2265 Öko-Militarismus

Paramilitärische Einheiten von Pachamama besetzen Abbaugebiete von Methanhydrat nördlich von Skandinavien. Sie zerstören Fördereinrichtungen und verteidigen ihre Positionen gewaltsam gegen Polizeikräfte. Pachamama ist eine ökologische Mega-NGO. Sie gilt als militärischer Arm von ökologisch und preservationistisch orientierten Organisationen in aller Welt. Das ist der Beginn einer Serie von Öko-Kriegen.

Mit der fortschreitenden Zerstörung der Umwelt in den vergangenen 200 Jahren wurden ökologische Bewegungen immer wichtiger. In vielen Parlamenten gibt es starke ökologische Parteien. Manche Regierungen sind sogar ökologisch, preservationistisch oder restorativ dominiert. Dazu kommt eine anti-expansionistische Ideologie. Auch einige globale Konzerne verfolgen die ökologische Agenda. (20 Jahre später gewinnt die Bewegung in Form des Neosozialismus politisch die Oberhand.)

Mit der immer dramatischeren Umweltsituation radikalisiert sich auch Teil der ökologischen Bewegung. Öko-Terrorismus flackert seit dem 21. Jahrhundert immer wieder auf. Der Öko-Militarismus des 23. Jahrhunderts hat eine neue Dimension. Pachamama, Inuigi, Xingqiu Luse und andere Organisationen sehen keine andere Möglichkeit, als ihre Ziele mit Gewalt durchzusetzen. Ihnen geht es nicht mehr um einzelne Maßnahmen, die wachrütteln. Sie wollen weitere negative Entwicklungen verhindern, zur Not auch mit militärischer Gewalt: "Das Entgleisen der Ökosysteme kostet Millionen, wenn nicht Milliarden,  Menschenleben. Aktionen, die Schlimmeres verhindern, lohnen sich, auch wenn sie Menschenleben kosten" und "Opfer kontra-ökologischen Wirtschaftens sind immer Unschuldige. Die Opfer von Ökoaktionen sind nur die Schadensverursacher".

Pachamama hat sehr gute Verbindungen in Politik und Wirtschaft. Viele Leute sind mit den Resultaten von Pachamama-Aktionen einverstanden, auch wenn das Ausmaß der Gewaltanwendung umstritten ist. Das hindert Vertreter der ökologischen Bewegungen in aller Welt aber nicht daran, Pachamama und andere militante Gruppen zu finanzieren. Das private Spendenaufkommen ist gegenüber dem 21. Jahrhundert stark gewachsen. Dazu kommen Zuwendungen aus Wirtschaft und Politik.

Ziele und Aktionen von Öko-Militaristen ähneln viel mehr klassischen staatlich organisierten Kriegen, als punktuellen Terroraktionen. Die skandinavischen Methanhydrat-Felder werden dauerhaft besetzt. Verhandlungen scheitern. Ein Rückeroberungsversuch norwegischer Truppen wird zurückgeschlagen mit großen Verlusten bei den Angreifern.

Ein Jahr später besetzten militante Preservationisten von Inuigi ein 30.000 Quadratkilometer großes Elefanten-Schutzgebiet im Amazonas-Grasland in dem Kohlevorkommen ausgebeutet werden sollen. Inuigi versperrt Zugangswege durch Sensorgitter und ballistische Minen. Mobile Railguns für Hypervelocity Darts (HVD) und Micro Missile-Launcher (MM) patrouillieren die Region und sichern den Luftraum in Verbindung mit einem Nanosat-Netzwerk.

Manche Aktionen haben weiterhin terroristischen Charakter, wie die Tötung von 30 Millionen Rindern in Indien durch Xingqiu Luse, das Ausbringen einer künstlichen Schweinepest in Sichuan und Yunnan und die absichtliche radioaktive Verseuchung von Tagebauminen in Australien.

Aber militärische Aktionen überwiegen, dazu zählen:

- Die Zerstörung von Rinderfarmen in Argentinien und die dauerhafte Besetzung der Gebiete (durch Inuigi) einschließlich aktiver Rückkonvertierung zu Brachland (durch zivile lokale Organsationen).

- Kinetische Angriffe auf ozeanische Resourceextraktionsinfrastrukturen weltweit ausgeführt von (anfangs getarnten) orbitalen Plattformen. Die sich anschließende Auseinandersetzung um die orbitalen Kampfmittel führt zu großen Kollateralschäden im niedrigen Erdorbit. Pachamama verliert dabei alle Plattformen und deren Verteidigung. Es ist die erste große Niederlage einer ökomilitärischen Organisation.

- Die Besetzung von sibirischen Pharmen (Tier und Pflanzenzuchten für pharmakologische Grundstoffe) durch Pachamama.

- Die Zerstörung von Lithiumminen in Chile (durch Inuigi).

- Die Zerstörung von Bewässerungsanlagen in den kanadischen Rocky Mountains durch Inuigi. In Saskatchewan und Alberta (Kanada) wird trotz Wassermangel intensiv Landwirtschaft betrieben, teilweise in besonders ressourcenintensiven vertikalen Gewächshausplantagen. Seit die eiszeitlichen Aquifer leer sind, kommt Wasser nur noch aus den ehemaligen Nationalparks in den Rocky Mountains. Inuigi zerstört Pipelines und Pumpen, die das Wasser über hunderte Kilometer herangeführt haben.

- Zeitweise beherrscht Xingqiu Luse Teile Südostasiens und des australischen Kontinents. Der Kohleabbau wird stillgelegt und der Kalk-Raubbau am Great Barrier Reef unterbunden trotz heftiger Gegenwehr der Rohstoffkonzerne und des australischen Militärs.

Die Aktionen werden meistens nach dem gleichen Muster durchgeführt. Ökomilitärs greifen unverteidigte zivile Einrichtungen an und zerstören die relevante Infrastruktur. Einrichtungen, die danach wieder aufgebaut werden könnten, werden permanent gesichert. Gut befestigte, getarnte, durch Sensornetze und Mikrodrohnen überwachte Stellungen von HVD-Launchern sind dann nur schwer zurückzuerobern und halten typischerweise einige Jahre durch. Vor allem dann, wenn sie durch Nanosats unterstürzt werden.

Nicht nur der Grad der Gewaltanwendung ist umstritten. Auch die Auswahl der Ziele ist sehr kontrovers. Manche Aktionen verschlechtern die Versorgung der Bevölkerung ("Versorgung der Menschen ist irrelevant. Das ist das Allzweckargument der Umweltausbeuter") oder behindern ökologische Kompensationsmaßnahmen ("Korrektur statt Kompensation"). Fast alle Aktionen beeinträchtigen die Wirtschaft ("Disruption ist notwendig, um den falschen Weg zu verlassen").

Der Angriff auf den chilenischen Lithiumabbau wurde wesentlich unterstützt von Sea Horizon, einem globalen Rohstoffkonzern, der im großen Stil Rohstoffgewinnung aus Meerwasser betreibt, darunter Lithium.

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2487 Gründung der Behörde für Entwicklung und interstellare Beziehungen (ADIC) der Koalition

Noch gibt es keine Außenbeziehungen. Aber die Menschen haben mit ersten interstellaren Reisen begonnen.

Die solare Menschheit weiß schon einiges über die nähere Umgebung. Großteleskope zeigen, dass es in der näheren interstellaren Umgebung andere Zivilisationen gibt. Bison (Billion Square Kilometer Optical Network Terrestrial Planet Cartographer) hat bei Ross 614 in 13 Lichtjahren Entfernung einen Asteroiden mit künstlichen Lichtquellen identifiziert. In einigen weiter entfernten Systemen hat Bison große technische Strukturen im interplanetare Raum ausgemacht. Mehrere extrasolare Artefakte im Solsystem deuten darauf hin, dass in den vergangenen Jahrtausenden immer wieder Besucher in unserem Sonnensystem waren. Die Daten des Kaio-Schiffs enthalten Hinweise auf interstellare Zivilisationen. Die Daten sind zwar 50.000 Jahre alt, aber es ist anzunehmen, dass es da draußen heute, wie vor 50.000 Jahren, viele andere intelligente Völker gibt. Deshalb erwartet man, dass die Menschen schon bald auf andere Völker treffen werden.

Momentan sind interstellare Reisen noch sehr aufwändig. Sie dauern mehrere Jahre und sind riskant. Aber jede dieser Expeditionen kann den ersten Kontakt herstellen. Dessen ist man sich bewusst.

Mehrere Systemmächte bereiten interstellare Expeditionen vor. Die ADIC fördert solche Missionen. Im Gegenzug für eine finanzielle Beteiligung der ADIC an den Kosten begleiten Mitarbeiter der ADIC die Expeditionen als Beobachter und Botschafter. Das gilt natürlich nur für öffentliche bekannte Aktivitäten. Einige interstellare Expeditionen werden auch im Geheimen durchgeführt.

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2638 Entdeckung des Riesenplaneten Wotan

Der Planet ist zweieinhalbmal so groß wie Jupiter. Er hat eine Durchmesser von 350.000 km, aber nur die 3-fache Masse. Wotan ist ein Gasplanet. Im Gegensatz zu den Wasserstoff/Helium-dominierten Gasplaneten hat er einen hohen Anteil an schwereren Elementen in der Atmosphäre. Wotan liegt knapp außerhalb der habitablen Zone seines Sterns. Da Wotan selbst Wärme erzeugt, herrschen in seinen mittleren Atmosphärenschichten moderate Temperaturen zwischen -20 und +50 Grad Celsius. Wegen seiner Größe ist die Gravitation dort nur etwas höher als auf der Erde. Der Planet dreht sich in 10 Stunden einmal um seine Achse. Die Kombination aus schneller Rotation und relativ warmem Klima führt zu tropischen Stürmen, die das Wetter auf Jupiter mild erscheinen lassen. Windgeschwindigkeiten von 2000 km/h sind keine Seltenheit.

Die Oberfläche Wotans ist 7-mal größer als die Jupiters (fast 800-mal so groß wie die Erde). Wie Jupiter ist Wotan geprägt durch seine farbigen Wolkenbänder. Die Wettermuster sind allerdings noch viel feiner strukturiert. Zwischen den Wolkenbändern sind große stabile Wirbelstürme, die von entgegengesetzt rotierenden Jets-Streams angetrieben werden. Zwischen den großen Stürmen und den Wolkenbändern migrieren unzählige kleine Wirbel (bis 1000 km Durchmesser). Aus der Entfernung sieht man nur die obersten Schichten der Atmosphäre. Tatsächlich ist der moderate Teil Atmosphäre sehr tief. Stürme, Bänder und Wirbel liegen in mehreren Schichten übereinander. Es gibt Kamine, die Schichten miteinander verbinden. Eine besondere Wetterstruktur sind orthogonale Wirbelstürme, deren Achse parallel zur "Oberfläche" liegt. Diese Stürme beziehen ihre Energie aus entgegenlaufenden Winden in verschiedenen Höhen. Einige reichen von tiefen Schichten bis in die obere Atmosphäre.

200 Jahre später wird auf dem Planeten Leben entdeckt: die gasförmigen Wesen von Wotan. Eine der fremdartigsten Lebensformen, die wir kennen.

Die Individuen sind bis 500 km groß. Sie sind definiert durch die stationäre Einhüllende von Turbulenzfamilien, die in der Atmosphäre für lange Zeit stabil bleiben. Im Inneren finden komplexe stoffwechselartige Prozesse statt. Systeme von Mikrowirbeln transportieren Energie und Informationen zwischen Untereinheiten. Die Wesen nehmen an der Oberfläche kinetische Energie der Atmosphäre auf. Die Energiespeicherung geschieht ebenfalls kinetisch, in elliptischen Attraktoren. Sie können sich fortbewegen und folgen energiereichen Regionen der turbulenten Atmosphäre.

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2649 Angriff der Kelreci auf das Sol-System

Verteidigung mit technischer Hilfe Kisors.

6 Jahre zuvor besetzen Kelreci völlig überraschend Cobol. Mit weit überlegenen Schiffen dringen sie in das Cobol-System ein. Sie löschen die Außenposten bei Poseidon (Gasriese, 250 Monde) mit einem Schlag vollständig aus und kommen dann ins innere System. Sie bieten Cobol die Unterwerfung an. Cobol akzeptiert. Dann landen Truppentransporter und Kelreci-Krieger plündern die Städte Cobols. Das war der erste Kontakt der Menschen mit Kelreci von Miro.

2 Jahre später ereilt Valerius das gleiche Schicksal. Bis dahin hatten viele Menschen im Solsystem gehofft, dass Cobol ein Einzelfall wäre. Aber inzwischen kommen immer mehr schlechte Nachrichten von solaren Kolonien und anderen bevölkerten Systemen in Richtung Miro. Die Koalition beginnt mit der Aufrüstung.

Vor der Kelrec-Krise war die Koalition eher eine UNO im Raum gewesen. Alle Systemmächte unterhielten ihre eigenen Verteidigungskräfte. Es gab immer wieder militärische Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern der Koalition. Die Koalition versuchte zu schlichten, stellte Friedenstruppen und interplanetare Polizeikräfte. Die Koalition war offiziell verantwortlich für die Außenbeziehungen, aber viele Systemmächte entfalteten eigene interstellare Aktivitäten.

Nach dem Valerius-Vorfall ändert sich der Charakter der Koalition. Nachrichten von den Plünderungen erreichen das Solsystem. In mehreren großen Mitgliedsstaaten stürzen Regierungen über die Empörung der Bürger und Bürgerinnen, dass die Menschen den interstellaren Gefahren schutzlos gegenüberstehen.

Schon lange gab es starke Interessen, die Koalition von einem losen Staatenbund zu einer Regierung des Solsystems weiterzuentwickeln. Diese Kräfte sehen nun die Krise als Chance, die Machtverteilung zu ändern. Mit dem Vertrag von Toronto werden die Mitglieder verpflichtet, (im Verteidigungsfall) die Hälfte ihrer Raumstreitkräfte dem Oberkommando der Koalition zu unterstellen. Der Militärhaushalt der Koalition wird wesentlich vergrößert. Der Koalitionsrat erhält besondere Vollmachten für den Fall eines extrasolaren Angriffs.

Ein Jahr später gibt es bei Eris während eines Manövers einen Schusswechsel zwischen Koalitionskräften und einem unidentifizierten Schiff. Das Schiff wird zerstört. Man vermutet einen Kelrec-Kundschafter.

Generalsekretär Thomas Nhlapo nimmt den Eris-Zwischenfall zum Anlass, den Verteidigungsfall zu verkünden. Der Rat erhält damit ein Vetorecht für die Haushalte der Mitglieder. Raumfahrttechnologien und militärisch wichtige Forschungen werden priorisiert. Überall im System werden Werften auf- und ausgebaut. Zur Versorgung der Schiffsproduktion wird die Rohstoffgewinnung auf Merkur, im Asteroidengürtel und auf den Monden der Gasriesen intensiviert. Die Koalition bündelt die Verteidigungsanstrengungen. Sie koordiniert die Transformation der solaren Industrie zur einer Kriegswirtschaft.

2 Jahre vor dem Angriff der Kelreci auf das Solsystem kommt überraschend Hilfe von Kisor. Kisor entsendet zehntausende Fachkräfte aus vielen technischen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Bereichen. Kisor schickt keine eigenen Truppen oder Kampfmittel. Kisor will die Menschheit in die Lage versetzen, sich selbst zu verteidigen. Die Kisori optimieren technische Abläufe. Sie kümmern sich vor allem darum, die solare Wirtschaft effizienter zu machen. Sie identifizieren Engpässe und beheben sie durch die Einführung moderner kisorischer Designs und den Einsatz kisorischer Produkte. Bis zu 300.000 Kisori arbeiten im Solsystem als Technologieberater. Außer Personal schickt Kisor auch große Bibliotheken von Designs und Gigatonnen an technischer Ausrüstung. Kisorische Gilden organisieren den Transport ins Solsystem.

Aus Sicht solarer Nationalisten ist das eine große Verschwörung Kisors. Kisor's Berater ("Embedded Consultants") erhalten Zugang zu allen Geheimnissen der Menschheit. Sie empfehlen Produkte, Designs und Leistungen kisorischer Gilden. Solare Firmen bestellen, Kisor liefert und die Koalition zahlt in Kriegsanleihen mit guter Rendite, die später teuer zurückgekauft werden müssen.

Mit der Hilfe Kisors kann der erste Angriff abgewehrt werden. Eine Vorhut der Kelreci hatte überhastet angegriffen. Der überraschende Sieg der Menschen macht die Kelreci vorsichtiger. Sie belagern das Solsystem und dringen langsam immer weiter vor. Unter großen Anstrengungen, mit Glück und mit Kisors Hilfe kann die Plünderung der Erde verhindert werden.

Die Belagerung dauert 8 Jahre. Dann ziehen die Eindringlinge plötzlich ab.

Die solare Wirtschaft braucht 30 Jahre, um die Kosten für Kisors Hilfe abzuzahlen.

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2668 Entdeckung des Ultrametallplaneten Draco

Auf dem Planeten findet man natürlich erzeugte Ultra-Actinoide. Das sind sehr schwere Elemente, die sich auf der zweiten Insel der Stabilität um die Ordnungszahl 164 gruppieren. Sie haben ein viel höheres Atomgewicht, als die Superactinoiden der ersten Insel der Stabilität und sind sehr viel seltener.  Ultra-Actinoide haben interessante wissenschaftliche, wirtschaftliche und militärische Anwendungen.

Superactinoide kann man auf 2 verschiedene Arten erhalten. Man kann sie auf einigen wenigen Planeten abbauen, wo sie bei einer Supernova-Explosion deponiert wurden. Oder man kann sie künstlich herstellen in riesigen Beschleunigern, die Unmengen an Energie verbrauchen und ganze Kontinente an radioaktivem Abfall erzeugen.

Das geht bei Ultra-Actinoiden nicht. Ultra-Actinoide können nicht in relevanten Mengen künstlich hergestellt werden. Sie werden zwar wie Superactinoide in Supernova-Explosionen natürlich erzeugt, aber selbst die langlebigsten Ultra-Actinoide haben nur Halbwertszeiten von wenigen Wochen. Sie sind deshalb schon nach kurzer Zeit zerfallen und verloren. Ultra-Actinoide gibt es nicht in der freien Natur, zumindest nie lange. Das dachte man bisher.

Das Draco-System ist die große Ausnahme. Hier werden superschwere Elemente ständig neu erzeugt. Draco-B ist ein Neutronenstern, der sehr eng um einen großen Stern der Spektralklasse O kreist. Draco-B zieht von seinem Begleiter Materie ab. Die Materie bildet eine Akkretionsscheibe um den Neutronenstern. Aus dem Inneren der Akkretionsscheibe schießen Jets einen Teil der Materie mit nahezu Lichtgeschwindigkeit heraus. Das System ist ein sogenannter Mikroquasar. Davon gibt es mehrere in der Milchstraße. 

Der Mikroquasar hat einen Planeten: Draco. Draco ist schwerer als Jupiter, aber kaum größer, schon fast ein brauner Zwerg. Er läuft auf einer elliptischen Umlaufbahn um das exotische Doppelsternsystem. Die Umlaufzeit beträgt nur wenige Monate und bei jedem Umlauf durchquert Draco dabei einen Jet. Der Planet wird dann in einem Strom von Gigatonnen relativistischer Materie gebadet. Die relativistischen Teilchen hämmern auf den Planeten ein.

Der Jet ist ein gigantischer Teilchenbeschleuniger. Er besteht aus geladenen Teilchen, Ionen aller Arten, von Protonen bis zu relativistischen Eisenkernen. Die Teilchen kollidieren mit den Atomkernen der Oberfläche. Viele Atomkerne werden dadurch zerschmettert. Wie ein riesiges Sandstrahlgebläse trägt der Jet die Oberfläche ab. Etwas unter der Oberfläche sind die Ionen des Jets schon langsamer, abgebremst durch vorherige Reaktionen. Sie haben die passenden Geschwindigkeiten, um sich mit den Atomkernen dort zu verbinden. Sie sind immer noch schnell. Schnell genug, um die elektrische Abstoßung der Atomkerne zu überwinden. Aber wenn die Energie genau passt, dann lagert sich ein Ion an einen Kern an. Der Kern wird schwerer. Passen die Energien nicht zusammen, dann rasen sie weiter, etwas langsamer als vorher, weil sie Bremsstrahlung abgegeben haben. Eine titanische Flut von Gammastrahlung wütet auf dem Planeten und heizt die tieferen Schichten auf unvorstellbare Temperaturen. Unter der Oberfläche bilden sich Seen aus Quark-Gluon Plasma. Exotische Teilchen entstehen und vergehen in Sekundenbruchteilen. Dazu gesellen sich Fragmente von zerbrochenen Kernen mit relativistischen Geschwindigkeiten. Letztlich geben die Teilchen des Jets ihre gesamte Energie an die Oberfläche des Planeten ab. Das  wirkt wie eine immer wiederkehrende Supernova.

Seit Millionen Jahren wird Draco von den Teilchen des Jets bombardiert. Sie verschmelzen mit den Atomkernen auf und unter der Oberfläche des Planeten. Dabei entstehen gewaltigen Mengen von ultraschweren Elementen. Die meisten sind nicht stabil. Sie zerfallen in Sekundenbruchteilen wieder. Übrig bleiben die wenigen stabilen Isotope, vor allem Transuranide. In geringerem Umfang entstehen auch Elemente der ersten Insel der Stabilität, sogenannte Superactinoide. Manche davon haben lange Halbwertszeiten. So lange, dass sich zwischen der ständigen Neuproduktion und dem Zerfall ein Gleichgewicht eingestellt hat. Auf Draco gibt es mehr Superactinoide, als man jemals abbauen kann.

Aber der wahre Schatz von Draco sind Ultra-Actinoide von der zweiten Insel der Stabilität. Diese Elemente gibt es sonst nirgends und man kann sie auch nicht herstellen. Im Draco-System hat die Natur ein einzigartiges Szenario geschaffen, wo diese Elemente natürlich hergestellt werden und abgebaut werden können.

Es ist nicht leicht, auf Draco Bergbau zu betreiben.  Schon unter normalen Umständen ist ein Aufenthalt auf Draco schwierig. Der Planet ist zwar mehrere AU (Astronomische Einheiten = Erdbahnradien) von seiner Sonne entfernt, aber der Hauptstern ist ein blauer Riese mit 100.000-facher Leuchtstärke unserer Sonne. Alles muss durch Spiegel gegen die Strahlung des Sterns abgeschirmt werden. Gleichzeitig ist die Oberfläche ein Inferno an radioaktiver Strahlung. Niemand kann da hin. Auch keine Maschinen. Man sprengt deshalb aus der Ferne mit Antimaterie Teile heraus. Da sich die wertvollsten Elemente unter der Oberfläche befinden, muss man erst eine Menge Material abtragen. Mit Ketten von Antimaterie-Pellets, die auf Nanosekunden genau abgestimmt sind, werden kilometertiefe Löcher "gegraben". Das dauert Monate. Dann beginnt der Abbau der wertvollen Schichten. Die Technik ist ziemlich ähnlich, aber nun werden die abgesprengten Fragmente aufgefangen und verarbeitet.

Wenn später der Planet auf seiner Umlaufbahn wieder dem Jet nahe kommt, wird der Abbau eingestellt. Alle technischen Anlagen werden zurückgezogen. Während der Planet durch den Jet geht und das Inferno losbricht, befindet sich das schwere Gerät auf einem Orbit hinter dem Zentralstern.

Danach ist die Oberfläche nicht wiederzuerkennen. Nach dem Jet sind keine Spuren des vorherigen Abbaus mehr vorhanden. Die Bergbauanlagen werden so schnell wie möglich wieder herangeführt. Sie werden in einem weiten Orbit positioniert und beginnen wieder damit, an einigen Stellen die Oberfläche abzutragen.

Bei jedem Zyklus extrahiert man Gigatonnen von Schwermetallen. Daraus gewinnt man einige tausend Tonnen Superactinoide und wenige Tonnen Ultra-Actinoide. Die Superactinoiden werden verschifft. Viele der semi-stabilen Ultra-Actinoide werden an Ort und Stelle verwendet. Ein großer Industriepark entsteht im interplanetaren Raum des Draco-Systems. Zu den gewaltigen Anlagen der Abbauunternehmen kommen weiterverarbeitende Industrien, Anwender, wissenschaftliche Einrichtungen, technische Dienstleister und Versorgungsunternehmen. Draco und die Industriegebiete sind verbunden durch elektromagnetische Katapulte, die Rohmaterial und Endprodukte möglichst schnell aus dem inneren System wegbringen und verteilen.

Der Konzern Draco Ultra Kov Vyrobca ist der wichtigste Player. Die Firma entwickelte die grundlegenden Technologien und Verfahren zum Abbau der Schwermetallvorkommen auf Draco. Mehrere andere Konzerne haben die Technik lizensiert. Ein Großteil der Infrastruktur wurde von Draco Ultra Kov Vyrobca aufgebaut und wird jetzt von vielen verwendet.

Im Lauf der Zeit ändert sich die Umlaufbahn von Draco. Der Scheitelpunkt der Bahn dreht sich. In wenigen hundert Jahren wird sich die Bahn so weit verschoben haben, dass der Planet nicht mehr durch den Jet läuft. Dann endet die Zeit der Ultra-Actinoiden.

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2214 Entwicklung von Memetik-Techniken für Tiere

Mit KI-Unterstützung erzeugte Signale auf mehreren Sinneskanälen wirken auf die Informationsverarbeitung im Tiergehirn ein. Damit können Menschen effizienter mit Tieren kommunizieren. Gleichzeitig interpretiert eine KI das Feedback und "übersetzt" Verhalten und Signale in menschliche Sprache. Die bessere Verständigung löst das alte auf Befehl und Konditionierung basierende Verhältnis zwischen Mensch und Tier ab. Entwickelt zunächst für einige Hunderassen und Primaten, später auch für viele andere Arten.

Vergleichbare Techniken wirken auch auf Menschen. Ihre Anwendung ist meistens jedoch verboten und wird normalerweise auch von handelsüblichen Memfiltern blockiert.

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2648 Besuch eines Schiffes der Europäischen Forschungsstiftung auf Interia

Interia, Zentrum des Imperiums, Ursprung des interianischen Volkes, Quelle der Macht, Juwel des Reiches, kulturelle Hauptstadt, wissenschaftlicher Leuchtturm, industrieller Teraplex, Ordnungsmacht, Beschützer unzähliger Volker, Bewahrer des Friedens und seit 2000 Jahren Herz der umliegenden 2000 Lichtjahre.

Interia, diesen Namen hören die Menschen immer wieder. Das sei das Imperium. Das Imperium zu dem alles gehört. Das Imperium in dessen Machtbereich wir leben. Das Imperium herrsche durch seine Regionalzentren, heißt es. Kisor sei das lokale Zentrum. Kisor sorge im Auftrag Interias für Ordnung. Zumindest sei das immer so gewesen.

Aber noch nie haben die Menschen einen Interianer gesehen. Es gibt keine interianischen Raumflotten. Im Gegenteil, die bisherigen Erfahrungen der Menschen lassen auf eine gewisse Anarchie schließen. Auch wenn die Kisor-Zwillinge angeblich für Ordnung sorgen. Es hatte zwar bisher nicht viel Kontakt mit Kisor gegeben, aber wenn dann vor allem mit seinen Handelsgilden. Von militärischen Mitteln war noch nicht viel zu sehen. Und vor allem keinen Interianer.

Trotzdem sprechen viele Kontakte der Menschen vom Interianischen Imperium als die lokale Macht. Die Europäische Forschungsstiftung nimmt sich vor, dieses Mysterium aufzulösen. Sie rüstet 2 Raumschiffe aus für die lange Reise ins Herz des Imperiums über 1000 Lichtjahre.

Nicht alle sind glücklich über diese Mission. Einige befürchten mit einem Besuch erst die Aufmerksamkeit des Imperiums auf die Menschheit zu lenken. Vielleicht wäre es besser, sich bedeckt zu halten. Die Befürworter argumentieren, dass mit Kisor schon das Regionalzentrum des Imperiums von den Menschen weiß, dass der Schaden also nicht groß sein kann. Falls es dieses Imperium wirklich gibt. Manche vermuten sogar, dass dieses Imperium eine Erfindung Kisors ist, um bei der Durchsetzung kisorischer Interessen auf einen höheren Auftrag verweisen zu können.

Die beiden Schiffe, Dicke Hummel und Aegopodium Podagraria, kommen aus einer renommierten solaren Werft (Deimos Interstellars Corp., "Building Superluminals for over 200 Years“). Für die weite Reise werden sie mit Überlichttriebwerken von Artu und Kraftwerken von Thoris ausgestattet. Man heuert eine Gruppe von 5 Marui-Technikern an, die diese Anlagen warten können. Die Schiffe starten 2644 mit 80 Personen, je 15 für den Schiffsbetrieb, 22 Wissenschaftler, 8 Mitarbeiter des diplomatischen Dienstes der Koalition, der Expeditionsleitung und 13 Beobachter verschiedener Systemmächte.

Die Reise nach Interia dauert 3 Jahre. Davon sind nur 2 Jahre reine Flugzeit. Die übrige Zeit verbringt die Besatzung damit auf dem Weg Kontakte herzustellen, die genauen Koordinaten von Interia zu erfragen, sich nach günstigen Routen zu erkundigen, Navigationshindernissen auszuweichen, in einem weiten Bogen die Telugu-Domäne zu umfliegen, 3 der Marui wegen einer ansteckenden Krankheit zu einem Marui-Autodock zu bringen und mit dem letztlich vergeblichen Versuch, Ersatz für einen defekten Reaktor zu beschaffen.

Im Verlauf der Reise werden die Schiffe fünfmal geentert. Die Besatzung wird dreimal für kurze Zeit interniert, aber auch einmal als Vertreter eines neuen Imperiumsvolkes im Namen des Imperiums durch eine Schiffsparade willkommen geheißen. Auf Puraskar-III wird Expeditionsleiter Tolu Abani zum außerordentlichen Botschafter für das Puraskar-System ernannt, da die Hathrasi von Puraskar auch wissen wollen, was eigentlich mit Interia los ist. Dicke Hummel muss nach einem Jahr aufgegeben werden, da sich zu vernünftigen Preisen kein neuer Reaktor beschaffen lässt. Mit dem Schrottwert kann man aber immerhin einen Umbau bezahlen, um zusätzliche Ausrüstung und die Besatzung der Hummel an Bord der Podagraria unterzubringen. Außerdem werden 2 Marui angeheuert, die die erkrankten Kollegen ersetzen.

In einer Entfernung von 220 Lichtjahren vom Ziel erreicht die Podagraria das Droza-System, ein Hauptzentrum des Imperiums. Eine Patrouille bringt das Schiff weit außerhalb des Systems auf. Die Patrouille geleitet die Podagraria in das äußere System, wo eine Einsatzgruppe von 5 Schiffen übernimmt. Das System ist hochindustrialisiert, offensichtlich stark bevölkert und hat eine beeindruckende interplanetare Verkehrsdichte.

Die Podagraria wird mangels gültiger Zulassung zwangsweise stillgelegt. Ein Schlepper nimmt das Schiff auf und bringt es zu einer technischen Überprüfungsstelle im Droza-IX Orbit. Das besagt zumindest die Quittung.

Die Besatzung wird zum Orbitalring von Droza-V transportiert. Nach anfänglichen Missverständnissen und einigen Tagen Befragung im Fall "Imperium gegen Kapitän Thor Holland wegen Systemeinflugs ohne imperialen Pilotenschein" erkennt die Administration von Droza den Botschafterstatus des Expeditionsleiters an. Die Podagraria wird damit zum diplomatischen Kurierboot und die Besatzung erhält Immunität vor Strafverfolgung. Die Hathrasi von Puraskar wussten schon was sie tun, als sie Abani "alte, aber vermutlich noch gültige" imperiale Diplomaten-Codes mitgaben.

Abani bittet um Geleit nach Interia. Um die Sache abzukürzen lässt die Droza-Administration das Schiff auf einen Frachter verladen, der die Strecke nach Interia in einem Monat schafft. Eine Fregatte begleitet den Frachter.

Ohne weitere Zwischenfälle erreicht die Expedition Interia im August 2648 (1952/83 imperialer Zeitrechnung). Der Besuch ist schon angekündigt über das innere Relaisnetz.

Wie bei Droza ist das gesamte System sehr gut ausgebaut. Obwohl sich nur ein Planet, in der habitablen Zone befindet, sind offensichtlich 4 Planeten (Interia II bis V) besiedelt. Alle haben vollständige orbitale Ringe mit vielen Aufzügen, die wie Speichen eines Rades zum Planeten hinunter reichen. Überall sind riesige Installationen im Raum, manche eindeutig industriell. Es gibt sehr große Habitate darunter Hunderte von Kilometer lange Zylinder und unzählige technische Strukturen im inneren System, im interplanetaren Orbit, bei den Gasriesen und im äußeren Asteroidengürtel.

Ein Flottenverband empfängt die Podagraria. Der Verband wird von einer Person kommandiert. Inzwischen wissen die Expeditionsteilnehmer was das bedeutet. Personen sind die relevanten Individuen der interianischen Gesellschaft. Personen sind Oberhaupt eines Nestes und Mutter von Millionen Interianern.

Das Nest ist das Individuum. Das Nest wird vertreten durch das primäre Weibchen, die Person des Nests. Nur das primäre Weibchen legt Eier und bringt so alle Mitglieder des Nests zur Welt. Interianer haben sich aus einer Art Präriehunde mit weit verzweigten unterirdischen Nestern entwickelt. Allerdings leben sie schon lange nicht mehr in selbstgegrabenen Erdgängen. So wenig wie moderne Menschen in Höhlen leben.

Die einzelnen Mitglieder des Nestes sind selbständig denkende und fühlende Wesen. Aber sie betrachten sich nicht als Individuen, sondern als ausführende Hände des Nests, bzw. der Person. Nur die Person des Nests ist Bürgerin des Imperiums. Das Interia-System hat eine Population von 80 Milliarden. Insgesamt lebt etwa eine halbe Billion in den Nestsystemen des inneren Imperiums. Bei einer typischen Nestgröße von einer Million hat das Imperium nur etwa 500.000 Personen (oder Bürgerinnen).

Ursprünglich waren die Nester viel kleiner. In prähistorischer Zeit hatte ein Nest wenige tausend Hände. Es gab insgesamt nur ein paar hundert Personen und jede von ihnen stand mit allen Personen in der näheren Umgebung im Kontakt. Das waren früher eben nur die wenigen, die man mit prä-technischen Mitteln in einigen Stunden per Boten erreichen konnte. Mit genetischen Anpassungen und technischen Bewusstseinserweiterungen können die Personen heute mit allen 500.000 interagieren.

Parallel zur Ausweitung der Kommunikation erlaubte technische Unterstützung bei der Reproduktion eine massive Vergrößerung der Nester und damit individuellen Machtzuwachs. Der absolute Machtzuwachs durch die Nestvergrößerung relativiert sich natürlich, da alle Nester gewachsen sind.

Jede Person ist sich der Aktivitäten aller anderen stets bewusst. Sie wird informiert über deren Meinungen und Motive. Sie diskutiert und konkurriert ständig mit allen. Es gibt keine Abstimmungen oder Wahlen. Da alle im Wesentlichen die Meinungen aller anderen kennen, entsteht aus dem ständigen sozialen Ringen ein vorherrschender Konsens. Viele Personen sind durch ihre Meinungen miteinander verbunden. Kompatible Ansichten und gemeinsame Interessen führen zu Bündnisnetzwerken. Die Bündnisse entscheiden über den Einfluss einzelner Personen.

Die Meinungsführerin im Themenkomplex imperialer Strategie und Politik ist die Person des Imperiums, die mächtigste Person, repräsentatives Staatsoberhaupt, Moderatorin der Fraktionen, Integrationsfigur für alle 500 Milliarden, nach menschlichen Begriffen, die Kaiserin. Das Imperium ist gewissermaßen das übergeordnete Nest. Die Person des Imperiums ist das Imperium. Alle anderen Personen sind die Hände des Imperiums.

Vor 200 Jahren starb Addaja, die Person des Imperiums, im Alter von über 1200 Jahren. Addaja war die fünfte Person des Imperiums im interstellaren Zeitalter Interias. Ihre Vorgängerinnen hatten das Imperium zur derzeitigen Größe geführt. Aber dabei wurden die Ressourcen und die Gesellschaft stark strapaziert. Addaja beendete die Expansion. Ihre tausendjährige Regentschaft war ein goldenes Zeitalter der Stabilität, aber auch der Stagnation.

Nach einer Trauerphase begann das Ringen um die Nachfolge. Der Konflikt dreht sich um die Frage ob man die Expansion wieder aufnehmen oder die Stabilitätspolitik fortsetzen sollte. Seit 200 Jahren konkurrieren nun verschiedene Fraktionen um die Meinungsführung. Das ganze innere Imperium ist mit sich selbst beschäftigt in einem titanischen Ringen um Reputation, um wirtschaftliche, kulturelle und strategische Dominanz. Alle Personen sind in diese Auseinandersetzung eingebunden. Das Imperium zieht seine Kräfte zurück.

Noch nie hat die Auswahl der Person des Imperiums so lange gedauert. Inzwischen ist das Imperium in Gefahr. Die Regionalzentren betrachten sich schon als selbständig. Neobarbaren bedrohen die Grenzen. Sie räumen verlassene Depots aus und überfallen Zivilisationszentren.

Einige Personen beteiligen sich nicht am ständigen sozialen Wettkampf. Es gibt unabhängige Personen verschiedener Couleur: von Aussteigern, die der Reizüberflutung des Mainstreams entfliehen und in kleineren Gruppen mit Nestern ursprünglicher Größe leben, bis zu Einsiedlern ganz ohne soziale Interaktion. Es gibt Gesetzlose, die andere Nester überfallen und Exzentriker, die im Mainstream leben, sich aber dem sozialen Konsens verweigern.

Eine verantwortungsvolle Gruppe Unabhängiger sorgt sich mehr um das Imperium, als um ihren sozialen Status. Sie dienen dem Imperium, auch wenn sie sich dafür nicht am großen sozialen Diskurs beteiligen können. Das sind die Bewahrer. Sie führen die Strategie der Person des Imperiums fort, während die anderen mit der Auswahl der neuen Kaiserin beschäftigt sind.

Einer dieser Bewahrer empfängt die Podagraria. Interia ist erfreut über die Menschen. Ein neues Volk an der Grenze, das sich aus eigener Kraft in das interstellare Umfeld wagt. Ein Volk, das einigermaßen zivilisiert mit vorsichtiger Expansion beginnt. Ganz im Gegensatz zu Neobarbaren, die mit moderner Technik, aber barbarischen Sitten viele Probleme bereiten. Erfahrungsgemäß ist ein Volk wie die Menschen ein Kandidat für die zukünftige Führung eines Regionalzentrums.

Aber die Menschen haben ein Problem. Kurz vor dem Abflug der Expedition wurden solare Kolonien von Kelrecs überfallen. Man erwartet einen massiven Angriff auf das Solsystem. Der weit überlegenen Technik, die die Kelrecs aus interianischen Depots geplünderten haben, könnten die Menschen nichts entgegensetzen. Inzwischen sind 3 Jahre vergangen. Das Solsystem wird tatsächlich schon belagert. Die Menschheit steht vor dem Abgrund.

Die Bewahrer mobilisieren die interianische Militärmaschinerie und greifen Miro, den Heimatplaneten der Kelrecs, an. Die Belagerer ziehen sich zurück. Es wird die letzte große Flottenaktion des Imperiums.

Die Menschheit kommt mit einem blauen Auge davon.

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2873 Entdeckung der Supra-Zone

Entdeckung der Supra-Zone, ein ca. 200 Mio. km großen Bereich im interstellaren Leerraum in dem die Vakuumlichtgeschwindigkeit variiert (750 Lj. vom Solsystem)

In einigen Teilen der Supra-Zone ist die Lichtgeschwindigkeit um bis zu 30% höher. Durch Ausnutzung der Verhältnisse in der Supra-Zone können Materialien mit besonderen Eigenschaften hergestellt werden. Die Supra-Zone ist deshalb sehr wertvoll und schnell zwischen den umliegenden Machtbereichen umstritten.

Da sich die Supra-Zone im interstellaren Raum befindet, erheben viele Mächte Anspruch:
  • die Ter, deren Sonnensystem am nächsten liegt
  • ein mobiles interspezielles Tera-Habitat ("Lichtburg“), das tatsächlich zufällig in nur 3 Lichtwochen Entfernung an einem Einzelgängerplaneten verankert ist, 
  • Askon, 
  • Marui, 
  • die Edar-Föderation
  • das Melfiden-Konglomerat aus der näheren Umgebung, 
  • Marui-Son, eine alte Marui Kolonie, von wo ein Schiff als erstes Naherkundung durchgeführt hatte, 
  • Triamant, ein V-Cluster, der als erster einen physische Präsenz direkt an der Supra-Zone etablierte, 
  • 14 verschiedene k'tkik'tkup't Kollektivwesen, 
  • die irdische Kolonie Dewa, da astronomischen Messungen von dort erste Hinweise gegeben hatten, 
  • die solare Koalition, die sich als Dachorganisation irdischer Kolonien betrachtet und Dewa vertritt,
  • Kisor 
  • Telugu-Imperium aus jeweils ca. 200 Lj. Entfernung, 
  • Yalung, deren Machtbereich Mansalu zwar mehr als 800 Lj entfernt ist, die die Supra-Zone aber aufgrund ihrer wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Bedeutung zum Wohle aller Völker sichern wollen.

2227 Entwicklung der Weltspiel-Wirtschaftstheorie

Die Theorie erweist sich als epochaler Durchbruch im analytischen Verständnis der Wirtschaftswissenschaften. Die Weltspiel-Modelle können die Wirtschaftsdynamik der vorangegangenen 250 Jahre sehr genau beschreiben. Durch die Anwendung der Theorie können nun wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen so gesteuert werden, dass Krisen abgemildert und Rezessionen vollständig vermieden werden können.

Ab 2232 wird Weltspiel in großem Umfang eingesetzt und sorgt für ein langes moderates Wachstum ohne Störungen. Schon wird das Ende der Wirtschaftszyklen ausgerufen. Dann stürzt die Weltwirtschaft Anfang 2250 unerwartet in eine schwere Rezession.

Die Krise hatte sich weder in den Modellen gezeigt, noch durch eine übertriebene Boomphase angekündigt. Es stellte sich heraus, dass Weltspiel hervorragend funktioniert, solange sich nur ein kleiner Teil des Marktes daran orientiert (Weltspiel-Paradox). Sobald viele Marktteilnehmer gut informiert sind, destabilisieren Rückkopplungseffekte das System. Der 20-jährige Weltspiel-Aufschwung erweist sich im Nachhinein als sehr labiles Gleichgewicht.

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2357 Erstmals gelingt die räumliche Versetzung einer Versuchsapparatur durch Deformation des Raums

Man hatte schon vorher erfolgreich von außen die Raumzeit künstlich deformiert. Aber nun gelingt dies erstmals von innerhalb der Blase. Die Versuchsapparatur verdichtet die Raumzeit in einer Richtung und expandiert sie in der anderen. Damit entsteht eine scheinbare Bewegung ohne, dass sich das Objekt im Raum bewegt. Es ist der Raum selbst, der sich bewegt.

Der Raum wird aber nicht makroskopisch deformiert. Man benutzt fraktale Raumverzerrungen, die hohe Gravitationsgradienten an einem Geflecht infinitesimaler Faltflächen erzeugen. Die Faltflächen haben eine fraktale Dimension nahe 3. Sie sind raumartig, haben aber theoretisch kein Volumen in dem die Raumzeit gekrümmt werden muss. In der Praxis sind die fraktalen Faltflächen nicht streng zweidimensional. Aber das reale Gesamtvolumen ist so gering, dass keine exotische Materie nötig ist, wie früher angenommen. Die negative Energie virtueller Teilchen an einem künstlichen Ereignishorizont liefert auf sub-nuklearen Längenskalen die nötigen Gravitationsgradienten. Der Ereignishorizont für virtuelle Teilchen entsteht durch einen Quantenspiegel, der die CP-Verletzung verwendet, um D-Mesonen und ihre Antiteilchen zu trennen.

Der messbare Effekt ist noch gering. Die scheinbare Bewegung beträgt nur wenige Mikrometer pro Sekunde. Aber noch nie zuvor hat sich ein von Menschen geschaffenes Gerät durch Krümmung des Raums selbst bewegt.

Viele Forschungsgruppen arbeiten an Verbesserungen. Schnell erreicht man scheinbare Geschwindigkeiten von Metern pro Sekunde. Im Lauf der Zeit werden viele Parameter optimiert. Manche Mechanismen werden verbessert, andere durch leistungsfähigere Alternativen ersetzt.

Die tatsächliche Größe der Faltflächen spielt eine wichtige Rolle. Je höher die fraktale Dimension, desto feiner sind die Faltflächen und desto größer der erreichbare Gravitationsgradient und die Geschwindigkeit.

Der Antrieb läuft gepulst. Jeder Puls erzeugt eine kleine Raumverschiebung. Die scheinbare Geschwindigkeit ist deshalb proportional zur Taktfrequenz. Die Zykluszeit sinkt bald von Millisekunden auf Nanosekunden. Dafür stellt man die aktive Zyklussteuerung auf einen Resonanzeffekt um. Das ist ein Paradigmenwechsel, für den viele andere Komponenten angepasst werden müssen.

Später ersetzt man D-Mesonen durch B-Mesonen wegen ihrer höheren Masse. Das erhöht den Energiebedarf, aber auch die Geschwindigkeit bis in den Bereich von Kilometern pro Sekunde. Die Verwendung von noch schwereren T-Mesonen für die Erzeugung negativer Energie bleibt lange unerreichbar. Die Teilchen sind zu kurzlebig. Das gelingt erst viel später mit extrasolarer Technologie.

Statt eines CP-basierten Quantenspiegels werden schließlich Quantum Black Holes als Ereignishorizont benutzt. Damit öffnet sich die Möglichkeit WIMPs (Weakly Interacting Massive Particles) oder M-BEC (Meson-Bose Einstein Condensates) statt einzelnen Mesonenpaaren zu verwenden. Deren Erzeugung in relevanten Mengen liegt noch weit in der Zukunft. Auch Pikosekunden-Takte werden erst mit extrasolarer Technik möglich.

Jede Verbesserung bringt einen Effizienzgewinn, eine höhere Geschwindigkeit, einen geringeren Energieverbrauch, höhere Zuverlässigkeit oder Manövrierfähigkeit. Echte Überlichttriebwerke in interstellaren Raumschiffen werden nichts mehr gemeinsam haben mit den ersten Versuchsapparaturen. Aber das Grundprinzip bleibt bis in das Überlichtzeitalter gleich.

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2691 Ermordung von Saa Madueke auf Panaha im Nadu-System.

Die Nigerianerin war berühmt geworden durch ihren Einsatz für die semiintelligenten Korikoalarinkiri (Graswanderer, kurz Koriko) in der Tibia Ojo Tiefebene des Loriotun Kontinents auf Panaha im System der Sonne Nadu.

Die Tiefebene ist der einzige für Menschen bewohnbare Bereich des Planeten. Nach den Progromen auf der Erde nimmt die Auswanderung nach Panaha stark zu. Die Wohngebiete der Kolonisten dringen immer weiter in den Lebensbereich der Koriko vor. Nach 30 Jahren sind die Koriko vom Aussterben bedroht. Madueke, eine Panaha-Geborene, lebt in den wilden Sümpfen zusammen mit den Koriko. Sie wird berühmt durch eine Dokumentation von Oda Hideyoshi für das Natur-Magazin Shizen. Die Tutu Awo-Stiftung sammelt durch Merchandising bedeutende Summen zum Schutz der Koriko. Besonders beliebt sind die 3D-Tapeten von Tibia Ojo Landschaftsszenen, die vom Xiandaizhuzhai-Kanal der Slink-Abenteurerin Su Mei, an Tutu Awo gespendet wurden.

Die Anstrengungen reichen aber nicht aus. Der letzte freie Koriko wird 2705 gesehen. Dann aber müssen 2718 alle Siedlungen im Nadu System wegen des Kisor-Krieges aufgegeben werden. Die Koriko in den von Tutu Awo finanzierten Schutzgehegen werden freigelassen, vermehren sich und breiten sich wieder über die Tibia Ojo Ebene aus.

Erst 90 Jahre später kehren Menschen nach Panaha zurück. Sie treffen überraschenderweise auf Yoruba sprechende Korikoalarinkiri. Ranger hatten in den Schutzgehegen einigen Individuen die Sprache beigebracht und diese gaben ihr Wissen an ihre Gefährten und Nachkommen weiter.