2802 Außerirdische Mikroben auf der Erde

Neue Untersuchungen zeigen, dass etwa ein Zehntel der irdischen Mikrofauna außerirdischen Ursprungs ist. Die fremden Lebewesen wurden im Lauf der letzten 200 Jahre unbeabsichtigt eingeschleppt. Viele fremde Organismen haben wegen ihrer inkompatiblen Biologie keine natürlichen Feinde. Sie können sich deshalb gut vermehren, stellen aber andererseits auch keine Gefahr dar.

Vor allem dort, wo sich Biofilme bilden und auf Oberflächen ist der Anteil der außerirdischen Lebensformen hoch. In der Flora und im Erdreich ist er dagegen vernachlässigbar.

Es gibt zellähnliche Formen, von Bakterien und Einzellern bis zu Mehrzellern, Pilzen und Kleinstlebewesen. Daneben gibt es aber auch auf der Erde ursprünglich nicht bekannte Mikro-Lebensformen: zellwandlose freie selbstreplizierende Makromoleküle, Archaeen-ähnliche Organismen, Semibioten, die eher belebte Materie sind als Lebensformen, sich aber fortpflanzen. Es gibt Mikroben von Exobiologien, die mit der irdischen DNA kompatibel sind. Viele basieren auf inkompatiblen Proteinsystemen von Aminosäuren, aber mit anderer Makroordnung. Und es gibt ganz fremde Informationsträger und Replikationsmechanismen.

Besonders erwähnenswert sind Morphzeller von Kofu (die sich zu verschiedenen makroskopischen Lebewesen zusammenschließen und dann wieder in Einzelarchaee trennen können), Extremophile aus vielen Quellen (die an manchen Schwarzen Rauchern der Tiefsee schon ein Drittel der Biomasse ausmachen), sog. Rostwürmer (eigentlich bakterienähnliche Einzeller, die von der Energie der Eisenoxidation leben und dafür das Rosten von ungeschütztem Eisen katalysieren. Sie treten in fadenförmigen Anordnungen auf, deshalb Rost-"würmer"), androidale Bakterien (die anorganische Makromoleküle in ihre Struktur einbauen um Nanoprozessoren zu synthetisieren, Herkunft unbekannt).

Wenn man genau hinsieht, dann findet man auch sogenannte Kessler-Viroidae, anorganische Viren, entdeckt von Zipi Kessler im Jahr 2478. Sie kommen aus dem interstellaren Raum, werden vom Sonnenwind der Heliosphäre und den Molekülen der äußeren Atmosphäre abgebremst und gelangen bis auf die Planetenoberfläche. Kessler-Viroidae sind eigentlich harmlos. Aber inzwischen weiß man, dass sie Genmaterial für Nano-Disassembler tragen, die viele verschiedene Biosysteme angreifen können. Eine Mutation der Kessler-Viroidae verursachte die Massara-Seuche 2746.

Einige parasitäre und symbiotische Lebensformen leben mit irdischen Mikroben zusammen. Dazu gehören auch Tamartaee, hocheffiziente biochemische Zellkraftwerke von Chulu, die von einigen irdischen Bakterien adaptiert wurden. Es gibt Versuche, mittels Genmodifikation menschliche Mitochondrien durch Tamartaee zu ersetzen. Man verspricht sich davon eine deutliche physische Leistungssteigerung. Das ist aber noch ein weiter Weg.

#Exobiologie #Aliens #Erde #Mikroben

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2750 Veröffentlichung des interaktiven VR-Dramas "Executive Decision"

Hintergrund ist die spektakuläre Rettung der Überlebenden des Spacedomes durch die Solaren Befreiungsfront in der Endphase des Kisor-Krieges und der moralische Konflikt auf beiden Seiten.

Die kleine Rettungsflotte der Solaren Befreiungsfront (SLF) kämpft sich durch die kisorischen Wachschiffe. Der finale Schlagabtausch findet sehr nahe beim Spacedome statt, da die Kisori die Struktur als Ortungsdeckung nutzen. Unglücklicherweise detonieren die Sprengköpfe von Anti-Schiff Röntgenlasern der SLF beim Polarisbogen des Spacedomes. Der Polarisbogen wird komplett zerstört und angrenzende Sektoren stark beschädigt. Im Spica-Abschnitt verlieren 7145 Menschen ihr Leben. Die SLF kann Bodentruppen landen 23.647 Überlebende retten.

Später, nach dem Krieg wird immer wieder diskutiert, ob die Entscheidung von Kapitän Mauro Toselli von der "Washington" (nach dem Staat Washington, dem Ort der Entscheidungsschlacht im 2. amerikanischen Bürgerkrieg 2259), auf die kisorischen Fregatten hinter dem Polarisbogen zu feuern, richtig war. Die Fregatten waren ungewöhnlich nahe beieinander, so dass sie beide gleichzeitig durch die letzten verbliebenen Anti-Schiff-Torpedos der SLF ausgeschaltet werden konnten.

Die taktische Situation der angreifenden SLF war zu dieser Zeit verzweifelt. Der schwere Kreuzer "Francis Marion" war bewegungsunfähig geschossen worden und driftete weg. Mit ihm verschwand der Raketenabwehrschild des verbliebenen SLF-Verbands. Es war abzusehen, dass die Raketenabwehr der übrigen Einheiten binnen kurzer Zeit den Angriffen der kisorischen Verteidiger unterliegen würde. Damit wäre die Befreiungsaktion gescheitert und es würde vermutlich keine weitere mehr geben. Die verbliebenen Bewohner des Spacedomes wären sich selbst überlassen und hätten den Krieg vermutlich nicht überlebt.

Der gewagte Schuss von Toselli war die einmalige Gelegenheit, zwei Verteidiger auszuschalten und das Blatt zu wenden. Toselli wusste aus den Liveübertragungen, dass der Polarisbogen schon lange evakuiert worden war. Aber viel mehr war über den Aufenthaltsort der Bewohner nicht bekannt, da die Menschen ständig auf der Flucht waren. Bei der Nähe zur Spacedome-Struktur war auf jeden Fall mit Verlusten zu rechnen. Toselli stand also vor der Entscheidung, alle verbliebenen Bewohner aufzugeben oder unter Inkaufnahme von Verlusten doch noch viele zu retten. Vielleicht hätte es noch andere Möglichkeiten gegeben. Aber Toselli hatte nur 15 Sekunden Zeit um die Situation zu beurteilen und zu handeln.

Wir wissen, wie seine Entscheidung ausfiel. Wir wissen heute, dass sie 7145 Menschen das Leben kostete. Das waren viel mehr Opfer, als das SLF-Kommando erwartet hatte. Aber weniger, als die Kisori annahmen, denn diese nutzten den Polarisbogen als Deckung in der Annahme, dass die SLF nicht auf die großen Wohnbereiche des Polarisbogens schießen würde. Den Kisori, die das Drama der Live-Feeds nicht so genau verfolgten wie die Menschen, war entgangen, dass der Polarisbogen zu dieser Zeit nicht mehr bewohnt war. Sonst hätten sie vermutlich nicht dort Deckung genommen.

Wir wissen aber auch, dass durch Toselli's entschlossenes Handeln 23.647 Menschen gerettet wurden. Und wir wissen heute, dass dies tatsächlich die letzte mögliche Befreiungsaktion war. Die Menschen hätten die nächsten 4 Jahre bis zum Ende des Krieges nicht im Spacedome überlebt und keine andere Gruppierung im Asteroidengürtel hätte sie retten können.

Kapitän Toselli wird nach Kriegsende von Angehörigen der Opfer verklagt, da er als Angehöriger einer Miliz einen Massenmord begangen habe. Die Klage wird abgewiesen, mit der Begründung, dass die SLF durch eine informelle Sicherheitspartnerschaft mit den Koalitionstruppen dem Militär zuzurechnen sei. Die Opfer sind damit Kollateralschäden von Kriegshandlungen und keine Mordopfer. Durch diese Entscheidung wird das Militär zuständig. Kapitän Toselli muss sich vor einem Kriegsgericht verantworten und wird schließlich freigesprochen.

Noch viel später wird bekannt, dass das kisorische Oberkommando die Spacedome-Aktivität mit dem Beginn der Bodenoffensive auf der Erde beenden wollte. Die Beurteilung, wie viele der verbliebenen Menschen weitere 15 Monate überlebt hätten, bleibt jedem selbst überlassen.

Die Situation um den Spacedome ist die Vorlage für das interaktive VR-Drama "Executive Decision" mit Maurizio Magris und Sren Tot Plok. Ein bemerkenswertes Feature des Stückes ist, dass man nicht nur die Personen auf der Brücke der "Washington" spielen kann, sondern auch kisorische Entscheidungsträger mit einer sehr genauen Betrachtung der moralischen Aspekte auf kisorischer Seite.

Es ist geschichtlich erwiesen, dass der kommandierende Offizier einer der kisorischen Fregatten (Trash Prek Nuang, gespielt von Sren Tot Plok) die Spacedome-Feeds sehr genau verfolgte und über die Verhältnisse im Polarisbogen Bescheid wusste. Nach einer interaktiven Variante des Drehbuchs versucht Prek den Kommandeur der anderen Fregatte zu überzeugen, den Ortungsschatten des Polarisbogens zu verlassen und damit sowohl sein Kommando, als auch die Menschen im Spica-Abschnitt zu retten. Der andere Kommandeur folgt aber strikt seinen Befehlen. Sippeninterne Politik spielt dabei ebenso eine Rolle, wie der moralische Konflikt Prek's, der durch sein Wissen über die Abläufe im Spacedome zerrissen ist zwischen der Loyalität zur Gilde und der Schuld als Teil Wachflotte für die grausamen Szenen mit verantwortlich zu sein.

Ein häufiges Ende besteht darin, dass der interaktive Prek-Spieler sein Wissen über den Polarisbogen zurückhält. Er überzeugt seinen Kollegen nicht den Ortungsschatten zu verlassen, obwohl er ihn über alte Sippenpflichten hätte zwingen können. Prek nimmt die Vernichtung der Fregatten und seinen Tod auf sich als Wiedergutmachung der Schuld, die sich die Tika-Gilde aufgeladen hatte und ermöglicht damit die Rettung der Menschen. Gleichzeitig verurteilt er damit über 7000 menschliche Zivilisten zum Tode, darunter einige, die Prek durch die Feeds kennen und schätzen gelernt hatte.

"Executive Decision" bekommt auf Kisor hohe Auszeichnungen.

#Kultur #VR #Drama

http://jmp1.de/h2750

2148 Markteinführung des beliebten Kinder Gen-Baukastens "Darwin"

Darwin von Jogos Ubirajara ist der erste Gen-Baukasten, der die Herstellung künstlicher Lebensformen auf spielerische Weise abbildet. Die Zielgruppe sind Jugendliche von 14 bis 17 Jahre.

Der Baukasten enthält einen intuitiven Gen-Designer mit HUD-Schnittstelle. Der Designer dient dazu, Organismen zusammenstellen. Die Grundform ist ein Omnipod, ein vollständig künstliche Lebensform. Der hier verwendete Omnipod ist eine angepasste, vereinfachte Variante der weit verbreiteten H8Z2(b)-Linie, der Standardplattform unzähliger wissenschaftlicher Experimente. Im Gen-Designer wählt und kombiniert man die gewünschten Eigenschaften. Eine große Bibliothek von vorgefertigten genetischen Merkmalen steht dafür zur Verfügung. Der Designer wird über Neuroimplantate (Nimps) bedient. Da viele Kinder erst nach der Pubertät ihre Nimps bekommen, lässt sich der Designer auch mit VR-Brille und sogar per Panorama-Tapete bedienen.

Ist das Design abgeschlossen, dann kann der Organismus hergestellt werden. Ein Chromosom-Drucker synthetisiert die DNA. Der Drucker braucht dafür typischerweise ein paar Stunden. Er kommentiert den Fortschritt mit lehrreichen Animationssequenzen. Dabei erfährt man welche Gene und Eigenschaften gerade gebaut werden. Man kann so den Entstehungsprozess im Detail verfolgen. Der Drucker kapselt schließlich das fertige Genom in eine künstliche Zellkernhülle.

Per virtuellem Drag-and-Drop übergibt die Benutzerin den Kern dann aktiv an die Wachstumseinheit, den sogenannten Crescer. Dort wächst aus der ersten Zelle der Organismus heran. Der Crescer ist ein vollautomatisches Wachstumssystem mit allen notwendigen Ernährungs-, Reinigungs-, und Kontrollfunktionen. Im Starterset enthalten ist Wetware für 10 Läufe: 10 neutrale Basiszellen und 10 Einmal-Wombs (Softkokons mit biologischem Adapter zum Crescer) mit je 20 ml Kapazität.

Zwei Liter beigefügte Nährlösung mit allen proteinogenen Aminosäuren reichen dank der patentierten Recyclingtechnik des Wachstumssystems für bis zu 200 g Lebensformen. Die Verbrauchsgüter lassen sich leicht nachbestellen. Der integrierte Monitor ordert rechtzeitig neues Material. Ein Refill-Abo wird empfohlen, um ungebremsten Spielspaß zu gewährleisten.

Mit dem Aufbaukasten "Sequenzierer" kann man das Genom von Lebensformen analysieren und deren Gene der eigenen Bibliothek hinzufügen. Zum Beispiel lassen sich die Gene von Hautpigmenten aus vielen Pflanzen gewinnen. Die Kombination von Genen aus verschiedenen Quellen erfordert einige Übung, da Gene miteinander interagieren. Eine zusätzliche Simulator-Software als Addon kann da helfen. Der Simulator spart Fehlversuche, die nur unnötig Material verbrauchen, aber nicht lebensfähig sind.

Für Fortgeschrittene gibt es einen Protein-Designer in dem funktionale Gruppen gezielt erstellt werden können. Die Kernkomponente ist ein integrierter Protein-Folder, der auch im Profi-Bereich eingesetzt wird.

Neben dem Omnipod stehen andere Plattformen als Upgrade zur Verfügung. Jede Plattform kommt mit einer eigenen Merkmalsbibliothek. Jogos Ubirajara legt sehr großen Wert auf eine gute Abstimmung zwischen Plattform und Merkmalsbibliothek und auf die uneingeschränkte Kombinierbarkeit der Merkmale.

Mit Sequenzierer und Protein-Designer kann man neue Merkmale entwerfen und veröffentlichen. Schon nach kurzer Zeit sind hunderte neue Merkmale im Umlauf. Zum Teil werden sogar wissenschaftliche und kommerzielle Genvorlagen für die "Darwin" Plattformen adaptiert. Natürlich kann man auch komplette Designs, Gen-Templates bestehend aus funktional abgestimmten Merkmalen herunterladen und ausprobieren.

Manche Designs haben praktische Anwendungen, wie das "Flusenpod"-Template aus dem eine kleines eiförmiges Wesen entsteht, das auf vier Stummelbeinen läuft, unermüdlich Staub in der Wohnung einsammelt und von der Darwin-Nährlösung lebt. Den passenden Nährlösungsspender kann jeder handelsübliche Drucker herstellen.

Ein bemerkenswertes Design ist der Meerk4t-Flyer. Ein flugfähiges Wesen, das über einer bestimmten Stelle kreist und einen Pfiff abgibt, wenn sich ein anderer Mensch nähert. Für so komplexe Funktionen braucht man allerdings das ZNS-Level-3 Upgrade für den Crescer und 100 ml Wombs.

Die CGG (Chaos Gene Group) zeigt wie man Darwin hacken kann. Die Tüftler verwenden Darwin, um biometrische Verifikation zu täuschen. Sie sequenzieren eigene (oder fremde) menschliche DNA und stellen daraus DNA-treue Fingerabrücke her. Fingerabdrücke, die nicht nur das richtige Muster aufweisen, sondern auch DNA-Flashtests standhalten (Template "Goldfinger"). Mit einigem Aufwand ist es sogar möglich, künstliche Augen herzustellen, die Retina-Muster für Zugangskontrollen perfekt imitieren.

http://jmp1.de/h2148