2940 "White Noise" Philosophie von Reysalax

Reysalax ist der "Weise von Sol", der strategische Berater des dellianischen Fremdherrschers im Sonnensystem. Die White Noise These (weißes Rauschen) erklärt die Fragmentierung der interstellaren Zivilisation zum Idealzustand. Die Statistik zeigt, dass große Imperien die Ausnahme sind. Sogar in weitentwickelten und wohlhabenden Gesellschaften gibt es territoriale Fragmentierung, wie zuletzt im Solsystem. Nur deshalb konnte es von Neobarbaren erobert werden.

Selbst der Einfluss der solaren Koalition reichte nicht weit über die Erde hinaus. Und nicht nur im Solsystem gab es viele unabhängige territoriale Souveränitäten. Sowohl das Thoris-System, als auch Artu mit seinen Millionen souveränen Clans, sind gute Beispiele für die Zersplitterung selbst hochstehender Zivilisationen. Das gilt umso mehr für gesellschaftlich und technisch weniger entwickelte Völker. Zu jedem Zeitpunkt leben die meisten intelligenten Wesen in kleinen Machtstrukturen, in souveränen planetaren Regionen und unabhängigen Habitaten. Zwar versuchen wohlhabende Völker immer wieder größere Machtbereiche herauszubilden und zu stabilisieren. Aus deren Sicht ist die Fragmentierung ein Interregnum. Aber insgesamt gesehen scheint das Interregnum – ohne die ordnende Hand eines großen Imperiums – eher der Regelfall zu sein, als die Ausnahme.

Das Zurückweichen des interianischen Imperiums lässt in den Randgebieten viele kontaktierte Völker führungslos zurück. Einigen fällt interianische Technologie in die Hände. Zusätzlich versorgen die ehemaligen Sklaven Gormans ihre Heimatvölker mit Technologie. Dadurch entsteht eine Welle gut ausgerüsteter Völker und Gruppen, die – aus Sicht der etablierten Gesellschaften – sozial und politisch unerfahren sind. Zumindest haben sie sehr unterschiedliche Denkweisen und ethische Standards. Teilweise ist das biologisch bedingt. Es gibt viele verschiedene Arten von Intelligenz, verschiedene Arten Information zu verarbeiten und in konkrete Handlungen umzusetzen. Alle diese Völker haben sich auf ihren Planeten evolutionär entwickelt. Deshalb sind ihre Denkweisen offensichtlich zielführend und richtig. Aber manche hätten wohl nie selbst den Sprung in eine interstellare Zivilisation geschafft. Diese Gruppen drängen nun vor allem aus den sogenannten Badlands in die ehemalige interianische Sphäre. Die Pax Interiana endet.

Die White Noise Doktrin entsteht auf dem Höhepunkt der post-interianischen Barbarenwelle. Sie bildet das theoretische Fundament für die Auseinandersetzung zwischen dem statischen Prinzip imperialer Macht und der Dynamik wechselnder lokaler Herrschaftsansprüche. White Noise negiert den Gegensatz zwischen großen ordnenden Machtstrukturen und dem Durcheinander von kleinen Herrschaftsgebilden. Nach White Noise existiert ein Kontinuum, das von kleinen Einheiten dominiert wird und große Machtbereiche nur als statistische Ausnahme zulässt.

Ein wichtiger Aspekt von White Noise ist die Drehung im gut/böse-wir/ihr Koordinatensystem. Das Fehlen von Ordnung wird positiv belegt während die Folgen imperialer Macht als negativ angesehen werden. Ordnung bedeutet nicht Frieden, sondern Zwang. Die Abwesenheit von Ordnung bedeutet nicht Chaos, sondern Freiheit. Damit verbunden ist natürlich das Recht und die Freiheit des Stärkeren. Es gibt Einflüsse von Sozialdarwinismus, der natürlichen Selektion starker Gesellschaften, wobei sich dies aber primär auf Gesellschaften und Soziologie bezieht und nicht auf Völker und unterschiedliche Biologie.

Die Begriffe Individualismus und Autonomie sind teilweise kompatibel mit solaren Ideologien, die dem Individuum den Vorrang geben vor der Gesellschaft und dem Staat. Beispiele sind die Menschenrechte der westlichen Ideologie des ausgehenden zweiten Jahrtausends, die Subsidiarität in der Yksityis-Philosophie und die "Rechte und Pflichten der Gemeinschaft und des Individuums" des kisorischen Alturismus.

Im Fall von White Noise fehlt allerdings der Schutz des Individuums durch die Gemeinschaft vor Übergriffen anderer. Eine gewisse Ordnung ist aber nötig zur Aufrechterhaltung einer technischen Infrastruktur und für mäßigen Wohlstand. Sicherheit entsteht nach White Noise durch persönliche Beziehungen, Vorteile und Abhängigkeiten. Letztlich bilden sich dabei feudale Strukturen.

Die White Noise Ideologie verbindet unterschiedliche Denkweisen. Auch Völker, die mit menschlicher oder kisorischer Moral nichts anfangen können, verstehen White Noise. Zumindest sind ihre Handlungen durch White Noise gedeckt. Sie können sich der Ideologie anschließen, ohne sich unterzuordnen.

#Philosophie #Macht #Recht

http://jmp1.de/h2940

3340 Brückenkopf bei Sigma Tschzssfs

Der 17. imperialen Proaktivflotte gelingt die Vernichtung mehrerer Chinti-Schwarmflotten durch eine koordinierte Aktion in wichtigen Chinti-Abwehrsystemen und der Schwarmherzwelt Szshnszz.

Die meisten Systeme sind so nahe an der Chinti-Domäne nicht langfristig zu halten, aber eines der Chinti-Randsysteme, Sigma Tschzssfs, kann als vorgeschobene Basis befestigt werden.

In den drei vorangegangenen Jahren wurden dafür die ballistischen Schilde abgelegener Imperiumssysteme ausgedünnt und ihre aktiven Komponenten auf Megafrachter verladen. Die Frachter folgen der Flotte nach Tschzssfs und entladen die Bauteile für einen ballistischen Schild mit dem das System vor Hochgeschwindigkeitsangriffen geschützt werden kann.

Zur Installation werden viele Gigatonnen an Material herangeführt. Neben den Komponenten des Schilds bringen Frachter Milliarden Reparatur- und Konstruktionsdrohnen in das System. In Windeseile wird die Infrastruktur für das technische Personal bereitgestellt, darunter fünf Millionen Menschen und 30 Millionen Uploads in Mechs. Andere Frachter bringen vorbereitete Ausrüstung zur Ressource-Extraktion und hunderttausende militärische Autofabs für in-Situ Herstellung antiballistischer Munition. Tausende elektromagnetische Katapulte verteilen Tiefraumsperren im System. Dazu werden einige Millionen Kubikkilometer Gestein aus den Asteroidengürteln bewegt und in weite Umlaufbahnen geschossen.

Der Energiebedarf ist gewaltig. 80 Gasminer sichern den Brennstoffnachschub für tausende Fusionsparks im ganzen System. Die Gasminer sind selbst Giganten und nicht alleine interstellarflugfähig. Für ihren Transport werden die größten ÜL-Schlepper des Imperiums gebraucht. Sie sind schon vor Monaten aufgebrochen. Die Imperiumswelten leben solange von Brennstoffreserven, die über mehrere Jahre angelegt wurden. Mehr als zehntausend Frachter bilden eine Versorgungskette von den nächsten Imperiumswelten nach Sigma Tschzssfs. Die Konvois bekommen Geleitschutz von Begleitgeschwadern, die vom Schutz kommerzieller Transporte aus dem ganzen Imperium abgezogen wurden.

Während der Installation muss das System ständig verteidigt werden. Die Schwarmflotten sind zwar geschwächt. Aber sie attackieren über Monate hinweg, um die Befestigung des Systems zu verhindern. Drei Abwehrflotten, die sonst bevölkerungsreiche Systeme schützen, sind bei Tschzssfs zusammengezogen. Zusätzlich wurden die Verbände der siegreichen 17. Flotte nach Tschzssfs verlegt und dort mit neuem Material versorgt bzw. repariert. Beschädigte Schiffe werden nicht in die Basen zurückgezogen, sondern vor Ort instandgesetzt, um die lange Transitzeit einzusparen. Zu diesem Zweck wurden die Reparatur- und Versorgungsschiffe einiger anderer Großverbände bei Tschzssfs stationiert. Einige tausend Frachter dienen als provisorische Lenkwaffenplattformen bis die militärische Infrastruktur in Betrieb ist. Sie bilden die erste Verteidigungslinie und erleiden große Verluste.

Das Oberkommando des Imperiums geht ein großes Risiko ein, um Sigma Tschzssfs als Brückenkopf zu sichern. Der Plan ist, von dort aus in die Chinti-Domäne vorzudringen und dann einen kurzen Rückzugs- und Versorgungsweg zu haben. Aber dafür muss das System am Rand der Chinti-Domäne so befestigt werden, dass auch jahrelange Saturierungsangriffe die Verteidigung nicht bezwingen können. Gelingt das, dann erhält das Imperium eine Operationsbasis von der man schnelle Angriffe tief in die Chinti-Domäne durchführen kann. Gleichzeitig werden dauerhaft signifikante Kräfte des Gegners um Tschzssfs gebunden.

Aber dafür muss das System erst befestigt werden. Bevor sich die Chinti erholen, muss innerhalb von kurzer Zeit eine Infrastruktur geschaffen werden, für deren Aufbau wohlhabende Systeme sonst Jahrzehnte brauchen. Das Oberkommando setzt alles auf eine Karte.

In Erwartung dieses Durchbruchs wurde die Verteidigung anderer Systeme geschwächt. Wesentliche militärische Kräfte wurden verlagert und riesige Mengen an Ressourcen herangeschafft. Gigantische Frachtkapazitäten sind dadurch gebunden. Der interstellare Handel im Imperium geht stark zurück. Mobilität und Schlagkraft der übrigen Flotten sind beeinträchtigt. Mehrere Gefechte und die 3. Schlacht bei Ithacae gehen deshalb verloren. Die dortige Basis der (reduzierten) 21. Abwehrflotte wird vernichtet. Ithacae wird durch kinetische Schläge ausgelöscht. 80 Millionen verlieren ihr Leben, davon 30 Millionen final.

Ein Verlust der 17. Flotte wäre zu einem großen strategischen Nachteil geworden. Nicht nur wegen der militärischen Niederlage, sondern vor allem wegen der Verschiebung von Ressourcen, die – in der Annahme eines Sieges – über Jahre zusammengezogen und dann monatelang nahe an Tschzssfs herangeführt wurden.

Aber der Plan funktioniert. Die 17. Flotte erreicht ihre Missionsziele. Der Brückenkopf kann befestigt und gehalten werden. Das Imperium hat nun die strategische Initiative und gibt sie nicht mehr ab. In den nächsten 20 Jahren wird die Chinti-Zivilisation befriedet. Sie wird besiegt, entmilitarisiert, reduziert, marginalisiert und letztlich weitgehend ausgelöscht.

#Krieg #Aliens #Strategie #Wagnis #Risiko #Material #Mega #Sieg