Hintergrund ist die spektakuläre Rettung der Überlebenden des Spacedomes durch die Solaren Befreiungsfront in der Endphase des Kisor-Krieges und der moralische Konflikt auf beiden Seiten.
Die kleine Rettungsflotte der Solaren Befreiungsfront (SLF) kämpft sich durch die kisorischen Wachschiffe. Der finale Schlagabtausch findet sehr nahe beim Spacedome statt, da die Kisori die Struktur als Ortungsdeckung nutzen. Unglücklicherweise detonieren die Sprengköpfe von Anti-Schiff Röntgenlasern der SLF beim Polarisbogen des Spacedomes. Der Polarisbogen wird komplett zerstört und angrenzende Sektoren stark beschädigt. Im Spica-Abschnitt verlieren 7145 Menschen ihr Leben. Die SLF kann Bodentruppen landen 23.647 Überlebende retten.
Später, nach dem Krieg wird immer wieder diskutiert, ob die Entscheidung von Kapitän Mauro Toselli von der "Washington" (nach dem Staat Washington, dem Ort der Entscheidungsschlacht im 2. amerikanischen Bürgerkrieg 2259), auf die kisorischen Fregatten hinter dem Polarisbogen zu feuern, richtig war. Die Fregatten waren ungewöhnlich nahe beieinander, so dass sie beide gleichzeitig durch die letzten verbliebenen Anti-Schiff-Torpedos der SLF ausgeschaltet werden konnten.
Die taktische Situation der angreifenden SLF war zu dieser Zeit verzweifelt. Der schwere Kreuzer "Francis Marion" war bewegungsunfähig geschossen worden und driftete weg. Mit ihm verschwand der Raketenabwehrschild des verbliebenen SLF-Verbands. Es war abzusehen, dass die Raketenabwehr der übrigen Einheiten binnen kurzer Zeit den Angriffen der kisorischen Verteidiger unterliegen würde. Damit wäre die Befreiungsaktion gescheitert und es würde vermutlich keine weitere mehr geben. Die verbliebenen Bewohner des Spacedomes wären sich selbst überlassen und hätten den Krieg vermutlich nicht überlebt.
Der gewagte Schuss von Toselli war die einmalige Gelegenheit, zwei Verteidiger auszuschalten und das Blatt zu wenden. Toselli wusste aus den Liveübertragungen, dass der Polarisbogen schon lange evakuiert worden war. Aber viel mehr war über den Aufenthaltsort der Bewohner nicht bekannt, da die Menschen ständig auf der Flucht waren. Bei der Nähe zur Spacedome-Struktur war auf jeden Fall mit Verlusten zu rechnen. Toselli stand also vor der Entscheidung, alle verbliebenen Bewohner aufzugeben oder unter Inkaufnahme von Verlusten doch noch viele zu retten. Vielleicht hätte es noch andere Möglichkeiten gegeben. Aber Toselli hatte nur 15 Sekunden Zeit um die Situation zu beurteilen und zu handeln.
Wir wissen, wie seine Entscheidung ausfiel. Wir wissen heute, dass sie 7145 Menschen das Leben kostete. Das waren viel mehr Opfer, als das SLF-Kommando erwartet hatte. Aber weniger, als die Kisori annahmen, denn diese nutzten den Polarisbogen als Deckung in der Annahme, dass die SLF nicht auf die großen Wohnbereiche des Polarisbogens schießen würde. Den Kisori, die das Drama der Live-Feeds nicht so genau verfolgten wie die Menschen, war entgangen, dass der Polarisbogen zu dieser Zeit nicht mehr bewohnt war. Sonst hätten sie vermutlich nicht dort Deckung genommen.
Wir wissen aber auch, dass durch Toselli's entschlossenes Handeln 23.647 Menschen gerettet wurden. Und wir wissen heute, dass dies tatsächlich die letzte mögliche Befreiungsaktion war. Die Menschen hätten die nächsten 4 Jahre bis zum Ende des Krieges nicht im Spacedome überlebt und keine andere Gruppierung im Asteroidengürtel hätte sie retten können.
Kapitän Toselli wird nach Kriegsende von Angehörigen der Opfer verklagt, da er als Angehöriger einer Miliz einen Massenmord begangen habe. Die Klage wird abgewiesen, mit der Begründung, dass die SLF durch eine informelle Sicherheitspartnerschaft mit den Koalitionstruppen dem Militär zuzurechnen sei. Die Opfer sind damit Kollateralschäden von Kriegshandlungen und keine Mordopfer. Durch diese Entscheidung wird das Militär zuständig. Kapitän Toselli muss sich vor einem Kriegsgericht verantworten und wird schließlich freigesprochen.
Noch viel später wird bekannt, dass das kisorische Oberkommando die Spacedome-Aktivität mit dem Beginn der Bodenoffensive auf der Erde beenden wollte. Die Beurteilung, wie viele der verbliebenen Menschen weitere 15 Monate überlebt hätten, bleibt jedem selbst überlassen.
Die Situation um den Spacedome ist die Vorlage für das interaktive VR-Drama "Executive Decision" mit Maurizio Magris und Sren Tot Plok. Ein bemerkenswertes Feature des Stückes ist, dass man nicht nur die Personen auf der Brücke der "Washington" spielen kann, sondern auch kisorische Entscheidungsträger mit einer sehr genauen Betrachtung der moralischen Aspekte auf kisorischer Seite.
Es ist geschichtlich erwiesen, dass der kommandierende Offizier einer der kisorischen Fregatten (Trash Prek Nuang, gespielt von Sren Tot Plok) die Spacedome-Feeds sehr genau verfolgte und über die Verhältnisse im Polarisbogen Bescheid wusste. Nach einer interaktiven Variante des Drehbuchs versucht Prek den Kommandeur der anderen Fregatte zu überzeugen, den Ortungsschatten des Polarisbogens zu verlassen und damit sowohl sein Kommando, als auch die Menschen im Spica-Abschnitt zu retten. Der andere Kommandeur folgt aber strikt seinen Befehlen. Sippeninterne Politik spielt dabei ebenso eine Rolle, wie der moralische Konflikt Prek's, der durch sein Wissen über die Abläufe im Spacedome zerrissen ist zwischen der Loyalität zur Gilde und der Schuld als Teil Wachflotte für die grausamen Szenen mit verantwortlich zu sein.
Ein häufiges Ende besteht darin, dass der interaktive Prek-Spieler sein Wissen über den Polarisbogen zurückhält. Er überzeugt seinen Kollegen nicht den Ortungsschatten zu verlassen, obwohl er ihn über alte Sippenpflichten hätte zwingen können. Prek nimmt die Vernichtung der Fregatten und seinen Tod auf sich als Wiedergutmachung der Schuld, die sich die Tika-Gilde aufgeladen hatte und ermöglicht damit die Rettung der Menschen. Gleichzeitig verurteilt er damit über 7000 menschliche Zivilisten zum Tode, darunter einige, die Prek durch die Feeds kennen und schätzen gelernt hatte.
"Executive Decision" bekommt auf Kisor hohe Auszeichnungen.
#Kultur #VR #Drama
http://jmp1.de/h2750
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.