2626 Erster Besuch im Sektorzentrum

Eine Expedition besucht Kisor, das 2 Planeten-Reich, später auch Kisor-Zwillinge genannt. Kisor ist das imperiale Regionalzentrum und damit die lokale Ordnungsmacht.

Nach den Erfahrungen mit der Artu-Domäne und extrasolaren Piraten im Solsystem ist es die wichtigste Aufgabe der Koalition, Beziehungen zu Völkern aufzubauen, die den Menschen bei Angriffen beistehen können. Man hofft, dass die Kisor-Zwillinge als lokaler Vertreter des Imperiums diese Rolle übernehmen werden.

Die Koalition mietet ein Interstellarschiff von einem Schiffsvermieter der Babur III Harmonie / Thoris. Das Schiff benötigt für die Reise zum Kisor-System 10 Tage. Ein Schiff aus solarer Produktion hätte eher 2 Jahre gebraucht.

Das Botschaftsschiff der Koalition erreicht das Kisor System senkrecht zur Ekliptik. Man nähert sich vorsichtig an. Ab einer Entfernung von 2 Lichttagen (ca. 25 Milliarden km) hält das Schiff jede Lichtstunde an, sendet seine Kennung und wartet auf Antwort. Man geht davon aus, dass die Behörden Kisors die Schiffskennung zuordnen können, denn das Schiff hat einen imperialen Transponder. Bei 10 Lichtstunden Abstand empfängt man die Anweisungen der Flugleitzentrale, auf einen Lotsen zu warten. Nach 30 Stunden nähert sich ein Kurierschiff. Über eine flexible Andockröhre wechselt der kisorische Lotse mit zwei Begleitern auf das Botschaftsschiff. Der Lotse geleitet das solare Schiff in das innere System. Dort wird ein Parkorbit um einen Altur-Mond zugewiesen.

Das System ist wie erwartet gut ausgebaut und industrialisiert. Auffällig sind die gewaltigen Verladeterminals im interplanetaren Raum und der interstellare Frachtverkehr. Die Terminals lernt man später als Umschlagplätze der kisorischen Handelsgilden kennen. Es gibt zwei bewohnbare Planeten, Kisor-Alpha, der Ursprung des Volkes und Kisor-Beta, der innere Planet, der Alpha angepasst wurde. Das Kisor-System hat mehrere Asteroidengürtel, einer davon rotiert als Teil des Ringsystems um den Gasriesen Altur. In den Asteroidengürteln gibt es sehr viel Aktivität. Das meiste davon ist automatisiert. Die Bevölkerung konzentriert sich auf die zwei bewohnbaren Planeten. Nur kleine Siedlungen sind im System verstreut. Es fehlen die orbitalen Habitate und freien Bereiche, die man inzwischen von anderen hochentwickelten Systemen kennt.

Die Menschen werden freundlich empfangen. Ein Mitarbeiter der kisorischen Ausländerbehörde legt einen Vorgang an und nimmt den Fall auf. Das Aktenzeichen für die solare Menschheit: S206297ER. Die Ankunft der Menschen wird geheim gehalten, um keine weiteren Besuche von Abenteurern im Solsystem auszulösen.

Die Botschafterin der solaren Koalition bekommt keinen Zugang zu höheren Stellen.

Nach vier Wochen müssen die Menschen wieder abfliegen, da der Mietvertrag für das Botschaftsschiff ausläuft und die Schiffsverleiher der Babur-Harmonie bei Vertragsüberziehung hohe Zuzahlungen verlangen würden.

In den nächsten 20 Jahren gibt es nur sporadisch Kontakte zwischen Menschen und Kisor. Das Solsystem erhält keine Hilfe gegen Übergriffe von außen.

Dann zieht eine neue Gefahr zieht auf. Ab 2643 werden mehrere Außenposten und Kolonien der Menschen von Kelreci angegriffen. Die Kelreci sind den Neobarbaren zuzurechnen. Das sind Völker und Fraktionen, die sich fremde Raumfahrttechnik angeeignet haben, aber für die Verantwortung noch nicht reif waren. Sie haben für hochentwickelte Zivilisationen ein mangelhaftes Moralempfinden und plündern jetzt zivilisierte Systeme. Vor allem interstellare Neulinge wie das Solsystem sind der neuen Bedrohung hilflos ausgesetzt. Die Neobarbaren verfügen oft über moderne interstellare Technik, entwendet aus Beständen des Imperiums, das sich seit einiger Zeit nicht mehr genügend um seine Außenbereiche kümmert. Das Solsystem ist dagegen noch technisch unterentwickelt, aber reich an Bevölkerung und Ressourcen.

Die Kelreci arbeiten sich durch die interstellare Nachbarschaft des Solsystems. Betroffen sind vor allem die solaren Kolonien in Richtung des Kelrec-Heimatplaneten Miro. Die Kelreci unterscheiden dabei nicht zwischen den verschiedenen irdischen Ethnien, die sich in den von Menschen kolonisierten Systemen niedergelassen haben. Die Bedrohung betrifft die gesamte Menschheit. Ein Angriff auf das Solsystem wird ab 2647 jederzeit erwartet.

Später stellt sich heraus, dass der Verwaltungsvorgang S206297ER, den die formale Anmeldung von 2626 initiiert hatte, ordnungsgemäß durch die imperiale Regionalverwaltung gelaufen war. Im Jahr 2647 erhält das Solsystem den Status eines imperialen Mitgliedsvolkes Kategorie 18. Ein Kurier überbringt der Koalition die offizielle Mitteilung über die Statusänderung. Dieser Kurier beobachtet die Verteidigungsanstrengungen der Menschen und berichtet bei seiner Rückkehr über die Bedrohungssituation im Solsystem. Daraufhin wird Kisor aktiv, entsprechend den imperialen "Vorschriften zum Schutz von Mitgliedsvölkern der Kategorie 17 bis 19", die "substantielle Hilfe zur Abwendung existentieller externer Bedrohungen" vorsehen.

Zwei Jahre vor dem größten Angriff auf das Solsystem, beginnen die Kisor-Zwillinge die solare Menschheit aufzurüsten. Kisors Truppen greifen nie direkt ein. Aber mit der technischen Hilfe von zehntausenden kisorischen Beratern kann die Kelrec-Bedrohung schließlich abgewendet werden. 

#Reise #Diplomatie #Interstellar #Bedrohung #Rettung

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2503 Arizona Krater Relikte

Im Jahr 2503 stößt man bei Erdarbeiten in der Umgebung des Arizona-Meteorkraters auf die Reste eines Artefakts außerirdischen Ursprungs.

In 35 m Tiefe, 3 Kilometer nordöstlich des Kraterzentrums werden die Reste einer Raumkapsel gefunden. Die Kapsel war ursprünglich ein Ellipsoid von 3 m Länge mit einer 20 cm dicken keramischen Hülle. Die Hülle war in mehrere Stücke zerbrochen, während das Innere der Kapsel weitgehend zerstört war. Nach diesem Fund wird die Umgebung im Umkreis von 20 km systematisch durch Tiefenscans untersucht und die Reste von 2 weiteren Kapseln gefunden. Die beiden Kapseln liegen in 5 und 12 km Entfernung vom Krater in 20, bzw. 15 m Tiefe.

Die Kapseln stehen zeitlich mit dem Krater im Zusammenhang. Sie sind vor dem Auftreffen des Meteors auf dem Boden aufgeschlagen, schufen dabei selbst 10-15 m tiefe Einschlagslöcher und wurden kurz danach vom Kraterauswurf bedeckt. Die Kapseln sind vermutlich beim Auftreffen zerborsten. Sie bestanden aus einer sehr widerstandsfähigen Keramik, die sowohl thermisch isolierende und schockresistente, als auch plastische Eigenschaften zeigt. Die Ausrüstung wurde durch den Aufschlag zerstört, eine eventuelle Besatzung durch die Verzögerungskräfte (bis 100.000 g) getötet. Glühende Gesteinstrümmer vom Meteorkrater verwischten weitgehend die Reste des Inhalts der aufgebrochenen Kapseln.

Man nimmt an, dass die Kapseln mit dem Arizona Meteor kamen und kurz vor dem Aufschlag als Rettungskapseln den Meteor verließen. Sie starteten aber zu spät, um den Aufschlag zu vermeiden. Vom Arizona Meteor wurden schon vor mehreren hundert Jahren die üblichen Meteoritenreste, aber keine ungewöhnlichen Spuren, gefunden. Es ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auszuschließen, dass der Krater vom Einschlag eines Raumschiffs statt eines Meteors verursacht wurde.

Lage und Einschusswinkel der Kapseln in den Boden unter der Trümmerschicht deuten auf eine sehr geringe Relativbewegung der Kapseln gegenüber dem Meteor hin. Womöglich gelangte der 50 m große Meteor durch einen Unfall auf Kollisionskurs mit der Erde und die drei (?) gerade dort befindlichen Wesen konnten zwar die Rettungskapseln erreichen, sich aber ohne eigenen Antrieb nicht rechtzeitig absetzen.

Es liegen keine weiteren Informationen über die Herkunft der Wesen vor. Es gibt weder zeitliche noch technologische Korrelationen mit anderen Artefakten oder Ereignissen im Sonnensystem. Wir wissen nicht wer die Wesen waren, was sie im Sonnensystem taten, ob sie den Arizona Meteor selbst auf Kollisionskurs brachten oder ob sie nur Beobachter waren.

#Meteor #Krater #Aliens

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2390 Pontus Mission: Forschungsexpedition zum neunten Planeten

Calixtos Kamikatsu an Bord der Gahara Sthaan IX auf dem Rückflug von Pontus, Planet 9, 2390, private Nachricht:

Hallo meine Liebe,

jetzt sind es nur noch 1000 AU bis nach Hause. Ein knappes Jahr. Pontus war der Wahnsinn. Wir sind alle noch ganz geflasht. Optisch war nicht viel. Tausend astronomische Einheiten von der Sonne entfernt muss man schon sehr genau hinsehen, um etwas zu erkennen. Aber im Infrarot haben wir alles in voller Schönheit gesehen. Drinnen im Sonnensystem sind Gasriesen mit dicken Atmosphären, Wolkenbändern und Stürmen. Hier draußen, so weit von der Sonne entfernt, ist nur Eis. Die ganze Atmosphäre ist gefroren. Pontus ist ein Eis-Riese.

Aber Pontus ist nicht einfach ein Eisklumpen. Es gibt Gebirge, Schluchten, Geröllfelder, sogar Sandwüsten mit Dünen aus feinen Eiskörnchen, wie Diamantstaub. Alles ist aus Eis, verschiedenes Eis. Wassereis ist bei diesen Temperaturen steinhart. Wassereis spielt hier die Rolle von Stein und Felsen. Es gibt Eis-Vulkane aus denen in der Vergangenheit ein Wasser-Ammoniak-Gemisch als Lava emporgeschleudert wurde.

Pontus hatte offensichtlich auch einmal Plattentektonik, die gewaltige Eisgebirge aufgeschoben hat. In den aktiven Phasen von Pontus gab es sogar Wetter, gewaltiges Wetter. Ammoniak-Regen hat tiefe Canyons aus den Wasser-Gebirgen ausgewaschen. Der Grand-Canyon kann sich darin verstecken. Das Valles Marineris auch. Und nicht zu vergessen, das Theia-Becken. Ein Krater größer als die Erde. Vor Urzeiten muss da ein marsgroßes Objekt reingekracht sein. Das war sicher ein kataklysmisches Ereignis. Es hat den ganzen Planeten zum Schmelzen gebracht. Danach war der Planet Millionen Jahre lang aktiv. Mit Vulkanismus, Plattentektonik, Wetter, Regen, Flüssen, Meeren. Das war die Zeit in der all das entstanden ist, was wir heute sehen. Von den Gebirgsketten und den Vulkanen bis zu den Wassereis-Sandkörnern an den Stränden der Ammoniak-Meere.

Und dann natürlich die Skulpturen. Wo Eis aus dem Boden austritt, friert es in allen möglichen Formen. Es gibt fast geometrische Kegel, die innen einen Wasserkanal haben und darum herum immer weiter gewachsen sind. Es gibt schlanke Säulen, ganze Felder von Eissäulen, wie von den alten Griechen hingestellt. Und Figuren und Skulpturen, unendlich viele Formen. Manche sind weiß wie Schnee durch feine Luftbläschen. Viele sind durchsichtig, die einen glasklar, andere mit regelmäßigen Mustern. Es gibt die Spires, hunderte Meter hohe Säulen wie aus Glas und kristallblaue Eisvorhänge, aufgespannt zwischen anderen Skulpturen. All das ist jetzt erstarrt. Wie plötzlich eingefroren, mitten in der Bewegung. Aber wunderschön.

Ich mach' mich jetzt wieder an die Auswertung. Bis bald. ENDE.
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Calixtos Kamikatsu an Bord der Gahara Sthaan IX, 999 AU von Sol, 3 Monate nach der Havarie, private Nachricht:

Hi Schätzchen,

schlechte Nachrichten. Anne bekommt den Antrieb nicht zum Laufen. Sie sagt, wir hatten ziemliches Glück. Wir wussten alle, dass die Sache riskant ist. Aber die Materiedichte hier draußen ist so gering, das man nicht wirklich damit rechnet was zu treffen. Naja, getroffen haben wir ja auch nicht. Eher es uns. Muss ein ordentlicher Asteroid gewesen sein. Bei voller Fahrt reichen schon 2 Millionen Kilometer "Nähe", damit sein Gravitationsfeld unseren Antrieb beschädigt, wenn er unter Last läuft. 

Anne sagt, ich zitiere: "auf ganzen 0,2 Tau ist die Fraktalität der Konverter unter 4,8 im Median, soweit Susi das messen kann" Susi ist unsere Engineering-KI. Kauderwelsch. Ich hab's gejeeved. Die Konverterpole sind Fraktale. Sie müssen möglichst fein sein, bis runter auf Nanometer. Ideal wäre ein Wert von 3 als fraktale Dimension. Aber das ist nur theoretisch. Man versucht so nahe wie möglich da ranzukommen, also 3 minus ein kleines bisschen, z.B. zehn hoch minus 4,8 bei uns. Ist die Zahl kleiner, dann ist der Abstand zur 3 größer und der Lévy-Effekt bricht zusammen. Da war dann noch was mit virtuellen Teilchen, negativer Energie, Quantenverletzung, Mesonen, und so weiter.

Jedenfalls, als wir an dem Asteroiden vorbei sind, hat es diese feinen Verästelungen verzogen. Sie klumpen zusammen. Mit anderen Worten: die Konverterpole sind Matsch. Das können wir hier nicht fixen. Wir haben zwar Fabs für alles was wir als Mechs so brauchen, aber an den Konvertern haben die Bush-Robots von Majumdar Abhiyaantrikk angeblich 2 Jahre rum-assembliert.

Ich melde mich bald wieder. ENDE.
--

Calixtos Kamikatsu an Bord der Gahara Sthaan IX, 999 AU von Sol, 2390, 4 Monate nach der Havarie, private Nachricht: 

Hallo ihr drei,

die meisten Daten sind jetzt ausgewertet. Der Antrieb geht immer noch nicht. Anscheinend gibt es keine Kapazitäten für eine Rettungsmission. Verständlich, dieser Flug war teuer genug. Und für eine Info-Evakuierung reicht die Bandbreite bei weitem nicht. Wir sitzen hier fest.

Euer Papa wird sich verspäten. Fragt Mama. Ich umarme euch.

Nur für Mama:
Wir müssen hier abschalten. Der Antrieb ist auch verstrahlt. Anne sagt, das passiert oft bei Konverter-Unfällen. Die Strahlung stört den Reaktor. Wir laufen schon auf Reserve. Jeeves, Susi und die anderen KIs sind schon aus. Auch unsere Mech-Hüllen sind stillgelegt. Nur die HICs (Human Infomorph Cores) laufen noch. Wir sind schon im V-Hab. Wir gehen jetzt in den Winterschlaf. Nur ein Automat für den Annäherungssensor bleibt an. Wir werden nichts merken. Die Zeit vergeht wie im Flug. Für uns. Tut mir leid. Ich küsse dich. ENDE.
--

Gahara Sthaan IX, 999 AU von Sol, 2427, Log:
...5:33:21.042 Passive Radar: Signal: Quelle: Entfernung 1,3e7 km
...5:33:22.314 Controller: Sende Kennung via: ComLaser
...5:33:22.316 Controller: Aktiviere HIC: Kapitän: Rashid Agarwal
...5:34:59.271 ComLaser: Nachricht: Wir haben Euch. ENDE.

#Wissenschaft #interplanetar #Raumschiff #Überlicht

http://jmp1.de/h2390

2743 Werdegang der Kisor-Zwillinge.

Veröffentlichung der letzten Geschichtsbände von Thaddäus Podgorski. Darunter sind einige sehr detaillierte Beschreibungen der Geschichte regionaler Völker. Der Band über Kisor enthält Einzelheiten, die in keiner anderen Chronik verzeichnet sind. Woher Podgorski sein Wissen hatte wurde nie geklärt.

Eine Zusammenfassung von Podgorskis TriVi-Band "Werdegang der Kisor-Zwillinge":

Die Sonne des Kisor Systems ist ein F1 Stern mit der 9,1-fachen Leuchtkraft Sols. Ihre Ökosphäre ist also breit genug, um 2 Planeten aufzunehmen. Die beiden Planeten liegen in Entfernungen von 457 und 443 Mio. Kilometern, wobei anfangs nur Alpha, der äußere Planet bewohnbar war. Um Beta kreist ein atmosphärenloser Mond von 2000 km Durchmesser während Alpha keine Satelliten hat. Dem innersten Planeten fehlt die Kruste und der Schwermetallkern liegt frei. Der dritte Planet ist gegenläufig. Weiter von der Sonne entfernt finden sich noch 7 Planeten, davon 6 Gasriesen. Altur, der erste Gasriese mit 190.000 km Durchmesser ist doppelt beringt und ist von Beginn der Zivilisation an bis heute ein Objekt religiöser Verehrung.

Die Sonne ist bei einem Alter von 2,5 Mrd. Jahren schon am Ende ihrer Zeit auf der Hauptreihe angekommen und wird sich in etwa 100 Mio. Jahren zu einem roten Riesen entwickeln. Da das Planetensystem auch nicht älter ist als der Zentralstern, sind seit der Abkühlung Alphas und Betas erst wenige hundert Mio. Jahre vergangen. Es war also noch nicht genug Zeit zur Entstehung von höherem Leben, geschweige denn von intelligenten Wesen. Das spricht für einen fremden Ursprung des Lebens auf Kisor Alpha. Ein anderer Hinweis auf einen externen Ursprung war die Tatsache, dass nach Fossilienfunden vor ca. 10 Mio. Jahren plötzlich Pflanzen und Tiere gleichzeitig aufgetreten sind.

Das Leben wurde also von außerhalb des Planetensystems nach Alpha gebracht. Als Kisors Wissenschaftler zu dieser Erkenntnis gelangt waren, begannen sie nach dem Ursprung zu suchen. Dies war keine leichte Aufgabe, denn in 10 Mio. Jahren hatten sich die Formen auf Kisor und am Ursprungsort in verschiedene Richtungen entwickelt. Man fand Ähnlichkeiten und Verwandtschaften mit mehreren Planeten, darunter Syrak und Solberg 86 III. Es kristallisierte sich eine Häufung im Sektor Syrak heraus. Der Ursprungsort bleibt jedoch bis heute im Dunklen.

Eine unbekannte Rasse hatte also vor etwa 10 Mio. Jahren die Kohlendioxid-Atmosphäre Alphas in eine Sauerstoffatmosphäre umgewandelt und eine reiche Flora und Fauna angesiedelt. Dabei war auch ein vielversprechender warmblütiger, eierlegender und säugender reptilienähnlicher Primat, der schon ab und zu aus den Sumpfgebieten hervorkam, um in den Steppen zu jagen.

Fünf Mio. Jahre später hatte ein Zweig dieser Primaten wesentlich an Gewicht und Körpergröße zugenommen. Er warf mit erstaunlicher Treffsicherheit Steine nach seiner Beute und erhob sich auf die Hinterbeine, um über das hohe Steppengras zu blicken. Zu den sechsgliedrigen Greifhänden bildete sich ein größeres Gehirn aus und die Not der unzureichenden körperlichen Fähigkeiten führte zu einer Verfeinerung der Jagdmethoden. Zum Bau von raffinierten Fallen gebrauchte das Wesen vor 1 Mio. Jahren Werkzeuge und als Verständigungsmöglichkeit eine Unmenge von röhrenden Lauten, die sich langsam zu einer Sprache formierten.

Als der Doppelkontinent auf dem die Primaten lebten, getrennt wurde, entwickelten sich beide Zweige verschieden fort. Im Osten entstand ein nach vorne gebeugt gehendes Wesen mit einem starken Stützschwanz. Auf dem Westkontinent, der besonders stark von Raubtieren bevölkert war, wurde der Primat zum Pflanzenfresser und entwickelte sich zurück zu einem starken Läufer mit kleinem Gehirnvolumen.

Vor 50.000 Jahren gab es schon die heutigen Kisori. Sie setzten über auf den Westkontinent und benutzten ihre laufstarken, aber nicht intelligenten Vettern als Reittiere.

Als Kisor etwa 14.000 v. Chr. nach irdischer Zeitrechnung von einem unbekannten Volk entdeckt wurde, war gerade die Eisenzeit angebrochen. Ein Landesteil eignete sich ziemlich schnell Fähigkeiten der Fremden an, besonders was die Waffentechnik betraf. 150 Jahre nach dem ersten Kontakt entschied dann der lokale Herrscher, dass die Zeit reif wäre. Er überrollte die in der Eisenzeit verbliebenen Nachbarvölker mit einer mit Strahlenwaffen ausgerüsteten Armee und errichtete ein Königreich auf dem Kontinent, der später einmal das "Land aller Gilden" genannt werden würde.

Diesem Herrscher folgten gerechte Könige, die den neuen Reichtum und die Modernisierungen gleichmäßig auf den ganzen Kontinent verteilten. Nach weiteren 250 Jahren wurde der ganze Planet industrialisiert und innerhalb von 300 Jahren war die Technik reif zur interplanetaren Raumfahrt. Die Technologie entwickelte sich rasant weiter. Wahrscheinlich gab es Hilfe von außen, denn schon 200 Jahre nach dem ersten interplanetaren Flug begann die interstellare Kolonisierung.

900 Jahre nachdem Kisor in der Eisenzeit entdeckt worden war, kolonisierten die Staaten Alphas schon die ersten Planeten der Nachbarsysteme. 350 weitere Jahre blühte das straff geführte Kolonialreich. Dann wurden die Unabhängigkeitsforderungen der inzwischen hochindustrialisierten Kolonien immer lauter. Es kam nach 50 Jahren zum Krieg. Der Krieg endete mit einer fast totalen Zerstörung der Kolonien. Dieses Ereignis prägt Kisor offensichtlich bis heute. Kisor hatte seit dieser Zeit keine Kolonien mehr und die Kisori, die für die Gilden auf anderen Planeten leben, sind für die Bevölkerung des Stammplaneten Kisori zweiter Klasse. Entsprechend werden Menschen, die irdische Kolonien bewohnen, nicht als Menschen von der Erde, sondern als eigenständige Völker angesehen. Als Mahnmal an diesen Bruderkrieg bleibt eine Sphäre von zerbombten und verseuchten Planeten um Kisor.

Binnen 300 Jahren stieg Kisor zu einem Kategorie-12 Planeten auf. Es gab eine Schar von Vasallenplaneten fremder Rassen. Kisor selbst wurde durch einen Bund seiner Nationen regiert. Als der erstarkte Vasall Uidor einen Krieg gegen Kisor führte und gewann, wurde das Vasallenreich Kisors in einen Bund seiner ehemaligen Untertanen umgewandelt. Der Bund hielt jedoch nur 150 Jahre, dann wurde er wieder von Kisor aus regiert. Nachdem Kisor seine Macht in weiteren 250 Jahren wieder gefestigt hatte, rief es die Gründung eines Reiches aus.

Über die erste Blüte des Reiches ist wenig bekannt. Man weiß aber, dass während dieser 2500 Jahre dauernden stabilen Phase der innere Planet Kisor Beta den Verhältnissen Alphas angepasst wurde.

Dem darauf folgenden Verfall des Reiches folgte nur 250 Jahre später ein erneuter Aufstieg des zweiten Reiches (des sog. goldenen Reiches) über dessen bewegte Geschichte viele Aufzeichnungen gefunden wurden. Dieser Zeitabschnitt wurde nach ca. 1600 Jahren beinahe auf dem Höhepunkt des goldenen Reiches durch die Balsachen abrupt beendet.

Die Balsachen waren ihrerseits aus ihrem Raumsektor, einem Gebiet des Sagittarius-Arms der Galaxis vertrieben worden und suchten in einer völkerwanderungsähnlichen Bewegung eine neue Heimat. Nach kisorischer Geschichtsschreibung taten sie dies mit verheerenden Auswirkungen für die ansässigen Völker. Das Reich Kisors kämpfte tapfer und blockte die Wanderung der Raumschiffschwärme ab. Die Anstrengungen über mehrere Jahrzehnte waren jedoch für Kisor zu groß gewesen, um sein Reich fest im Griff zu halten. Dazu kam noch, dass sich einige Planeten unter Kisors Schutz gut entwickelt hatten und eigene Machtzentren bildeten. Das goldene Reich brach innerhalb von 100 Jahren auseinander.

400 Jahre währte das Interregnum. Kein Planet wurde stark genug, um den Raumsektor zu befrieden, aber viele versuchten es und vergrößerten damit das Chaos. Kleinkriege wurden ausgetragen und Planeten verwüstet oder von Neobarbaren geplündert. Atomflammen loderten auf zu einem pyrotechnischen Feuerwerk, das Milliarden Wesen nicht sehen konnten, weil sie ein Teil der Flammen waren. Es grassierten Hungersnöte und Seuchen weil die Mittel fehlten, um sie zu bekämpfen, während tausende kleiner Könige und Diktatoren in den Ruinen Hof hielten.

Das Ende dieses dunklen Zeitalters kam in Gestalt des Solemischen Reiches. Dieses Reich hatte sich innerhalb von 6000 Jahren von mehreren Systemen in 1900 Lj. Entfernung ausgebreitet und hielt sich im hiesigen Sektor immerhin 2700 Jahre. Bis zum endgültigen Verschwinden nach einem schnellen Rückzug vergingen noch einmal 2100 Jahre. Damit zählt das Solemische Reich zu den größten und stabilsten der bekannten Geschichte. Der Grund für seinen Erfolg war, dass das Reich nicht, wie fast alle anderen, auf ein Volk, sondern auf eine Idee zurückzuführen war. In jedem Sektor gab es wenigstens ein Volk, das diese Idee aufnehmen und umsetzen konnte und damit zum Vertreter des Reiches im umliegenden Sektor wurde. Das Solemische Reich war also eher ein Bund vieler mächtiger Völker mit ähnlicher Denkweise.

Wie so viele friedliche Reiche endete auch das Solemische Reich durch Gewalt, nämlich den Krieg der Mercatos, die völlig überraschend ein Handelsimperium gründeten und dabei keine andere militärische Macht zuließen. Dies ist der einzige bekannte Fall, dass Mercatos überhaupt selbst kämpften. Trotz der gewaltigen Verbreitung der Mercatos (vermutlich ein Großteil der Milchstraße), erreichte das Mercato-Imperium nicht einmal die Größe des Solemischen Reiches.

Für die beiden Kisor Planeten ging die Übernahme in das Handelsimperium fast unbemerkt vonstatten. In den 500 Jahren, die Kisor dem Handelsimperium angehörte, entwickelten sich Alpha und Beta zu Kategorie-13 Planeten. Schließlich waren sie reich genug, um sich aus dem Handelsimperium freizukaufen. Sie blieben zwar von ihrer Lage her in das Mercato-Imperium eingebettet, waren aber unabhängig und mussten keine Abgaben mehr leisten.

Ein Relikt aus der Zeit im Handelsimperium war die Monarchie, die sich aus dem Hof des eingeborenen Statthalters für die Mercatos entwickelt hatte. Für 230 Jahre führten die Kisor-Zwillinge ein angenehmes Leben, da sie einerseits unabhängig waren, andererseits aber durch ihre Lage vor Kriegen und Überfällen geschützt waren, bis plötzlich alle Mercatos den Raumsektor verließen und das Handelsimperium aufgaben. Das Imperium verschwand über Nacht und ließ tausende ungeschützter Planeten zurück.

Mehrere Überfälle anderer Völker schwächten die Kisor-Planeten zu sehr, als dass sie eine wirksame Verteidigung gegen Angriffe von außen aufbauen konnten. Die letzte Plünderung hinterließ 2 völlig zerstörte Planeten. Die Angreifer hatten alle technischen Anlagen auf den Planeten und im Orbit und alle Großstädte mit 80 % der Bevölkerung zerstört.

Innerhalb weniger Generationen sank die Technik auf einen Stand im Mittelalter während die Bevölkerung durch Hungersnöte und Seuchen bei fehlender medizinischer Versorgung und auf nur ein Tausendstel zurückging. Design-Seuchen aus der High-Tech Vergangenheit trugen wesentlich zu diesem starken Bevölkerungsschwund bei. Auf Alpha sank die Bevölkerung im Minimum sogar auf nur 50.000 Individuen.

Die Vergangenheit lebte zwar als Ansporn weiter in den Legenden und es gab viele Versuche alte Anlagen wieder in Betrieb zu nehmen, aber ohne Rohstoffvorkommen war ein neuer Anfang schwer, denn die Bodenschätze waren weitgehend ausgebeutet und fossile Rohstoffe hatte es nie gegeben.

Es dauerte 3000 Jahre bis die Technik auf Kisor Beta weit genug fortgeschritten war, um ein Interplanetarschiff zu bauen. Die Kisori besiedelten wieder ihr Sonnensystem. Nach weiteren 150 Jahren brach das energetische Zeitalter an und schließlich verließ der erste langsame Raumkrümmer wieder das System.

Eineinhalb Jahrhunderte später, die Kisori hatten gerade wieder Anschluss an die interstellare Gesellschaft gefunden, erschien eine Raumflotte von Interia über den Kisor-Zwillingen und verkündete, dass sie soeben Bürger des Interianischen Imperiums geworden wären.

Wie schon mehrmals in der Geschichte zeigte es sich auch hier wieder, dass sich die Kisor-Planeten unter dem friedenwahrenden Schutz eines Imperiums hervorragend entwickeln. Von der Kategorie 18 bei der Aufnahme ins Imperium stiegen die Kisor-Planeten auf bis zur Kategorie 13. Nachdem ihnen durch die 23. Strukturreform des Interianischen Imperiums das Regionalzentrum des Imperiumssektors übertragen worden war, beherrschte Kisor ein eigenes Reich innerhalb des Imperiums.

Neben der Steigerung des Einflusses durchlief Kisor die gesellschaftliche und politische Entwicklung, die zu den heutigen Verhältnissen führte. Die Executive wurde immer dominanter und es entstand ein vererbbares Präsidentenamt, so dass es niemand wunderte als die Monarchie ausgerufen wurde. Die Monarchie war aber entgegen allen Erwartungen sehr schwach und verbrauchte in 150 Jahren ca. 50 Könige und Königinnen aus mehreren Familien. Man einigte sich schließlich auf eine gemeinsame Regierung der Adelsfamilien unter einem aus ihrem Kreis gewählten Herrscher.

Die Wirtschafts- und Handelsorganisationen der Oligarchen absorbierten alle unabhängigen Unternehmen des Mittelstandes und wurden zu den ersten Gilden. Schließlich war die gesamte Wirtschaft einschließlich des Außenhandels in der Hand von ca. 30 Gilden. Die Gilden wurden zu den beherrschenden Handelsorganisationen des Sektors während ihr Einfluss auf Kisor selbst durch die Inosch, den Rat der Gilden auf Alpha, gefestigt war.

Die Landfläche Alphas und Betas wurde zwischen den Gilden aufgeteilt und das Durcheinander der Besitzungen, das noch von der Assimilation der Wirtschaft herrührte, beseitigt. Ein Kontinent wurde zum "Land aller Gilden" erklärt. Dort residiert der "Vater der Kisori", der immer aus der ersten Gilde gewählt wird, die hauptsächlich aus Geistes- und Naturwissenschaftlern besteht, aber kein eigenes Land besitzt.

Nach dem Rückzug des Interianischen Imperiums wurden die eigentlich starken Kisor-Planeten bei einem Überfall teilweise verwüstet. Sie erhielten und beschützten aber trotzdem ihren Einflussbereich.

Auch die Mercato-Schiffe tauchten wieder im Herrschaftsbereich Kisors auf, konnten aber wegen den seit langem ansässigen Gilden nicht Fuß fassen. Die Mercatos versuchten sich in der Sogwelle der sich ausbreitenden Menschheit zu etablieren, wurden aber auch von der Koalition durch die Protektionsgesetze in ihren Möglichkeiten so stark einschränkt, dass sie den Sektor wieder verließen.

Kisor beobachtete den Aufbruch der Menschheit mit Wohlwollen, später aber auch mit wachsender Besorgnis, die, wie sich herausstellte, berechtigt war.

Zeittafel nach irdischer Zeitrechnung:

-14000 In der Eisenzeit kontaktiert

-13900 Einigung des Heimatkontinents

-13700 Beginn der Industrialisierung

-13400 Beginn der interplanetaren Raumfahrt

-13200 Interstellarkolonisierung

-12800 Unabhängigkeitsforderungen der Kolonien

-12800 Kolonialkrieg

-12500 Kategorie 12, Vasallenreich

-12400 Verlust des Uidor Kriegs

-12200 Kisor Zentrum des Bundes

-12000 Gründung des ersten Reiches

-11000 Terraformung Betas

-9500 Verfall des Reiches

-9200 Zweites (goldenes) Reich

-7600 Einfall der Balsachen

-7500 Zerfall des zweiten Reiches, Interregnum

-7100 Aufnahme in das Solemische Reich

-4400 Übergang zum Mercato-Imperium

-3900 Freikauf von Abgaben

-3700 Ende des Mercato-Imperiums

-3600 Plünderung durch Neobarbaren

-3500 Beginn des kisorischen Mittelalters

-400 Industrialisierung

30 Interplanetarflug

250 Energetisches Zeitalter

900 Interstellarflug

1050 Aufnahme in das Interianische Imperium

1650 Interianisches Regionalzentrum

1900 Monarchie

2050 Oligarchie

2100 Erste Gilden

2220 Landreform der Gilden

2700 Rückzug des Interianischen Imperiums

2780 Ende des Gildesystems

2860 Imperialismus

#Wissenschaft #Geschichte #Bestseller #Mythen

http://jmp1.de/h2743

Galactic Developments jetzt als eBook

Galactic Developments gibt es jetzt komplett als eBook. 280 Seiten voll SciFi Ideen, wie ihr es kennt.

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Und wenn es gut ist (=nicht nervt) und ihr wollt, dann bitte eine Rezension abgeben.

Das eBook habe ich veröffentlicht, um noch mehr Leser zu erreichen. Es geht es ja nicht darum, reich zu werden. Wer kann schon von SF in Deutschland leben? Nein, das ist ein Hobbyprojekt und mehr Leser heißt mehr Ansporn = mehr Spaß beim Schreiben = Material = mehr Spaß beim Lesen.

Deshalb meine Bitte an alle, die bisher schon Artikel gut fanden: runterladen, bewerten, weitersagen.

Falls ihr kein Kindle habt. Macht nix. Kaufen für lau und trotzdem
- online lesen: http://www.galactic-developments.de/
- und bewerten https://www.amazon.de/review/create-review?ie=UTF8&asin=B01JD6COY6