2969 1000-jähriges Jubiläum der ersten Mondlandung

Den tausendsten Jahrestag der ersten Mondlandung hatten sich die Menschen anders vorgestellt.

Das 500. Jubiläum war ein großes Fest im ganzen Sonnensystem gewesen. Kurz zuvor war zum ersten Mal ein Schiff (effektiv) schneller als das Licht geflogen. Die interplanetare Zivilisation im Solsystem wuchs rasant und war im Begriff interstellar zu expandieren. Die Menschheit feierte damals ihre Errungenschaften. Es herrschte Aufbruchstimmung.

Aber im Jahr 1000 "nach Tranquility" ist alles anders. Es gibt keine Feiern und keine Aufbruchstimmung. Nichts ist wie es sein soll. Das Sonnensystem ist sein 70 Jahren besetzt. Erst kamen Leccianer-Horden, dann Rog-Ozar, dann Dellianer. Die solare Wirtschaft ist zusammengebrochen, geschwächt durch Misswirtschaft und ausgeblutet durch aufgezwungene interstellare Kriege. Die Verhältnisse haben sich umgedreht. Noch vor 75 Jahren beschäftigten solare Mächte die Neo-Barbaren als Söldner. Jetzt ist solare Menschheit selbst ein Hilfsvolk von Barbarenstämmen. Sie muss deren Kriege führen und die Mittel für die luxuriöse Lebensweise der Besatzer aufbringen.

Die Besatzer dominieren die Orbits der Planeten und die hohe Atmosphäre der Venus. Dort gibt es noch weitgehend funktionierende Technologie. Automatische Reparatursysteme halten viele technische Anlagen am Laufen und menschliche Sklaven kümmern sich um die dafür nötige Infrastruktur. Technisches Wissen ist gefragt im Orbit. Ohne technische Ausbildung ist man nichts. Aber mit, auch nicht viel. Alle Menschen sind Leibeigene irgendeines Herrschers. Die Menschen halten im Auftrag ihrer Eigentümer technische Systeme so gut wie möglich im Betrieb. Aber es gibt keine Weiterentwicklung und kein Wachstum. Im Gegenteil: die Fremdherrscher zehren von den Resten der einst blühenden interplanetaren Ökonomie. Der Wirtschaftsleistung des gesamten Systems ist von ihrem Höchststand auf ein Dreißigstel gesunken, auf nur 3,5 Prozent der ursprünglichen Wirtschaftsleistung. Und da die Erde isoliert ist, können die neuen Herren nur ein Drittel davon nutzen. Sie leben von einem Prozent der vorherigen Produktivität.

Nicht nur der Umfang der solaren Ökonomie ist dramatisch gesunken, sondern auch die Fähigkeiten. Teure Hochtechnologie ist nicht mehr verfügbar. Während der letzten Hochkonjunkturphase bauten solare Werften jedes Jahr Tausende Schiffe mit den modernsten Antrieben des Sektors und bis zu 6000-facher Lichtgeschwindigkeit (effektiv). Jetzt werden nur wenige Schiffe gebaut, meistens mit wiederverwendeten Teilen von ausgeschlachteten Einheiten. Moderne Antriebstechnologie wird nicht mehr hergestellt. Dafür benötigt man eine leistungsfähige industrielle Basis, die höchste Präzision liefern kann. Raumkrümmer-Antriebe sind sehr komplexe Maschinen. Sie basieren auf einer weitverzweigten Lieferkette von spezialisierten Unternehmen. Hochreine Rohstoffe müssen zu nanostrukturierten Metamaterialien verarbeitet werden, die dann zu Geräteteilen geformt und auf Picometer genau ausgerichtet werden. Die Anlagen müssen auch bei Terawatt Leistungsaufnahme ihre ideale Konfiguration behalten. Nur dann erreicht man so hohe (scheinbare) Geschwindigkeiten. Aber die wenigen noch aktiven Werften beherrschen diese Technologie nicht mehr. Was sie herstellen können, reicht nur noch für 500-fache Lichtgeschwindigkeit.

500-fache Lichtgeschwindigkeit: das war 1000 Jahre zuvor Utopie und vor 500 Jahren nur eine Theorie. Die Technologie ist immer noch viel höher entwickelt, als zur 500-Jahrfeier. Aber sie ist im Niedergang. Was jetzt benutzt wird, wurde vor mindestens 50 Jahren hergestellt. Die Infrastruktur wird immer älter. Sie wird automatisch gewartet. Aber wenn komplexe Produktionsanlagen ausfallen, dann genügen nicht immer KI-gesteuerte Wartungsbots. Für manche Reparatur bräuchte man die technischen Fähigkeiten der Originalhersteller oder Dienstleister mit entsprechendem Know-how. Die gibt es nicht mehr. Autofabs und Wartungsbots können die Alltagstechnik am Laufen halten. Aber für High-Tech fehlt die vernetzte hochspezialisierte Ökonomie.

Vor der Eroberung war die Erde der Mittelpunkt des Sonnensystems. Die solare Menschheit war noch neu auf der interstellaren Bühne. Die interplanetare Zivilisation war noch im Aufbau. Im Gegensatz zu älteren Zivilisationen, bei denen der größte Teil interplanetar ist, lebten noch immer die meisten Menschen auf der Planetenoberfläche. Moderne Technologie und fast unbeschränkte Energie ermöglichten eine Bevölkerung von zig Milliarden. Aber aus Sicht der Eroberer war die Erde ein Risiko. Tausend Megastädte, manche ein Meer von Gebäuden bis in die Stratosphäre, andere kilometertief eingegraben. Tausende Kilometer weit schwimmende Habitate auf den Ozeanen und Millionenstädte tief unter der Wasseroberfläche. Ein unübersehbares Gewirr von Kulturen, Ethnien und Motiven. Ein unkontrollierbares Chaos und viel zu viele Menschen.

Der interplanetare Teil der Zivilisation war viel leichter beherrschbar. In den Orbits von Erde, Venus, Mars und den äußeren Planeten lebten nur etwas mehr als eine Milliarde Menschen (einschließlich Mechs, Androiden, Uploads, autonome KI). Dort sind die Menschen von funktionierender Technik abhängig. Lebenserhaltende Technik ist zwar viel einfacher und belastbarer geworden in 1000 Jahren interplanetarer Raumfahrt. Vieles passiert automatisch. Ausrüstung wird in Autofabs billig produziert, Mikrobots warten und reinigen die Anlagen. Flexible Feldschirme schützen vor dem Vakuum. KI steuert alles und sorgt dafür, dass Menschen im Orbit fast so sorgenlos leben können, wie auf der Erde. Trotzdem ist es im Orbit viel einfacher, lebenserhaltende Technik abzuschalten oder zumindest damit zu drohen. Schon für die Atemluft braucht man viel Technik. Wenn man in einzelnen Segmenten einer Raumstation die Lebenserhaltung abschaltet, kann man jeden Aufstand im Keim ersticken. Orbitale Bevölkerung ist viel einfacher zu kontrollieren. Im Vergleich dazu war die Erde mit ihren vielen Milliarden Menschen für die Eroberer ein unkontrollierbarer Moloch. Die Erde war eine Gefahr. Deshalb wurde sie entschärft und isoliert.

Schon die Leccianer-Horden beschädigten bei ihrem Putsch die planetare Infrastruktur. Die später folgenden Herrscher griffen noch konsequenter durch. Sie kappten die Energielieferung von den sonnennahen Kraftwerken und sie zerstörten gezielt alle großen Fusionskraftwerke. Die Erde muss nun mit viel weniger Energie auskommen. Die Energie war essentiell für den Betrieb der Infrastruktur, die 40 Milliarden Menschen ein komfortables Leben ermöglichte. Nahrungsmittelproduktion in vertikalen Farmen, Transport und Verkehr, Güterproduktion, Zugang zum Orbit, alles benötigt Energie und vieles davon ist jetzt nicht mehr möglich – oder viel schlechter. Die Erde hat immer noch Energie, viel mehr, als vor 1000 Jahren. Auch moderne Technologie und Know-how sind vorhanden. Aber die Mittel sind begrenzt. Es ist nicht mehr Alles für Alle verfügbar. Lebensmittel sind rationiert. Medizin ist teuer. Der Verkehr ist regional und langsam. Waren werden nicht mehr mit 2000 km/h in Vakuumbahnen um den Globus transportiert. Es wird viel weniger hergestellt. Die Versorgung mit Rohstoffen ist zusammengebrochen. Die Erde lebt nun vom Bestand und von dem was über 1000 Jahre weggeworfen wurde. Müllhalden sind die primäre Rohstoffquelle.

Mit dem Energiemangel und dem Ausfall von Technologie ist die Arbeitsproduktivität dramatisch gefallen. In der Folge fielen die Löhne. Gleichzeitig stiegen die Preise, weil alles knapp wurde. Die Menschen auf der Erde sind arm. Die Erde ist nun ein Slum wo viele Milliarden Menschen um das Überleben kämpfen. Die medizinische Situation ist prekär. Es gibt kein Geld für all die Selbstverständlichkeiten moderner Medizin: korrektive Gentechnik, synthetische Biochemie, nichtinvasive Diagnostik, nanobasierte Prolongation, androidale Prothetik. Längst besiegte Krankheiten sind zurückgekehrt. Alterserscheinungen können nicht mehr korrigiert werden. Die Lebenserwartung ist unter 100 Jahre gesunken. Menschen sterben tatsächlich wieder endgültig. Eigentlich ist permanenter Tod genauso bizarr, wie 1000 Jahre zuvor eine Operation ohne Anästhesie oder ein Tod durch Infektion mangels Antibiotika. Das kommt schon vor – in Ausnahmefällen, aber eigentlich kann man etwas dagegen tun. Doch nun gibt es keine High-Tech Medizin mehr für alle. Es gibt auch keine Uploads, keine Backups, keine Reinkarnation als Android oder Simulation. Die Bevölkerung geht zurück – durch natürlichen endgültigen Tod – von mehr als 40 Milliarden auf 15 Milliarden.

Auf der Erde gibt es Widerstandsbewegungen. An Freiwilligen herrscht kein Mangel. So viele Menschen sind verzweifelt und wollen etwas unternehmen. Die Stadtguerillas sind gut ausgerüstet. Sie haben Präzisionswaffen und High-Tech Sprengstoffe. Sie sind körperlich und geistig zu Höchstleistungen fähig. Sie sind das Ergebnis von 1000 Jahren Genoptimierungen und Nanomods. Die meisten haben mehrere parallele Denkvorgänge, Assoziationsbooster, absolute Orientierung, verstärkte Sensorik, beschleunigte Motorik, erhöhten Metabolismus, manche – dank Bullet-Time Upgrade – für kurze Zeit ein beschleunigtes Bewusstsein. Die situationsbewusste KI ihrer Feldanzüge schützt sie im Gefecht durch punktuelle Verstärkung des Schirms. Eine adaptive Nanitenmatrix als Tarnkleidung macht sie auch in der Bewegung fast unsichtbar. Die automatische Zielerfassung der Waffen bekämpft Gegner selbständig, wenn der Auftrag einmal erteilt ist. Schwärme von Mikrobots erkunden und neutralisieren sogar verdeckte Bedrohungen. Jede(r) Einzelne von ihnen könnte es mit einem ganzen Infanteriebataillon vor 1000 Jahren aufnehmen. Sie sind auch den Söldnern der Unterdrücker weit überlegen.

Das Problem ist nur, dass sich die Besatzer nicht zeigen. Dem Widerstand fehlten konkrete Ziele. Sie können nicht in den Orbit gelangen und die Besatzer kommen selten auf die Oberfläche. Die fremden Herrscher des Solsystems haben die Erde abgeschrieben.

Ein Ende ist nicht abzusehen. Es gibt keine Feiern zum tausendjährigen Jubiläum und keine Hoffnung.

#Aliens #Eroberer #interplanetar #Wirtschaft #Technologie #Krise

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3010 Wiederbesiedlung Kisors.

Knapp 80 Jahre nachdem die Kisor-Planeten durch kinetische Bombardierung ausgelöscht wurden, beginnen einige Kisori mit der Wiederbesiedlung der Heimatwelten. Die Planeten sind vollständig verwüstet und vereist. Der Neuanfang ist schwer. Viele Fraktionen, auch von außerhalb des Systems, sind an dem Projekt beteiligt. Sie haben ein gemeinsames Ziel: die Wiederbesiedlung. Aber gleichzeitig konkurrieren alle um die besten Plätze auf den neu gestalteten Planeten. Und manche wenden dabei auch offen oder verdeckt Gewalt an.

Kisor hatte traditionell sehr wenige interplanetare Siedlungen und interstellare Kolonien. Die Bevölkerung im Kisor-System konzentrierte sich auf die zwei Planeten. Nur zwei Prozent der Kisori lebte im interplanetaren Raum. Bei den meisten hochentwickelten Völkern ist ein großer Teil der Zivilisation interplanetar und die Bevölkerung lebt in künstlichen Habitaten. Auch Kisor hatte interplanetare Infrastruktur. Es gab Ressourceextraktion in den Asteroidengürteln und bei den Gasriesen, Energiegewinnung in sonnennahen Orbits, massive orbitale Fabriken und natürlich die gigantischen Frachtterminals der kisorischen Gilden. Aber ein Großteil der interplanetaren Infrastruktur war automatisiert. Der Automatisierungsgrad war höher als bei vergleichbaren Völkern.

Nur die Handelsgilden hatten einst signifikantes interplanetares und interstellar aktives Personal. Aber die große Zeit der Gilden endete um 2800 mit dem Niedergang des interstellaren Handels. Interstellare Außenposten waren zur Zeit der Gilden fast ausschließlich funktional organisiert. Die Kisori dort betrachteten sich als temporär abgeordnete Vertreter der Heimatwelten und nicht als Siedler. Dementsprechend gering war die Bevölkerung und sie nahm mit dem Rückgang des Handels immer weiter ab.

Es gibt ein paar alte ehemalige Kolonialsysteme aus der Zeit des goldenen Reiches. Aber deren Besiedlung ist 10.000 Jahren her und die Völker haben sich inzwischen weit auseinanderentwickelt. Diese ehemaligen Kolonien betrachten sich nicht als Kisori. Sie sind nicht interessiert an der Neubesiedlung von zwei unwirtlichen Planeten. Tatsächlich wundern sie sich eher über ihre entfernten Verwandten und deren Fixierung auf die Planetenoberflächen.

Im Fox-System gibt es einen großen kisorischen Bevölkerungsanteil. Fox war 400 Jahre zuvor von Menschen besiedelt worden. Nach Religionskonflikten kamen kisorische Auswanderer dazu: Singulariten, die vor dem auf Kisor dominierenden Alturismus flohen. Im Lauf der Zeit wurde Fox zu einem Sammelpunkt für Singulariten. Auch viele Menschen nahmen den Singularismus an. Während der Fox-Bürgerkriege wurden die Singulariten wieder vertrieben. Sie flohen vom Planeten und siedelten sich im mittleren System der Fox-Gasriesen an. Das war anfangs sehr hart. Aber dann entwickelte sich dort eine lebendige interplanetare Zivilisation von Kisori und Menschen, die durch ihren gemeinsamen Glauben verbunden waren. Während der Fox-Bürgerkriege war das mittlere System vom bewohnbaren Planeten abgeschnitten. Später wurde die Grenze wieder durchlässiger. Aber immer noch gibt es zwei weitgehend getrennte Zivilisationen im System: die interplanetare Gesellschaft der Singulariten im mittleren System und die alturistische Regierung des Fox-Planeten. Die interplanetare Zivilisation hat sich inzwischen mit der Situation arrangiert. Trotzdem bleibt die Sehnsucht nach einem eigenen Planeten. Ein Planet, der für Kisori (und Menschen) geeignet ist. Und Fox ist nicht weit von Kisor entfernt. Einige Singulariten von Fox sehen nun die Chance, die Kisor-Planeten zu besiedeln. Sie stoßen dabei auf die Aktivitäten von Kisori, die die Katastrophe im Kisor-System überlebt haben und auch gerade dabei sind, die Planeten für eine Neubesiedlung vorzubereiten.

Bevor wirklich jemand auf der Planetenoberfläche leben kann, ist viel zu tun. Die Biosphäre der Planeten ist zerstört und es herrscht eine planetare Eiszeit. Die kinetische Bombardierung 80 Jahre zuvor wirbelte Tausende Kubikkilometer Staub und Asche in die Stratosphäre. Dort blieben die feinsten Teilchen mehrere Jahre. Sie reduzierten die Sonnenstrahlung auf der Oberfläche und die Planeten kühlten sich ab. Direkt nach der Katastrophe herrschte ein Dämmerlicht in dem die meisten Pflanzen starben und mit ihnen die Tiere. Dann froren die Planeten zu. Die Meere wurden zu Eiswüsten. Als der Himmel wieder aufklarte, waren die Planeten nicht mehr blaugrün, sondern weiß. Wegen der hohen Reflexion von Eis und Schnee kann die Sonnenstrahlung die Oberfläche nicht erwärmen.

Die Planeten haben einen neuen Gleichgewichtszustand bei eisigen Temperaturen eingenommen. Das ist nichts, was eine interplanetare Hochzivilisation nicht beheben könnte. Mit einigen Millionen Quadratkilometern Spiegel im Orbit könnte man die Temperaturen wieder anheben. Aber dem Kisor-System fehlt nun die industrielle Infrastruktur für so ein großes Unternehmen. Im verzweifelten Abwehrkampf vor und während der Katastrophe wurden die orbitale Industrie schwer getroffen. Der planetare Ring ist mangels aktiver Stützung zerbrochen und auf der Oberfläche niedergegangen. Alle interplanetaren Bevölkerungszentren sind zerstört. Die Bewohner waren vorher geflohen, wurden virtualisiert oder getötet. Nur tief eingegrabene Infrastruktur blieb erhalten.

Es gibt noch Außenseiter-Gesellschaften, Survivalisten und Oort-Bewohner, die absichtlich weit entfernt von den stets gefährdeten Planeten lebten und dort weiterhin leben. Sie haben nur ein geringes Interesse, ihre spärlichen Ressourcen nun für die Wiederbesiedlung der Planeten zu verwenden. Auf den Monden der Gasriesen liegen unzählige Zufluchtsstätten in denen Flüchtlinge eingelagert sind. Sie sind eingegraben auf den Eismonden. Ihre Notbesatzung wartet darauf, dass die Infrastruktur wiederhergestellt wird, damit sie die Flüchtlinge wecken können. Aber sie haben selbst keine Mittel für einen Neuanfang.

Die Wiederbesiedlung wird vor allem getragen von den wenigen interplanetaren Außenposten, die die Katastrophe überstanden haben. Einige interstellare militärischen Stützpunkte leisten wichtige Beträge.

Unabhängig davon wächst unter den Singulariten von Fox die Rückkehrbewegung. Die Singulariten sehen die einmalige Gelegenheit, Kisor unter dem Banner des Singularismus wiederaufzubauen und den Alturismus endgültig zu überwinden. Die wenigen Überlebenden (Alturisten) des Kisorsystems sind davon nicht begeistert. Genauso wenig wie die planetare Fox-Zivilisation, die nicht zusehen will, wie der Singularismus des mittleren Fox-Systems sich nach Kisor ausbreitet.

Auch in der planetaren Fox-Zivilisation gibt es inzwischen Bestrebungen, sich im Kisor System zu engagieren. Es geht vor allem darum, die Kisor Zwillinge dem Einfluss des mittleren Systems zu entziehen. Die Regierung des Fox-Planeten gibt bekannt, dass sie keine Besitzansprüche anerkennt, die sich aus Rettungsoperationen im Kisor-System ergeben. Einige gehen da weiter: im Notfall müsse Fox die Kisor-Planeten durch ein Protektorat vor dem Singularismus schützen.

Unter den Singulariten, die sich jetzt für die kisorische Wiederbesiedlung engagieren, sind auch viele Menschen. Menschen und Kisori haben eine wechselvolle Geschichte. Einst retteten Kisori die Menschen vor den Kelrecs. Dann folgte ein totaler Krieg zwischen Sol und Kisors Gilden, den die Menschen verloren. Nach dem Wiederaufbau waren Sol und Kisor ein Jahrhundert lang Verbündete gegen die Chinti-Schwarmvölker. Als die Chinti-Bedrohung entfiel, wurden aus Freunden Feinde. Der zweite Kisor-Krieg endete mit der vollständigen Vernichtung Kisors. Die Verantwortlichen dafür waren zwar Leccianer-Horden. Aber sie kamen von Sol und viele Schiffe hatten menschliche Besatzungen. Die Beziehungen zwischen Menschen und Kisori sind schwierig. Die Menschen unter den Singulariten hoffen jetzt im Rahmen der Wiederbesiedlung Einfluss auf Kisor zu bekommen. Das gefällt vielen kisorischen Singulariten nicht. Und schon gar nicht den lokalen Kisori, die 80 Jahre zuvor gegen solare Schiffe gekämpft und alles verloren hatten.

Das mittlere System von Fox ist einigermaßen wohlhabend. Jedenfalls viel wohlhabender als die Überlebenden des Kisor-Systems. Bei den Fox-Gasriesen gibt es viele Milliarden Sophonten und eine breite industrielle Basis. Aus der Rückkehrbewegung heraus werden mehrere Konsortien aktiv. Sie transportieren Megatonnen Material nach Kisor. Sie schaffen die industrielle Basis mit der man das Klima der Planeten korrigieren kann. Die Planeten müssen aufgetaut werden durch zusätzliche Sonnenenergie und einen künstlichen Treibhauseffekt.

Kisor Beta ist dafür besser geeignet als Alpha. Beta steht näher an der Sonne und ist deshalb noch etwas wärmer. Die Durchschnittstemperatur von Beta ist auch unter dem Gefrierpunkt von Wasser, aber am Äquator gibt es immerhin noch flüssiges Wasser. Und Beta hat einen großen Mond auf dem man Aluminium für Sonnenspiegel gewinnen kann.

Die Aktivitäten konzentrieren sich auf Kisor Beta. Wie Alpha wurde auch Beta einst künstlich bewohnbar gemacht. Bei Alpha waren es Unbekannte vor Millionen Jahren. Beta wurde von den Kisori selbst während des ersten kisorischen Reiches vor 14.000 Jahren ökoformiert. Jahrtausende später waren beide Planeten dicht besiedelt, hochentwickelt und gleichberechtigt. Trotzdem war Alpha der Ursprung und Beta die Kolonie. Das ließen die Einwohner Alphas ihre Brüder und Schwestern auf Beta nicht vergessen. Im kisorischen Mittelalter schrumpfte der Genpool auf Alpha zeitweise auf nur 10.000 Individuen. Reinrassige Alpha-Abkömmlinge sind heute an ihrem Aussehen deutlich erkennbar. Die besonderen Eigenschaften der Alpha-Genlinie gelten als aristokratisch – oder als dekadent, je nach Sichtweise. Beta kam schneller aus dem Mittelalter, entwickelte wieder interplanetare Raumfahrt und half Alpha beim Wiederaufbau. Seit damals gibt es eine freundschaftliche Konkurrenz zwischen Alpha, dem Ursprung des Volkes und Beta, der überlegenen Kolonie. Das Verhältnis wurde etwa 120 Jahre vor der Katastrophe sehr angespannt. Nationalistische Bewegungen gewannen damals die Oberhand auf Beta und schließlich annektierte die – damalige – diktatorische Regierung Betas die – zu dieser Zeit unabhängigen – Regionalstaaten Alphas. Aufgrund dieser Historie gibt es immer noch viele Vorbehalte. Die technisch vernünftige Entscheidung, sich zuerst auf Beta zu konzentrieren, wird von den lokalen Alpha-Kisori abgelehnt. Kisori von Alpha werden viel länger auf ihre Heimat warten müssen und es besteht die Gefahr, dass Beta einen uneinholbaren Entwicklungsvorsprung erhält. Viele Alpha-Kisori befürchten, dass Beta ihre Heimat dann wieder unterdrücken könnte, wie vor 200 Jahren. Sie beteiligen sich nicht an der Rücktransformation Betas, denn das ist nicht ihre Heimat. Manche versuchen die Aktivitäten für Beta zu verzögern. Einige auch mit Gewalt.

Für eine kleine Gruppe fundamentalistische Alturisten (Nur Altur) ist die Wiederbesiedlung ein Frevel. Sie wehren sich vor allem durch Propaganda, mit orbitalen Sendern und mit kilometergroßen Warnschildern im Orbit und auf dem Eis. Die "Spinner" von Nur Altur werden von den anderen Fraktionen nicht ernst genommen. Bis sie 3075 durch Sabotage das Projekt um Jahrzehnte zurückwerfen.

Die lokalen Kisori nehmen mit ihren bescheidenen Mitteln erste Erkundungen vor. Sie gründen kleine Stützpunkte auf der Planetenoberfläche und versuchen den Umfang der Aufgabe abzuschätzen.

Währenddessen beginnen Konsortien von Fox mit der Ressourceextraktion in den Asteroidengürteln und auf dem großen Mond von Kisor Beta. Sie bringen industrielle Autofabs heran und bereiten die Produktion von gigantischen orbitalen Spiegeln vor. Mit Ketten von Antimaterieexplosionen im kt Bereich werden Dämme aufgeschüttet, um Schmelzwasser zu kanalisieren. Megatonnen-Explosionen verteilen Wasserdampf in der Atmosphäre. Andere züchten biologische Prototypen. Sie suchen Genmaterial für Hunderttausende Spezies in Datenbanken und Reservaten. Die zukünftige Ökologie der Planeten wird simuliert. Die ersten Biofabs und Zuchtstationen werden aufgebaut. Später, wenn die Temperaturen sich normalisiert haben, müssen Gigatonnen biologischen Materials hergestellt werden, um die Ökosphäre neu zu starten.

Fast alle Fraktionen haben das gleiche Ziel: die Wiederbesiedlung der zwei Kisor Planeten zu ermöglichen. Sie arbeiten gemeinsam daran,die Planeten zu erwärmen und die Ökologie im globalen Maßstab wiederherzustellen. Gleichzeitig versuchen alle Fraktionen zu verhindern, dass andere zu viel Einfluss gewinnen oder schon in der Eiswüste ihre Claims abstecken.

Die lokalen Kisori sind mit viel Elan und Einsatzbereitschaft dabei. Sie haben den moralischen Anspruch auf die Planeten und individuelle Eigentumsansprüche auf ihrer Seite. Sie wollen ihr Land wiederhaben. Jede Hilfe von außen ist ihnen willkommen. Aber sie beobachten argwöhnisch die anderen Fraktionen. Auch die lokalen Kisori ziehen nicht alle an einem Strang. Sie kommen ursprünglich von verschiedenen Regionen des Planeten und auch da gab es schon Rivalitäten. Die ehemaligen Bewohner nördlicher Gebiete, die vorher das milde Klima des warmen Planeten genossen haben, würden sich jetzt gerne, wie alle anderen auch, in Äquatornähe niederlassen, da nun dort das mildeste Klima herrscht. Auch die lokalen Kisori konkurrieren um die besten Grundstücke.

Die Konsortien des mittleren Fox-Systems arbeiten mit großem Materialeinsatz. Sie tragen die Hauptlast der Regeneration und daraus leiten Sie den Anspruch ab, sich später niederlassen zu dürfen. Sie gehen manchmal sehr bestimmt vor, wenn sie das Gefühl haben, dass lokale Kisori mit ihren "vernachlässigbaren" Operationen im Weg sind. Auf der anderen Seite stellen lokale Kisori auch mal absichtlich eine kleine Forschungsstation in ein Operationsgebiet, um zu verhindern, dass sich die Ansprüche der systemfremden Akteure verfestigen.

Die alturistische Regierung des Fox-Planeten etabliert als Forschungsstationen verkleidete Stützpunkte, und versucht die Oberflächenaktivitäten der Singulariten einzudämmen. Sie unterstützt die lokalen Kisori aus Glaubensgründen und um den Einfluss der Fox-Konsortien einzugrenzen. Die lokalen Kisori nehmen die Hilfe gerne an. Sie bleiben dabei aber misstrauisch. Schließlich ist auch die Fox-Regierung eine fremde Macht.

Die Planeten sind im Ödland, 500 Millionen Quadratkilometer Eiswüste. Es gibt keine globale Überwachung, keine staatlichen Strukturen. Eis-Blizzards mit -70 Grad Celsius können Wochen lang wüten. Gleiter gehen verloren. Forschungsstationen werden Opfer von Naturgewalten – und Sabotage. Unfälle passieren immer wieder. Im Notfall ist die nächste Unterstützung oft 2000 Kilometer entfernt und meistens die falsche Fraktion. Hilfe aus dem Orbit ist kaum möglich. Es gibt keine Massenstartsysteme mehr. Einst gab es einen orbitalen Ring mit aktiver Unterstützung und vielen Aufzügen, elektromagnetische Starter und orbitale Transferschleifen. Nun müssen Fähren per Hitzeschild landen und auf einer Fusionsflamme starten. Ein riesiger Aufwand.

Es wird mindestens 70 Jahre dauern, die Temperatur auf einen erträglichen Wert anzuheben, 100 Jahre bis sich die Wettermuster stabilisieren und 200 Jahre bis die Ökosphäre selbstständig funktioniert.

Beteiligte Fraktionen beim Projekt Beta Wiederbesiedlung:

- Beta-stämmige Überlebende der Katastrophe: aktiv, kooperativ (kleiner Mitteleinsatz).

- Alpha-stämmige Überlebende: grundsätzlich ablehnend, Verweigerung, Obstruktion, Sabotage, manche kooperativ (sehr geringer Mitteleinsatz).

- Lokale Außenseiter, Survivalisten und Oort-Bewohner: grundsätzlich gleichgültig, wenige positiv und kooperativ (sehr geringer Mitteleinsatz).

- "Nur Altur" Extremisten: entschiedene Ablehnung (sehr geringe Mittel nur zur Obstruktion).

- Manager und Flüchtlinge der Zufluchtsstätten: positiv passiv (kein Mitteleinsatz).

- Fox-Konsortien: sehr aktiv (hoher Mitteleinsatz).

- Planetare Fox-Regierung: ablehnend passiv (kleiner Mitteleinsatz für eigene Ziele).

Konflikte:

- Beta-stämmige Überlebende streiten untereinander um Gebietsansprüche. Dabei kommt es zu Gewaltanwendung auf der Planetenoberfläche, im Orbit Betas und im ganzen System auch gegen die Heimatstützpunkte einiger Akteure.

- Alpha-stämmige Überlebende versuchen das Projekt zu verhindern oder hinauszuzögern, im offenen Konflikt mit Beta-stämmigen und im Verborgenen gegen Fox-Konsortien.

- Einige lokale Überlebende betrachten die Passivität lokaler Außenseiter, die ihre Mittel nicht zur Verfügung stellen wollen, als Sabotage und gehen gegen diese vor, um ein Exempel zu statuieren.

- "Nur Altur" Extremisten wenden sich gegen alle aktiven Fraktionen durch lautstarke Propaganda und geheime Vorbereitung von Sabotageaktionen.

- "Nur Altur" und die planetare Fox-Regierung konspirieren trotz der Vorbehalte gegen Systemfremde auf der einen Seite und Missbehagen wegen Extremismus (bei gleichem Glauben) auf der anderen Seite.

- Die planetare Fox-Regierung unterstützt die lokalen Überlebenden, versucht aber gleichzeitig das Projekt zu schwächen, um die Fox-Konsortien zu behindern.

- Fraktionen der lokalen Überlebenden misstrauen zurecht den Motiven der Fox-Regierung, nehmen aber deren Hilfe an.

- Einige Fox-Konsortien missachten die Aktivitäten der lokalen Fraktionen und beschädigen diese aus Rücksichtslosigkeit und um Gebietsansprüche durchzusetzen.

- Moderate Konsortien lehnen Gewalt ab und befürchten eine Eskalation. Sie versuchen rücksichtslose Aktionen radikalerer Konsortien zu verhindern.

- Lokale Fraktionen fürchten Gebietsansprüche systemfremder Kräfte, vor allem der Fox-Konsortien, und gehen auch gewaltsam dagegen vor.

- Lokale Alturisten versuchen die Ausbreitung des Singularismus im Kisor System zu verhindern. Das erschwert Kooperationen zwischen Fox-Konsortien und den Überlebenden der Katastrophe.

- Die planetare Fox-Regierung versucht die Fox-Konsortien einzudämmen, aus religiösen und machtpolitischen Gründen. Dabei auch Sabotage im Verborgenen.

- Die Fox-Regierung droht mit der Etablierung eines Protektorats, falls die von Singulariten dominierten Konsortien des mittleren Fox-Systems die Kontrolle auf Kisor Beta übernehmen.

- Die Fox-Konsortien gehen im Verborgenen gegen geheime Stützpunkte der Fox-Regierung vor.

- Singulariten (vor allem der Fox-Konsortien) versuchen ein Wiedererstarken des Alturismus im Kisor-System zu verhindern.

- Radikale Vertreter der Rückkehrbewegung aus dem mittleren Fox-System unternehmen geheime Aktionen gegen lokale Fraktionen außerhalb des Projektkontextes im ganzen System.

- Einzelne Singulariten unter den Überlebenden arbeiten für lokale (alturistisch dominierte) Fraktionen und konspirieren insgeheim mit Fox-Konsortien.

- Menschen-dominierte Fox-Konsortien versuchen eigene Gebietsansprüche aufzubauen. Sie stehen in Konkurrenz zu Kisori-dominierten Konsortien.

- Viele Überlebende der Katastrophe lehnen die Beteiligung von Menschen vehement ab. Manche, vor allem Veteranen des letzten Kriegs, greifen zu Gewalt.

- Alle Fox-Konsortien versuchen die besten Gebiete zu beanspruchen und manche gehen dabei energisch gegen andere Konsortien und lokale Fraktionen vor.

- Bei allen Fraktionen gibt es Individuen, die sich zum Wohl des Gesamtprojekts gegen Sabotageaktivitäten ihrer eigenen Organisation wenden und dabei insgeheim mit anderen Fraktionen kooperieren.

- In moderaten Organisation gibt es Individuen, die mit radikalen Kräften konspirieren, um ihre Vorstellungen durchzusetzen.

#Aliens #Ökoforming #Terraforming #Sonnenspiegel #Religion #Konflikt #Sabotage

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3061 Ende der Chinti-Einigungskriege

Einem der letzten beiden dominierenden Schwärme (Krrz) gelingt es, seine Schwarmmarkierungen bei den meisten Schwarmherzen des letzten verbliebenen Konkurrenten (Zchf) zu platzieren. Sofort identifizieren sich die Individuen des jeweiligen Zchf Schwarmherzes mit Krrz und wechseln die Seiten. Damit gehören 70% der Chinti zu Krrz. Einzelne Zchf-Schwarmherzen können noch einige Jahre Widerstand leisten. Bis 3070 übernimmt Krrz einige kleinere Schwärme, die sich bis dahin aus den Auseinandersetzungen der großen Schwärme herausgehalten hatten. Die letzten bekannten Zchf-Schwarmherzen werden bis 3073 assimiliert. Alle Chinti gehören nun zum siegreichen Schwarm. Damit endet eine fast 300 Jahre lange Phase der streitenden Schwärme.

Chinti-Individuen aller Kasten werden mit den genetischen Markierungen des Schwarmherzes geboren. Damit gehören sie zu ihrem Schwarm. Sie werden von anderen erkannt und betrachten sich selbst als Mitglieder des Schwarms. Es ist nicht möglich einen Chinti zu überreden, zu bestechen oder zu bedrohen, um ihn zum Seitenwechsel zu bewegen. Die Loyalität ist nicht erschütterbar. Chinti-Individuen sind genetisch auf die Treue zum Schwarm (bzw. zu Schwarmherz) geprägt.

Diese genetische begründete Treue klingt nach irdischen/solaren Begriffen uneingeschränkt und unveränderbar. Aber in der Chinti-Biologie ist die genetische Struktur von Individuen flexibler. Chinti können Informationen durch genetisch kodierte Transmitterstoffe übertragen. Historisch wurde ein Großteil der permanenten Information genetisch gespeichert. Während die Menschen Schrift und Buchdruck entwickeln mussten, hatten die Chinti schon immer permanente Speichermöglichkeiten auf Gen-Basis fest eingebaut in ihre Biologie. Im modernen Informationszeitalter verwenden natürlich auch die Chinti digitale Speicher für die gigantischen Datenmengen einer modernen Zivilisation. Aber der grundlegende Mechanismus zur Weitergabe genetischer Information bleibt.

Schwarmmarkierungen sind genetisch kodiert. Sie werden mittels Gentransmitter durch die Luft übertragen. Die Chinti-Biologie ist dafür ausgelegt, schon Spuren von Gentransmittern zu erkennen und zu verarbeiten. Deshalb sind Chinti sehr empfänglich für die Schwarmmarkierungen, die von den siegreichen Truppen verbreitet werden. Die neuen Schwarmmarkierungen verbreiten sich rasant im Nervensystem eines Chinti-Individuums. Damit wechselt das Individuum die Schwarmzugehörigkeit. Aus menschlicher Sicht sieht das aus, wie eine Virusinfektion, die sehr schnell verläuft und die Meinungen und Gedanken des Infizierten manipuliert. Für die Chinti ist es der normale Ablauf. So verbreiten sich Informationen und Überzeugungen.

Für die Übertragung ist ein biologischer Kontakt nötig. Deshalb können Chinti sich mit technischen Abschirmungen widersetzen. Feldschirme, Feldanzüge oder einfache luftdichte Schutzanzüge reichen aus. Bei Kämpfen im Weltraum gibt es natürlich keinen Direktkontakt. Chinti-Schiffe kämpfen deshalb bis zum Ende. Sie geben nie auf. Historisch war das ganz anders. Bei archaischen Chinti wurden offene Feldschlachten durch die Übermacht der Schwarmmarkierungen in der Luft entschieden. Sobald eine der konkurrierenden Schwarmmarkierungen überwog, wechselten die Krieger die Seiten. Bei militärischen Konflikten ging es deshalb darum, die Anzahl der gegnerische Krieger zu verringern. Je weniger Krieger überlebten, desto weniger konnten ihre Schwarmmarkierungen verbreiten. Sobald eine Seite genetisch die Oberhand gewann, war die Schlacht entschieden. Die verbliebenen Truppen der unterlegenen Partei mussten nicht gefangengenommen werden, sondern sie schlossen sich dem überlegenen Schwarm an und wurden zu vollwertigen Mitgliedern des Schwarms. Die Windrichtung spielte eine große Rolle für die Taktik. Und der Einsatz von Markierern, eine Chinti-Kaste, die für die Verbreitung von Schwarmmarkierungen spezialisiert ist.

In modernen Auseinandersetzungen zwischen Schwarmherzen sind die (biologischen) Truppen vor fremden Schwarmmarkierungen geschützt. Will man heute einen Chinti-Krieger umdrehen, dann muss man ihn entwaffnen und seinen Schutzanzug entfernen oder seinen Feldschirm deaktivieren. Aber Chinti-Krieger geben nie auf. Es ist nicht leicht sie zu entwaffnen. Im Lauf der Zeit haben die Chinti viele Techniken entwickelt, um abgeschirmte feindliche Krieger zu markieren. Anfangs mit Markierungsbomben, die mit winzigen nicht tödlichen Splittern Schutzanzüge perforierten. Darauf reagierte man mit verstärkten Schutzanzügen und anderen Gegenmaßnahmen. Später kamen Nanobots dazu, die sich durch Panzerungen arbeiten und die Transmitterstoffe gleich mitführen. Zur Abwehr gibt es Nanophagen, Wolken von Verteidigungs-Nanobots, die Krieger einhüllen und vor den Gen-Bots schützen. Das sind die gleichen Techniken wie bei den Menschen mit dem Unterschied, dass die Waffen der Menschen versuchen zu töten oder zumindest auszuschalten, während Chinti versuchen zu markieren und umzudrehen.

Um ein Schwarmherz einzunehmen müssen nicht nur die Chinti-Individuen markiert werden, sondern auch das Schwarmherz. Schwarmherzen sind wesentlich resistenter als Individuen. Sie haben selbst große Mengen an Gentransmittern in den Drüsen wo diese produziert werden. Um ein Schwarmherz zu übernehmen, müssen die Angreifer die vorhandenen Gentransmitter möglichst gut entfernen. Dann versuchen mehrere Markierer die Genhoheit zu erlangen. Wie viele Markierer nötig sind und wie lange das dauert, hängt sehr stark von der Größe des zu übernehmenden Schwarmherzes ab. Man schätzt, dass 10-20 Markierer mehrere Stunden brauchen. Die Angreifer müssen dafür die Verteidiger des Schwarmherzes ausschalten und dann den Bereich sichern. Naturgemäß wird das Schwarmherz besonders gut verteidigt. Es ist einfacher, erst die Truppen der Verteidiger zu übernehmen und dann das unverteidigte Schwarmherz zu bearbeiten. Aber die frühe Einnahme des Schwarmherzes hat einen bedeutenden Vorteil für die Angreifer. Chinti-Individuen wollen die genetische Prägung ihres Schwarmherzes haben. Sobald sie erfahren, dass das Schwarmherz markiert wurde, versuchen sie von sich aus, die neue Genmarkierung zu erhalten. Sie bekommen die genetische Information entweder vom gerade übernommenen Schwarmherz, bei feindlichen Markierern oder einfach indem sie sich der Markierung nicht widersetzen. Mit anderen Worten: sobald das Schwarmherz markiert ist, folgen die Chinti-Krieger und alle anderen Kasten freiwillig.

Beide Strategien können gleichermaßen zum Erfolg führen. Man kann entweder die Truppen des Feindes zu besiegen oder das Schwarmherz einnehmen. Die Kombination der Strategien ergibt eine komplexe taktische Situation. In der Spieltheorie heißt diese Kombination "Symmetrisches Capture the Flag mit Siege Timer" parallel zu einem "Team Deathmatch mit Unit Flip".

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