2060 Ökoterrorismus: ein Massenphänomen

Trotz aller Bemühungen um eine ökologische Wende geht die Zerstörung der Umwelt ungebremst weiter. Nach Jahrzehnten von politischen Demonstrationen, gewaltfreien Boykotten, friedlichen Protesten und spektakulären, aber harmlosen Aktionen, ist auch in den 20er und 30er Jahren des 21. Jahrhunderts keine Besserung in Sicht.

Die Umweltzerstörung schreitet voran, Mitwesen werden weiter missbraucht und die Treibhausziele der 0er Jahre wurden weit verfehlt. Das liegt nicht nur daran, dass die Industrienationen zu wenig getan haben. In den ehemaligen Schwellenländern sind viele Milliarden Menschen in die Mittelschicht aufgestiegen. Sie wollen nun einen bescheidenen Wohlstand genießen und sich nicht einschränken. Das heißt aber auch, dass 4-mal mehr Menschen jetzt so viele Ressourcen verbrauchen, wie zuvor nur die wohlhabenden Nationen. Kleinen Erfolge, wie Recycling und Mülltrennung, Wärmedämmung und ein höherer Anteil regenerativer Energiequellen, wurden dadurch marginalisiert. Frühere und neue Schwellenländer sehen es als ihr Recht an, die Ressourcen zu verbrauchen, die für den Wohlstand nötig sind. Die früher führenden Industrienationen fordern jetzt Mäßigung. Aber sie waren selbst keine guten Vorbilder.

Viele Öko-Aktivisten haben ihre Leben lang gekämpft. Manche schon in der zweiten Generation. Aber es ändert sich nichts. In den 30er Jahren radikalisieren sich einige von Ihnen. Sie beschränken sich nicht mehr auf medienwirksame Aktionen, wie Besetzungen von Bohrplattformen, sondern sie versuchen, die Verursacher von Umweltzerstörungen zur Verantwortung zu ziehen oder ihnen direkt zu schaden. Nun geht es nicht mehr um die Beeinflussung der Politik durch öffentlichen Druck. Sie wenden nun Gewalt an, um bei den Verursachern die ökonomischen Rahmenbedingungen zu verändern und dadurch ein Umdenken zu erzwingen. Mit anderen Worten: sie beschädigen und zerstören Vermögenswerte und Betriebsmittel.

Natürlich sind diese Aktionen kriminell. Kein Land kann das zulassen. Weltweit fahnden Polizei, Anti-Terror Einheiten und Geheimdienste nach den Tätern. Mit den ersten Aktionen mussten die Aktivisten in den Untergrund gehen. Angesichts sehr fortgeschrittener Überwachungsmethoden klingt das schwierig. Aber die Strafverfolgungsbehörden bekommen den Ökoterrorismus trotzdem nicht unter Kontrolle. Das liegt vor allem daran, dass es sehr viele Helfer gibt. Fast alle Menschen sind von den Folgen des Öko-Missbrauchs betroffen. Viele – auch normale Bürger – sympathisieren mit den Zielen der Bewegung. Sie verstecken nicht nur Aktivisten, sondern sie ändern auch Datenbanken, manipulieren Cams-Streams, ändern Suchparameter und sogar die Koeffizienten der KI-Netze. Moderne Technologie bietet sehr subtile Möglichkeiten zur Manipulation.

Im militanten Ökoaktionismus kommen mehrere Motive zusammen. Neben dem Hauptziel, Schutz und Wiederherstellung der Umwelt, gibt es Schnittstellen zur Ablehnung der Finanzwirtschaft, die Umweltzerstörung finanziert. Es gibt auch Gemeinsamkeiten mit dem Kampf um soziale Gerechtigkeit, weil Umweltzerstörung und ökonomische Ungleichheit oft einhergehen. Vor allem die ärmeren Teile der Bevölkerung leiden unter den Folgen.

Spektakuläre Aktionen während dieser Zeit: Bohrplattformen werden durch Sprengung einzelner Stützpfeiler versenkt. Aus Anlagen von Massentierhaltung werden viele Tiere befreit. Es gibt aber auch Aktivisten, die sich eher gegen die den Umweltmissbrauch durch die Fleischindustrie einsetzen, als für das Tierwohl. In diesem Kontext gibt es viele Aktionen bei denen Futter oder Trinkwasser biologisch oder chemisch verseucht werden mit Millionen toten Tieren. Weltweit werden im Lauf der Jahre unzählige Förderanlagen von Öl und Gas in Brand gesetzt. Wasserquellen, aus denen Lebensmittelkonzerne ihre Wasserflaschen befüllen, werden vergiftet. Heckenschützen verhindern Tiertransporte. Auch in anderen Sektoren werden viele Just-in-Time Lieferungen sabotiert, um Produktionsketten zu unterbrechen. Es gibt Terroranschläge auf die Energieversorgung von Stahlwerken und auf Chemieunternehmen. In Indien werden die Anlagen mehrerer Hersteller von Pharma-Generika für den Weltmarkt durch radioaktives Material kontaminiert und permanent unbenutzbar gemacht. Mit der Zerstörung von Bahngleisen und Hafen-Terminals werden nicht-recycelnde Unternehmen der Abfallwirtschaft geschädigt. Hersteller und Händler von Pestiziden und Düngemitteln sind immer wieder Ziel von Anschlägen bei denen oft große Mengen an giftigen Substanzen freigesetzt werden. Einige Aktivisten lassen sich von vergangenen Unfällen inspirieren und stellen diese nach. Einige Dämme von Deponie-Seen mit Rotschlamm aus der Aluminiumherstellung werden gesprengt. Nachdem sich CO2-Abscheidung und Lagerung unter der Erde als unsicher herausgestellt hat und trotzdem weiterverfolgt wird, sprengen Aktivisten Lagerstädten auf. Weltweit werden immer wieder Zuleitungen von Bewässerungsanlagen durchtrennt, mit denen große Agrarproduzenten oft hunderte Quadratkilometer Ackerland bewässern, obwohl die Wasserknappheit immer mehr zunimmt.

In den 40er Jahren wandelt sich der Ökoterrorismus. Die Aktionen werden zahlreicher und gewaltsamer. Was in den 30er Jahren eigentlich eher ein militanter Kampf gegen Sachwerte war, nähert sich nun dem politischen Terrorismus an. Es geht nicht mehr um finanzielle Schäden und Betriebsstörungen. Die Gewalt richtet sich jetzt auch gegen Personen, gegen führende Vertreter der Umweltschädiger aus Wirtschaft und Politik. Eine neue Generation von "Aktivisten" (inzwischen im Sprachgebrauch ein Synonym für Terroristen) sieht sich durch das "alte" Establishment um die Zukunft betrogen. Die neuen jungen Aktivisten haben gelernt, dass einfache Maßnahmen nichts bringen. Weder die aktionistische Öffentlichkeitsarbeit des frühen 21. Jahrhunderts, noch punktuelle Gewalt gegen Verursacher in den 30er Jahren haben etwas geändert. Dqie neue Doktrin ist, "dass man einen Gang hochschalten muss", dass man die "Verursacher vernichten" muss, da sie sich trotz großer Schäden nicht bewegen wollten, sondern sich "hinter den Unterdrückungsmitteln des Establishments", der Strafverfolgung durch die Behörden, verstecken.

Der Aktivist Lun471c wird zum Sprachrohr der neuen Generation. Die Identität von Lun471c wird nie aufgeklärt. Er/Sie sendet auf vielen Online und Offline-Kanälen. Lun471c benutzt Webposts ebenso wie Drohengraffiti und gehackte IoT-Devices. Lun471c sendet operative Nachrichten mit Enthüllungen und Ankündigungen, aber auch ideologische Inhalte, Argumentationsketten und Manifeste. Man vermutet, dass Lun471c nicht eine Person ist. Wahrscheinlich werden die Nachrichten von Unterstützern weltweit hergestellt. Statistische Analysen deuten darauf hin, dass sie von einem kleinen Kreis kuratiert werden. (Die Analyse ist schwierig, da alle analysierbaren Eigenschaften der Nachrichten durch Bots randomisiert werden). Danach werden die Inhalte weltweit von lokalen Zellen ausgeliefert.

Aufmerksamkeit ist die dominierende Währung der Feeds. Publisher kämpfen um die Zeit der Follower. Das gilt für alle, Medienkonzerne, Celebrities, Influencer und für die Millionen Low-Follower Post-Sharer, die noch groß werden wollen. In diesem Ringen um Aufmerksamkeitsspannen, ist fast jedes Mittel recht. Spektakuläre Aktionen für ein populäres Thema sind perfekt, um Aufmerksamkeit anzuziehen. Vor allem dann, wenn sie brutal sind, dramatisch, kreativ, schockierend oder besser sogar alles zusammen. Es gibt eine Belastungsgrenze ab der viele Feed-Konsumenten abschalten. Aber anscheinend lässt sich diese dies Grenze weiter hinausschieben, wenn die Leser gleichzeitig durch das Thema positiv berührt werden. Vor diesem Hintergrund sind extremistische Aktionen im Kontext des Ökothemas ideal.

- Aktivisten entführen Verantwortliche für Massentierhaltung und halten sie in Mastschweinanlagen. Alles wird gestreamt. Die Quellen der Live-Feeds werden durch Anonymisierungsnetze verschleiert. Dann werden die Feeds über Punkt-zu-Punkt Verbindungen an viele Millionen Mobilgeräte geleitet und per Gateway-Hopping in das kontrollierte Web eingespeist.

- Später sind die Opfer auch Richter, die Entscheidungen gegen Tierrechte getroffen haben, Lobbyisten, Beamte, die Genehmigungen erteilt haben und sogar einige Politiker: Landwirtschaftsminister und Sponsoren von Gesetzen.

- In einer weiteren Eskalation werden einzelne Opfer nicht nur gedemütigt, sondern auch umgebracht, branchentypisch per Bolzenschuss, und dann verarbeitet. In Einzelfällen geschieht das, mit der Argumentation, der Realität der Tiere nahe kommen zu wollen, auch ohne Betäubung.

- Obwohl künstlich hergestelltes Fleisch verfügbar ist und Fleischersatz nicht von echtem Fleisch zu unterscheiden ist, gilt echtes Fleisch als besonderer Luxus. In Anlehnung an die Zubereitungsart von Hummer werden herausragende Vertreter dieser Szene, Promiköche, Gourmets, Redakteure, entführt und mit zusammengebunden Händen und Füßen in heißes Wasser geworfen. Manche werden mit Verbrennungen gerettet, andere nicht.

- Auch in anderen Bereichen als der Massentierhaltung wenden Aktivisten branchenübliche Behandlungen an. Sie bestrafen Verantwortliche für Umweltzerstörung mit repräsentativen Maßnahmen und zeigen dabei einige Kreativität, aber auch drastische Rohheit.

- Verantwortliche für Meeresverklappung werden in die Dünnsäure ihres Unternehmens geworfen und einige werden nicht rechtzeitig gerettet oder ärztlich behandelt. Leiter von Agrarkonzernen müssen nitratverseuchtes Wasser trinken. Förderer von Ölsanden werden geteert und gefedert. Manche mit ihrem eigenen Schweröl, andere auch letal mit flüssigem (heißem) Asphalt.

- In Industrien, die für rauchende Schlote bekannt sind, werden die Opfer dazu gezwungen, wochenlang den Smog zu atmen, der oft über den Slums der Megastädte liegt. Manchmal wird der Smog künstlich verstärkt oder angereichert "um eine Dauerbelastung wie in der Realität der Slumbewohner zu simulieren". Es gibt Kohlenmonoxid-Vergiftungen verschiedener Grade bis zu letalen Levels. Darunter sind auch Fälle von kontrolliert herbeigeführtem CO-induziertem Sauerstoffmangel mit permanenter Schädigung von kognitiven Fähigkeiten.

- Händler, die Nashorn-Mehl und andere Produkte bedrohter Tiere zur Potenzsteigerung verkaufen, werden in improvisierten Tierarztpraxen ambulant kastriert. Ein Online-Marktplatz wird gehackt, die Käufer über die Kundendaten ausfindig gemacht und entsprechend behandelt.

- Einige Verkehrsflugzeuge werden mit Drohnen oder Lenkwaffen abgeschossen, um die CO2-Bilanz zu verbessern.

 - Frachtschiffe mit Abfällen werden entführt. Die Fracht wird dann an Villenvierteln in künstlichen Lagunen entladen. Es gibt giftige Schlämme, Säure, Gülle, Industrieabwässer mit allen möglichen Schwermetallen, Chrome, Blei, Quecksilber, Arsen, aber auch Hausmüll und viele andere Industrieabfälle. In einzelnen Fällen dringen Terroristen in die Häuser der Anwohner ein und erzwingen einen physischen Kontakt mit den Schadstoffen.

- In der Diskussion um die Anreicherung von Mikroplastik in Meerestieren wird oft behauptet, dass die Plastikfragmente nicht in die menschliche Nahrungskette gelangen, weil Menschen zwar Fische essen, aber nicht deren Mageninhalt. Einige Aktivisten sorgen nun dafür, dass Mikroplastik in signifikanten Mengen doch in den Stoffwechsel ihrer Entführungsopfer gelangt.

- Sehr erfolgreich ist das Hacking von Gendatenbanken globaler Saatguthersteller. In einem spektakulären Fall fügen Aktivisten der DNS von genoptimierten Mais einige Sequenzen hinzu, die in reifen Körnern Cyanid entstehen lassen. Millionen Tonnen geernteter Mais müssen als Sondermüll vernichtet werden.

In den 50er Jahren wird ökologisch motivierter Terror zu einer Massenbewegung. Die Aktivisten bekommen Nachahmer aus dem Amateurbereich. Unüberschaubar viele Gruppen beteiligen sich mit oft drastischen Beiträgen. Die terroristischen Aktionen werden gepostet, geteilt und live gestreamt. Alle versuchen sich gegenseitig zu übertreffen. Sie versuchen noch ausgefallener, kreativer und brutaler zu sein als die anderen. Eine erste Welle von Nachahmern wird selbst wieder zu Vorbildern für die nächste Welle. Manche nennen sie Feierabend-Aktivisten. Aber sie sind nicht weniger kriminell.

Viele Strömungen und Formate laufen gleichzeitig. Manche wollen individuellen Ruhm in ihrer Peer-Group. Sie benutzen Pseudonyme und Feed-Filter um bekannt zu werden ohne in ihrem realen Leben erkannt zu werden. Trotzdem gibt es Verhaftungen, Anklagen und harte Urteile. Aber es sind zu viele. Die Bewegung lässt sich nicht eindämmen. Eine andere Fraktion anonymisiert so weit, dass die Täter nicht mehr zu unterscheiden sind. Sie treten als Kollektiv auf, wie im frühen 21. Jahrhundert die Hackergruppe Anonymous. Die Taten können nicht mehr einzelnen Aktivisten zugeordnet werden. Niemand übernimmt die Verantwortung. Das Kollektiv bekommt den (zweifelhaften) Ruhm. Es gibt viele solche Aktivistenkollektive. Wie vorher einzelne Aktivisten konkurrieren nun die Kollektive.

Eines der führenden Kollektive ist JimPanse. Anfang der 50er werden plötzlich sehr viele Aktionen von JimPanse gemeldet. Es ist schnell klar, dass sich viele anonyme Aktivisten hinter dem Pseudonym JimPanse verbergen. JimPanse tritt immer mit Tiermasken auf. Der Schwerpunkt der Gruppe liegt auf den Tierrechten. Aber nicht alle Aktivisten von JimPanse halten sich daran. Während anfangs nur führende Vertreter und Verantwortliche aus umweltschädigenden Branchen betroffen waren, geht JimPanse vor allem gegen achtlose Verbraucher vor. Auch Normalbürger werden "branchennah" bestraft. Meistens sind die Aktionen von JimPanse weniger letal. Sie sind eher demütigend und abschreckend, manchmal mit bleibenden Schäden. Auf dem Programm stehen all die Abscheulichkeiten der vergangenen Jahre: Gewaltsames Waxing von Trägern von Angorakleidung, unfreiwillige Feinstaub/Smog-Beatmung, Zwangsernährung mit Mikroplastikdiät, ambulante Sterilisierungen, Dünnsäure/Schwermetallbäder, Pestizid/Nitrat-Cocktails und viele andere.

Die Aktionen zeigen Wirkung bei den Verbrauchern. Nicht nur bei den jeweils Betroffenen. Die große Menge an Einzelaktionen und die hohe Relevanz in den Feeds führen tatsächlich zu Änderungen im Konsumverhalten. Aber die Gesamtwirkung ist zu klein, um den Umweltmissbrauch aufzuhalten.

Wenige Jahre später beendet der Crash sowohl die massive Umweltzerstörung, als auch den Ökoterrorismus.

#Terrorismus #Umwelt #Ökologie

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