hat er eine ähnliche Umlaufbahn um das galaktische Zentrum wie Sol. Die Relativgeschwindigkeit ist klein gegenüber der gemeinsamen Geschwindigkeit um das Zentrum der Milchstraße (ca. 200 km/s). Das Objekt hat einige kleinere Ausbuchtungen und Halterungen, aber – abgesehen von den Meteoriteneinschlägen – keine Schäden. Oumuamua wurde anscheinend absichtlich freigesetzt und nicht durch einen Unfall abgesprengt. Vor 150 Millionen Jahren war er Teil einer größeren Struktur, eine Raumstation, ein Schiff oder ein Habitat. Oumuamua diente vermutlich als Wassertank. Nachdem der Tank geleert war, scheint er abgetrennt worden zu sein und ist seitdem auf seiner Trajektorie verblieben.
Die aktuelle Relativgeschwindigkeit zum Sonnensystemen bedeutet nicht, dass sich damals eine technische Konstruktionmit 26 km/s Fluchtgeschwindigkeit bewegte. Vielleicht war sie fast in Ruhe gegenüber ihrem Ursprungssystem. Vielleicht gehörte Oumuamua den Bewohnern eines dortigen Oort-Objekts. Seit damals haben sowohl Sol, als auch Oumuamua das galaktische Zentrum zu zwei Dritteln umrundet und auf dem Weg durch gravitative Wechselwirkungen mit anderen Sternen immer wieder leicht die Richtung geändert. Die Relativgeschwindigkeit ist nur die Folge eines anderen Richtungsvektors bei im Wesentlichen ähnlicher Geschwindigkeit.
Letztlich ist Oumuamua ein uraltes Stück Schrott, das zufällig das Sonnensystem durchquerte. Astronomen im 21. Jahrhundert mussten annehmen, dass es sich um ein natürliches Objekt handelt. Alles andere wäre als Science-Fiction und als Wunschdenken gebrandmarkt worden. Deshalb die Einordnung als Asteroid oder Komet.
Im 21. Jahrhundert wusste man noch nicht, wie weit verbreitet technische Zivilisationen tatsächlich sind, wie lange es sie schon gibt und wie gigantisch ihre Operationen sind im Vergleich zu planetengebundenen Gesellschaften. Moderne technische Zivilisationen haben eine millionenfach höhere industrielle Kapazität, als die Erde des 21. Jahrhunderts. In hunderten Millionen Jahren gab es Millionen solcher Zivilisationen. Im Lauf der Zeit haben alle zusammen viele Billionen Billionen Objekte wie Oumuamua hinterlassen. Das ist eine Größenordnung, die schon fast an die Zahl natürlicher Irrläufer in der Galaxie heranreicht.
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http://jmp1.de/h2493
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